Markus, glaubst du an den lieben Gott? (German Edition)
und den Karl-May-Festspielen frischt meine Kindheit auf und gibt den Startschuss für die andauernde Reise als Kantor Hampel, den liebenswürdigen Kirchenmann auf Abwegen. Er wird seine Indianer wohl noch einige Male zum Singen bringen, so Gott will.
„Meine Schusseligkeit wirkt stark, doch mein Glaube siegt“, das steht in großen Lettern über meinem Leben, privat und im Beruf. Eigentlich verstecke ich mich gerne vor anderen Menschen. Besonders Menschenansammlungen machen mir Stress. Das liegt daran, dass ich Aufmerksamkeit errege, sobald ich da bin. Das war schon immer so, auch, als ich noch gar nicht berühmt war. Manchmal will ich in Ruhe gelassen werden. Dann nehme ich spontan eine andere Persönlichkeit an, so wie in meinem Beruf – es fehlt nur die Bezahlung. Ich bin dann beispielsweise in der Rolle des knallharten Geschäftsmannes unterwegs und komme damit tatsächlich unbehelligt durch Menschenansammlungen. Nur hat das auch das seine Tücken: Die Persönlichkeiten, die ich zur Tarnung annehme, sind so sehr von meiner hundertprozentigen Konzentration abhängig, dass ich unweigerlich in kommunikative Engpässe gerate. Das passiert, wenn ich nicht mehr ganz bei der Sache bin. Dann wartet so manches Fettnäpfchen auf mich. Folgende Situation: Ich bin gerade als souveräner Geschäftsmann unterwegs, um unerkannt durch eine Bahnhofsvorhalle zu kommen. Plötzlich werde ich von jemandem angesprochen. Er behauptet steif und fest, mich von einem Finanzierungsseminar für mittelständische Unternehmer zu kennen. „Mensch, der Rudi! Wie geht’s denn so, altes Haus? Mann, war das eine Nacht mit den fünf Stripperinnen da in dieser Kneipe! Wie hieß denn gleich noch mal die Kleine, mit der du ...?“ Das kommt mir einen Tick zu überraschend. „Sie müssen mich verwechseln!“ Allerdings! Ganz offensichtlich verwechselt derjenige mich mit einer meiner Rollen aus dem Fernsehen. Wahrscheinlich irgend so ein kurzer Sketch, der gegen Ende etwas anzüglich wird. Diese Art von Fernsehpräsenz ist besonders heikel, weil sie kurz und einprägsam ist. Gott sei Dank hat er mich nicht wirklich erkannt. Ich bin total betriebsblind in diesem Moment. Ich kann zunächst noch den Anschein wahren. Meine Stimme bleibt im Gleichgewicht, die Körpersprache ist einwandfrei. „Äh, Sie entschuldigen mich. Auf Wiederschauen!“ Als meine Rolle mir ganz banale Handlungen abnötigt, wie zum Beispiel eine Tür zu öffnen oder eine Treppe hochzugehen, meldet sich meine innere Schusseligkeit. Die Tür öffnet sich nicht in die Richtung, wie ich es in meiner Rolle gerne hätte. Die Treppe ist so lang, dass meine Kondition kein sportlich-selbstbewusstes Gehen mehr zulässt. Ich fange an zu rennen. Ich will schnell und möglichst weit weg! Die Tür knallt mir gegen den Kopf, auf der Treppe stolpere ich. Schneller und immer schneller werde ich, das Ganze ist längst in eine panische Flucht übergegangen. Dabei mache ich seltsame Geräusche. Da kommt keine Freude auf. „Atmen, Markus!“
Freude und Atmen, das sind die zwei Grundvoraussetzungen für meine Konzentrationsfähigkeit! Ich durfte das in Bezug auf meine ADHS bereits in der Kindheit erkennen. Ich reiße mich zusammen und aktiviere meine emotionale Intelligenz. „Markus, das macht dir jetzt richtig Spaß. Du bist voll bei der Sache. Da gehen wir jetzt gemeinsam durch!“ Das ist mein innerer Anteil, den ich jetzt brauche. Tollpatschig, aber voller Glauben!
Ich atme, werde langsamer und schreite erhobenen Hauptes langsam die Treppe hoch. Es ist eine Rolltreppe. Eine, die abwärts läuft. Unten angekommen, klopfe ich mir den Staub von meiner Hose. Würdevoller geht nicht. Mir klopft jemand anerkennend auf die Schulter. „Markus Majowski! So lieben wir ihn. Alles ist authentisch an dir. Bleib so, wie du bist!“ Es ist der Herr von eben, er hat ein liebevolles Lächeln im Gesicht. „Danke, Mr. Majorowski!“ Das ist mein offizieller Twitter-Name. Ich sehe gerade noch, wie er sich das Video von eben auf seinem Handy anschaut und weiß im selben Moment: „Heute Nacht bin ich der King der Blogger-Community!“ Prima! Die Menschen erkennen mich immer, wahrscheinlich an meinen Augen.
Die schönen Dinge im Leben sind auch noch da. Sie müssen mal mein Gulasch probieren! Russisch-polnisch-tschechische Rezeptur. Also nicht ungarisch. Das ist zwar auch gut, sehr gut sogar. Aber meins ist mehr so böhmisch. Russisch-polnisch-tschechisch-böhmisch. Da ist so ziemlich alles drin, wie in einer
Weitere Kostenlose Bücher