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Mark Brandis - Verrat auf der Venus (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Mark Brandis - Verrat auf der Venus (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Titel: Mark Brandis - Verrat auf der Venus (Weltraumpartisanen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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warnen. Aber eine solche Möglichkeit gab es nicht. Einer von uns hätte sich einen Raumanzug anlegen und hinüberrennen müssen – ein zeitraubender Vorgang, und Zeit stand uns nicht zur Verfügung, vorausgesetzt, die Kampfschiffe hatten es wirklich auf uns abgesehen. Wohl oder übel mußte ich den Major seinem Schicksal überlassen.
    »Sir«, sagte Lieutenant Stroganow, »das Kurierschiff antwortet nicht.«
    Ich warf einen erneuten raschen Blick auf den Radarschirm und dann auf den Computer. Es blieb uns eine knappe Minute zum Abheben. »Versuchen Sie es noch einmal, Lieutenant!«
    »Aye, aye, Sir!«
    Mein Sessel schwang herum. »Klar zum Alarmstart, Captain! Zünden Sie das Triebwerk!«
    Captain Monniers Augen blickten kalt. Er rührte sich nicht. »Sir«, sagte er mit leidenschaftslosem Haß, der seine Stimme fast höflich klingen ließ, »darf ich Sie darauf hinweisen, daß Sie auch diesmal wieder im Begriff sind, eine klare Order zu mißachten?«
    Auf diesen Augenblick mußte er lange gewartet haben. Nach all den Jahren war für ihn der Tag der Abrechnung gekommen. Bis zu diesem Augenblick hatte er sich meinem Kommando nur deshalb gefügt, weil er keine Handhabe gegen mich hatte. Nun jedoch, da ich aus eigener Verantwortung zu entscheiden hatte, erinnerte er mich an meine alte Schuld.
    Er hatte mich unterschätzt, denn in diesen Sekunden wachsender Gefahr hatte ich keinen Gedanken für die Vergangenheit. Captain Monniers Feindseligkeit und deren Ursachen interessierten mich nicht. »Captain«, sagte ich mit aller mir zur Verfügung stehenden Schärfe, »führen Sie gefälligst meinen Befehl aus!«
    Noch immer traf er keine Anstalten, mir zu gehorchen. Statt dessen sagte er: »Menschen, die von Ihnen abhängig sind, im Stich zu lassen, scheint Ihre Spezialität zu sein, Sir.«
    Der Computer verriet mir, daß unsere Galgenfrist auf ein Minimum geschrumpft war.
    »Captain«, sagte ich, »Sie führen jetzt meinen Befehl aus, oder ich werde mich gern vor Gericht dafür verantworten, daß ich Sie über den Haufen geschossen habe.« Ich hatte es nicht nötig, zur Waffe zu greifen. Er bekam ein völlig blasses Gesicht und gehorchte.
    »Es ist nur gut«, sagte er, »daß es für diese Auseinandersetzung Zeugen gibt, Sir.«
    Das Triebwerk sprang an, und Delta VII begann unruhig zu vibrieren. Draußen stieg der rote Staub in dicken, undurchsichtigen Schwaden auf. Das Radarbild wurde streifig.
    »Lieutenant«, sagte ich, »was ist mit der Bestätigung?«
    »Keine Bestätigung, Sir«, sagte Stroganow. »Die Kerls scheinen zu schlafen.«
    Auch das Observatorium war im Staub meinen Blicken entzogen. Die Computeranzeige näherte sich dem Nullstand.
    »Dann ist ihnen nicht mehr zu helfen«, sagte ich. »Captain Monnier: Alarmstart!«
    Die Gurte umfaßten mich mit jäher Gewalt und rasteten ein. Ein Zittern ging durch den schlanken Leib des Schiffes, als der ungeminderte Schub des Atomtriebwerks auf die Rampe traf; dann hob Delta VII ab und löste sich aus Staub und Schwerkraft.

Kapitel 08
    Der Mensch ist die unvollkommenste Maschine, die es gibt – wahrscheinlich weil er von seinem Schöpfer oder von der Natur, oder was immer auch dahintersteckt, niemals als Maschine konzipiert worden ist. Delta VII war für das Ertragen hoher Beschleunigungswerte gebaut, ich nicht. Und doch versetzte mich jeder dieser Alarmstarts in einen Zustand, in den ich mich später heimlich zurücksehnte – ähnlich vielleicht wie ein Taucher, der einen Tiefenrausch erlebt hat. Er kennt seine Gefahren und weiß verstandesgemäß, daß er ihn zu meiden hat, doch er vergißt nie das Gefühl eines unendlichen Glücks, das er dabei empfand.
    Ich war nicht völlig bewußtlos. Ich war lediglich nicht mehr Herr meiner selbst. Eine geheimnisvolle Kraft machte mich willenlos – so sehr, daß ich nicht einmal mehr vermochte, einen Finger zu rühren. Mein Verstand registrierte jede einzelne Phase des Starts, doch dabei hatte ich das Gefühl, daß dieser Verstand nicht eigentlich ein Teil meiner selbst mehr war, sondern ein fremder, nüchterner Beobachter, während ich zugleich mehr und mehr eins wurde mit diesem unfaßbaren Raum, in dem es keine Grenzen gab und keine Zeit.
    Ein fremder, feindlicher Himmel war es bisher gewesen, ein lautloses Universum, in dem der Mensch mit seinen Maschinen ein belangloses Staubkörnchen war: nun jedoch war diese scheinbare Leere angefüllt mit Farben und Musik. Ich tauchte in sie ein wie in ein gütiges Element, und es gab

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