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Mark Brandis - Unternehmen Delphin (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Mark Brandis - Unternehmen Delphin (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Titel: Mark Brandis - Unternehmen Delphin (Weltraumpartisanen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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nickte dem General zu und nahm seinen Platz wieder ein.
    Brandis spürte, wie Gleichgültigkeit von ihm Besitz ergriff – jene tödliche Gleichgültigkeit, die auch den Ertrinkenden befällt, sobald er die Sinnlosigkeit aller seiner Anstrengungen begriffen hat und sich seinem Schicksal überläßt. Aber noch war er gewillt, eine letzte Anstrengung zu versuchen.
    »General«, sagte er, »ich muß darauf bestehen, daß auch die Ansicht des Ministers Tschou Fang-Wu in dieser Angelegenheit gehört wird!«
    Im Grunde hatte er nichts anderes erwartet: Der General überhörte es. Bevor er aufstand, nahm er die Mütze ab. Sein kurzgeschnittenes schwarzes Haar begann an den Schläfen zu ergrauen.
    »Im Namen des administrativen Tribunals der Vereinigten Orientalischen Republiken verkünde ich folgendes Urteil: Der Angeklagte, Commander Mark Brandis, wird als Feind der VOR zum Tode verurteilt. Das Urteil wird unmittelbar nach seiner Verkündung auf dem Gefängnishof vollstreckt. Das Urteil ist rechtskräftig. Eine Berufung ist nicht statthaft.«
    Der General setzte die Mütze wieder auf und winkte die beiden Polizisten aus dem Hintergrund wieder herbei. Brandis fühlte sich ergriffen: seine Arme wurden auf den Rücken gedreht, Handschellen schlossen sich um seine Gelenke. Alles erfolgte so rasch und verriet so viel Geschick und Übung, daß jeder Versuch, sich dagegen zu wehren, zu spät kommen mußte. Brandis warf den Oberkörper zurück und spreizte die Beine. »General«, rief er, »haben Sie denn überhaupt nichts begriffen? Ich kam hierher, um Sie zu warnen!«
    Ungerührt schloß der General die vor ihm liegende Akte. Die Polizisten stießen und zerrten Brandis aus dem Raum. Nach einigen Sekunden gab er es auf, sich ihnen zu widersetzen.
    Sonderbarerweise galten seine Gedanken, während er sich durch den Gang führen ließ, weder seiner gescheiterten Mission, noch der bevorstehenden globalen Katastrophe – daran hatte er lange genug gedacht, und jetzt war er erschöpft und müde –, sondern einzig und allein Ruth O‘Hara.
    Damals, als er sie auf der Venus verließ, hatte niemand geahnt, daß es ein Abschied werden würde. Nun wurde daraus ein Abschied für immer – vorausgesetzt, daß er nicht schon vollzogen war. Die Wahrscheinlichkeit, daß man Ruth am Leben gelassen hatte, war gering. Als Sekretärin des zum zweitenmal entmachteten Präsidenten Dr. Samuel Hirschmann gehörte sie automatisch zu den Feinden des neuen Regimes im Zeichen der Reinigenden Flamme .
    Als Brandis auf den Hof hinaustrat, zögerte er kurz. Die beiden Polizisten verstärkten ihren Druck. Er spannte seine Schultern und ging weiter.
    Feiner Nieselregen schlug ihm ins Gesicht.
    Ein Kreidekreuz an der grauen, nassen Betonwand kennzeichnete die Position, die er einzunehmen hatte. Die beiden Polizisten führten ihn darauf zu.
    Das Exekutionskommando stand bereit: zwölf Sicherheitspolizisten in grauen Uniformen, die Laser-Gewehre bei Fuß. Ihre olivgrünen Helme schimmerten feucht. Im fahlen Licht wirkten die gekrümmten Mongolschwerter darauf noch gelber, als sie eigentlich waren. Drei Schritte von ihnen entfernt stand der kommandierende Offizier: fremd, verschlossen und abweisend wie alles, was Brandis bisher von der VOR gesehen hatte. Sein flächiges Gesicht mit den breiten Backenknochen war ohne jeden erkennbaren Ausdruck.
    Vor der Mauer blieb Brandis stehen, das Gesicht den aufmarschierten Soldaten zugewandt. Die beiden Polizisten faßten ihn bei den Schultern und drehten ihn herum.
    Nun verblaßte in Brandis auch die Erinnerung an Ruth, und alles, was ihn noch zu beschäftigen vermochte, war die Überlegung, wie paradox es doch war, daß die Menschen in all den Jahrtausenden ihrer geschichtlichen Entwicklung im Grunde nichts dazugelernt hatten. Unter der dünnen Tünche der Zivilisation brach immer wieder die alte Barbarei hervor. Der Mensch als des Menschen Freund: nicht einmal in der EAAU, die dieses Ideal ein halbes Jahrhundert lang zum Fundament ihrer Verfassung gemacht hatte, war es damals verwirklicht worden.
    Die Polizisten ließen Brandis los und traten zur Seite. Der Regen wurde merklich stärker.
    Wer, dachte Brandis, hatte die Mauern dieser Art je gezählt, wer die Namen all der Männer und Frauen notiert, die davor ihre letzten, einsamen Sekunden verbrachten? Eine Stimme – wohl die des kommandierenden Offiziers – gab einen kurzen Befehl. Die angetretenen Soldaten entsicherten ihre Waffen.
    Brandis‘ Stirn sank gegen den

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