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Mark Brandis - Raumsonde Epsilon

Mark Brandis - Raumsonde Epsilon

Titel: Mark Brandis - Raumsonde Epsilon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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bestimmender starrer Tentakel. Der Anblick erinnert an eine Medusa. Durchmesser: etwa dreißig bis fünfunddreißig Meter. Farbe: changierend. Keine Aufschrift, keine sonstige Kennzeichnung.«
    »Lieutenant Stroganow!«
    »Sir!«
    »Ergänzen Sie! Datum und Uhrzeit!«
    »Datum und Uhrzeit! Aye, aye, Sir.«
    Die Macht, nach der sie alle griffen – ich hatte sie beschrieben: Ein scheibenförmiges Gebilde mit einem Buckel und ein paar Fühlern. Auf den Blick von außen: nichts Besonderes! Aber dreizehntausend Jahre, die uns noch fehlten, waren in ihr enthalten.
    »FK an Brücke! Die Hermes hat sich gemeldet. Oberst Khan will Sie sprechen.«
    »Mich?«
    »Den Kommandanten von SK 633!«
    »Stellen Sie durch!«
    Es war soweit: Krieg oder Frieden?
    Was würde Oberst Khan mir ankündigen?
    Der Lautsprecher wurde lebendig.
    »SK 633, Zeus, Sie behindern meine Fahrt! Gehen Sie auf Distanz!«
    Ich drückte die Taste.
    »Hier spricht Commander Brandis, zur Zeit Kommandant des Schweren Kreuzers Zeus unter der Flagge der EAAU. Oberst Khan, übergeben Sie Schiff und Sonde!«
    Zwei, drei Sekunden Stille.
    Dann wieder Oberst Khan, kalt und gefaßt: »Übergabe abgelehnt!«

Kapitel 18
    »RC an Brücke! Die Hermes hat abgekoppelt!«
    »Danke, RC. Ich habe es gesehen.«
    Die Verbindung zwischen den beiden Flugkörpern war gelöst. Oberst Khan hatte die Magnetkoppelung abschalten lassen – dies jedoch nicht mit der Absicht, die Epsilon-Bootes-Sonde im Stich zu lassen.
    Was ging in diesem Mann vor?
    Auf dem Höhepunkt seines Triumphes erreichte ihn das demütigende Ultimatum. Er war überrascht gewesen: daher sein kurzes, kaum wahrnehmbares Zögern. Das nächtliche Massaker auf dem Uranus schien noch nicht bekanntgeworden zu sein; der Oberst wähnte die rechtmäßige Hermes-Crew unverändert in der Obhut seiner Soldaten. Erst als ich mich zu erkennen gab, begriff er den Umschwung der Lage.
    Der Lautsprecher übertrug wieder Oberst Khans Stimme: »Was ist aus Hauptmann Saadi und seinen Männern geworden!«
    Ich behielt, während ich antwortete, die Hermes im Auge. Seitdem sie abgekoppelt hatte, lag sie auf Parallelkurs, fünf Schiffslängen entfernt, schräg über uns. Ich sah sie durch die Steuerbordverglasung des Cockpits.
    »Ich bedauere aufrichtig, Ihnen mitzuteilen, daß Hauptmann Saadi und seine Einheit nicht mehr am Leben sind.«
    Die Hermes zog plötzlich hoch – wie um sich der Zeus ins Genick zu setzen.
    »Ich möchte es Ihnen erklären, Oberst!« sagte ich.
    Der Lautsprecher blieb stumm. Von der Hermes kam keine Antwort.
    »Brücke an FK! Warum unterbrechen Sie die Verbindung?«
    »Sir, das bin nicht ich! Die Hermes hat abgeschaltet.«
    Meine Hoffnung, die verfahrene Situation in letzter Minute durch ein Gentlemen‘s Agreement zu retten, fiel in sich zusammen wie ein Kartenhaus. Noch während ich mit Oberst Khan sprach, hatte sich dieser in eine für ihn günstige Angriffsposition manövriert.
    Glaubte er ernsthaft an eine reelle Chance?
    Die Zeiten, in denen sich die Hermes mit einem Schweren Kreuzer messen konnte, waren vorbei. Die schweren Waffensysteme fehlten. Gewiß, auch ihre leichten Waffen vermochten Wunden zu schlagen – und unter kosmischen Bedingungen zählt jede Wunde doppelt und dreifach. Es mußte verhindert werden, daß Oberst Khan die Dinge auf die Spitze trieb.
    »FK, in diesem Fall geben Sie einen Blinkspruch durch.«
    »Blinkspruch. Aye, aye, Sir.«
    Ich überlegte kurz.
    Dann stand die Formulierung fest, und ich ließ durchgeben: »Zeus an Hermes. Anbiete ehrenhafte Bedingungen der Übergabe.«
    »Geben Sie das sofort durch, Lieutenant!«
    »Aye, aye, Sir.«
    Lieutenant Mercier machte sich an die Arbeit.
    Ich schaltete auf Teleskoportung. Einige Schiffslängen vertikal nach backbord versetzt, saß uns die Hermes tatsächlich, wie ich befürchtet hatte, sprungbereit im Nacken.
    »Befehl ausgeführt, Sir!« meldete Lieutenant Mercier.
    »Danke, FK!« bestätigte ich. »Wie lautet Oberst Khans Antwort?«
    »Keine Antwort, Sir.«
    »Wiederholen Sie den Spruch!«
    »Wiederholen. Aye, aye, Sir.«
    Als mir später, im Lauf der Untersuchung, von einem Angehörigen der Gemischten Kommission die Frage vorgelegt wurde, aus welchem Grunde ich auf einer Wiederholung dieses Blinkspruchs bestanden habe, erklärte ich:
    Ich hielt es für meine menschliche Pflicht, das sich anbahnende Gefecht zu verhindern: einmal, weil es unweigerlich mit der Vernichtung eines der teuersten und wertvollsten VEGA-Schiffe, der Hermes,

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