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Mark Brandis - Raumsonde Epsilon

Mark Brandis - Raumsonde Epsilon

Titel: Mark Brandis - Raumsonde Epsilon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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Lautsprecher sogleich wieder hochgescheucht.
    »RC an Commander! Sir, würden Sie sich bitte auf die Brücke bemühen? Wir haben Kontakt.«

Kapitel 17
    Der kleine Lichtpunkt auf dem Monitor wanderte in das Fadenkreuz ein. Die automatische Steuerung war außer Betrieb. Das letzte Stück der Reise flog ich das Schiff von Hand.
    Das letzte Stück?
    Noch war hierüber das erlösende Wort nicht gesprochen. Anfragen und Bestätigungen, Meldungen und Gegenmeldungen eilten hin und her.
    »Brücke an RC! Ist der Kontakt bereits identifiziert?«
    »Noch nicht, Sir.«
    »Navigator!«
    »Sir?«
    »Halten Sie fest: Schiff geht auf freies Manöver!«
    »Schon vermerkt, Sir.«
    »Lieutenant Xuma!«
    »Sir?«
    »Kontrollieren Sie die Waffensysteme!«
    »Waffensysteme kontrollieren! Aye, aye, Sir.«
    »RC! Ich vermisse Ihre Meldung!«
    »Noch nichts Neues, Sir. Kontakt ist immer noch nicht identifiziert.«
    Major Young betrat eilig das Cockpit. Er hatte geschlafen und war aus diesem Grunde nicht ganz auf dem laufenden.
    »Was ist los, Commander? Haben wir das Ding endlich?«
    »Es steht noch nicht fest, Major.«
    »Darf man ein bißchen zusehen?«
    »Nicht jetzt, Major! Ich kann mich ohnehin kaum rühren.«
    Der Lichtpunkt begann auszuwandern. Die Zeus schwang herum und folgte: ein wendiges, fast nervös zu nennendes Schiff. Um es auf Kurs zu halten, mußte man Gefühl in den Fingerspitzen entwickeln.
    »Mr. Romen!«
    »Hier, Sir!«
    »Überprüfen Sie die Klimaanlage!«
    »Klimaanlage ist o.k., Sir!«
    »Mir ist heiß!«
    »Sir, ich kann keinen Defekt entdecken.«
    »Danke, Lieutenant! Begeben Sie sich wieder auf Ihren Posten!«
    Wenn es an der Klimaanlage nicht lag, daß ich schwitzte, so konnte nur Nervosität daran schuld sein. Die Aufregung mochte verständlich sein – ich durfte nicht zulassen. daß sie von mir Besitz ergriff. Mehr denn je benötigte ich einen kühlen Kopf. Ein Commander, der als sein eigener Pilot schwitzend am Pult sitzt, ist ein schlechtes Vorbild.
    »Waffensysteme kontrolliert, Sir. Hundert Prozent und gesichert.«
    »Danke, Mr. Xuma.«
    »Commander, ich muß darauf bestehen, mehr über Ihre Absichten zu erfahren!«
    »Major Young, ich wiederhole: Sie stören!«
    Der Major fing an, mir auf die Nerven zu gehen. Mit seiner Entsendung hatte Minister Nekrassow dem Unternehmen einen schlechten Dienst erwiesen. Mochten seine Militärs darauf auch bestanden haben: er hätte sich dem widersetzen müssen. Geteilte Befehlsgewalt über ein Schiff oder eine Expedition bedeutet, daß letztlich niemand mehr zuständig ist. In meinem Bericht würde dieser Punkt zur Sprache kommen: klipp und klar, ohne Diplomatie und Rücksichtnahme. In der Politik mag man ohne Kompromisse nicht auskommen; an Bord eines Schiffes sind sie ein Ärgernis.
    »Lieutenant Romen!«
    »Sir?«
    »Talkum!«
    »Talkum. Aye, aye, Sir.«
    Unter dem weißen Pulver wurden die Hände kühl und trocken, wie ich sie brauchte. Wenigstens ihnen, denen 6750 durch den Raum stürmende Tonnen, gebündelt unter der Bezeichnung Schwerer Kreuzer, anvertraut waren, vermochte die knisternde Nervosität nichts mehr anzuhaben.
    »RC an Brücke!«
    »Endlich!«
    »Kontakt ist kein Meteorit, Sir!«
    »Was ist er dann?«
    »Nun, Sir – er sieht ziemlich ungewöhnlich aus.«
    Lieutenant Simopulos verfügte über die besseren Informationen. Das Bild auf dem Brückenmonitor taugte nur für den Nahbereich. Aus dem Punkt war eine konturlose Qualle geworden.
    »RC an Brücke! Kontakt ist einwandfrei ein fremder Flugkörper.«
    »Danke, RC.«
    Das letzte Stück! Also doch.
    Noch während ich dies dachte, regte sich der Zweifel.
    »Lieutenant Simopulos, schließen Sie aus, daß es sich um die Hermes handelt?«
    »Nicht unbedingt, Sir. Aber falls es wirklich die Hermes ist, dann, Sir, ist sie nicht allein. Der Kontakt ist, wie gesagt, ungewöhnlich.«
    Lieutenant Simopulos’ vorsichtige, zögernde Art der Formulierung war mir hinlänglich bekannt. Lieber hielt er eine Meldung zurück, als daß er sie hinterher berichtigte. Bei aller Pedanterie – oder auch dank ihr – war er ein hervorragender Radar-Controller.
    Der ungewöhnliche Kontakt konnte nur bedeuten: Oberst Khan hatte vollendete Tatsachen geschaffen. Die Hermes hatte die Büchse der Pandora bereits auf den Haken genommen und schleppte sie nunmehr zwecks weiterer Auswertung dem nächsten VOR-Hafen entgegen.
    Nun, da endlich Gewißheit bestand, wurde ich ruhig; und wie man mir später erzählte, ging meine Ruhe auch

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