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Markus, glaubst du an den lieben Gott? (German Edition)

Markus, glaubst du an den lieben Gott? (German Edition)

Titel: Markus, glaubst du an den lieben Gott? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Majowski
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gepflegtes Äußeres. „Maya ist krank. Du fängst in der Küche an, hier hast du ein Handtuch.“ Das klappt bis zum Mittagessen. Ich bin jetzt Spüler, gerate unter Hochdruck und die Küche in Schwierigkeiten. Ich schreie innerlich nach Mayas bestem Freund Willie, der wüsste bestimmt Rat. Mir wachsen aber weder Flügel noch mutiert der Koch zu einem liebenswürdigen Bienchen. Immerhin, in einer Verschnaufpause gibt er mir Tipps, wie ich mich organisieren könnte. Der reine Überlebenswille seinerseits! Dann geht’s weiter: Schuften, schuften, schuften! Irgendwann höre ich: „Feierabend! Komm wieder, wenn du ein Bier trinken willst. Ansonsten versuch’ es woanders.“ Ich habe bis zum Schluss durchgehalten und bin über den Abschied dankbar. Mein Lohn ist beeindruckend, über hundert Mark. Die Kellnerinnen teilen ihr großzügiges Trinkgeld. Tolle Leute, toller Laden! So viel verdiene ich nicht in meinem Theater. „Es geht morgen weiter!“, sage ich mir tapfer.
    „Guten Morgen, ich bin der Markus. Ich will bei euch arbeiten. Ich hab vorher bei XY gearbeitet!“ Mein heutiges Gegenüber ist ein Kauz. Er schmunzelt und betrachtet meine zarten Hände. „Pleite?“ Ich stehe aufrecht. „Och, das kommt auf die Perspektive an. Jedenfalls will ich arbeiten.“
    Thommi führt mit seiner Frau ein Café am Berliner Lietzensee. Sie stammt aus der Community, in der auch Tosho ihre spirituelle Erleuchtung gefunden hat. Man nennt ihre Gemeinschaft „Das kleine Dorf“. Die Zeiten, in denen dort alle nur in Orange herumgelaufen sind und regelmäßig nach Poonah reisten, um Liebe zu tanken, sind Vergangenheit. Gelassenheit und Realitätssinn haben sich eingestellt. Die meisten sind fabelhafte Geschäftsleute, und alle sind sie hilfsbereite Menschen. Ich bin noch nicht bekannt durch Film und Fernsehen, aber sie bekommen mit, dass ich abends Theater spiele. Nur montags und dienstags bin ich voll im Café „Muellers“ einsetzbar, sonst halbtags. Ich ackere, was das Zeug hält. Thommi, Nura, Sarani, Anna und Suse werden treue Wegbegleiter. Zwei Jahre bleibe ich bei ihnen. Arbeit und eine Schule des Lebens.
    Mein Irish Setter, Xanto, ist jetzt bereits öfter bei Freunden oder im Garten vom Café „Muellers“. Das geht nicht mehr lange gut. Der Hund braucht drei bis vier Stunden Auslauf am Tag. Im Theater geht die Arbeit parallel weiter. Ich komme an den Rand meiner energetischen Kapazitäten. Das Geld rinnt mir weiter durch die Finger. Eines darf ich nicht vergessen: Die Sache mit den Drogen hatte in der Provinz lediglich eine Pause eingelegt. Die Trennung von meinem Freund steht an, sie zieht sich über ein Jahr lang hin. Danach schlage ich in der Wirklichkeit auf. Der Filou in mir bekommt die Oberhand. Ausgerechnet jetzt!
    Auf einer Tournee nach Wien erfahre ich, dass mein Vater unheilbar erkrankt ist. Acht Jahre zuvor hatte er sich einer Bypass-Operation unterzogen. Die Prognose lautet: nur noch acht Monate Leben. Acht, in diesem Augenblick eine brutale Zahl! Als ich aus Wien zurückkomme, teile ich mir meine Zeit gut ein. Ich besuche Vater und Mutter beim „Schleswig-Holstein-Musikfestival“. Ich höre zu. Meine Seele wächst. Vater bereitet Ende des Jahres sein letztes Solokonzert vor. Ich zeichne es mit einer Videokamera auf. Die Kassetten liegen vor mir, als ich dieser Tage wieder auf Tournee gehe. Ich lasse sie liegen. Wenn mein Buch ins Lektorat geht, werde ich sie anschauen. In diesem Moment sitze ich in einem Hotelzimmer in der Nähe zur Porta Westfalica. Als ich das gerade auf der Karte nachschaue, wird mir die Verbindung deutlich: Hier lebte Vaters großer Bruder, Onkel Wilfried, der Musikus, Dirigent, Komponist und Entertainer. Ein Kontakt ist da, und heute Abend habe ich bestimmt Besuch auf der Bühne. Es sind noch wenige Tage bis zur Abgabe meines Manuskriptes. Nahezu alle Kapitel sind gefüllt, aber es herrscht Chaos. Ich habe Ehrfurcht vor den Seiten, die noch vor mir liegen.
    Weiter im Leben des Schauspielers: Ich versuche mich an das System von Haushaltsführung zu erinnern, Sparsamkeit und Ordnung zu halten. In Dinkelsbühl konnte ich das. Es ist wenige Jahre später wie ausgelöscht. Ich brauche Bodenständigkeit, daran arbeite ich ab jetzt. Einige Grundlagen lerne ich von meiner neuen Freundin, der Schauspielkollegin Rieke. Ich renne zunächst immer wieder weg vor ihr. Ich traue mich nicht, ihre Nähe zuzulassen. Doch eine Seelenverwandtschaft kann man nicht gänzlich ignorieren. Das mit dem Bett

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