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Marlon, die Nummer 10

Marlon, die Nummer 10

Titel: Marlon, die Nummer 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Masannek
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erwiderte ich und rannte schon los. Wir tankten unsere Karts und setzten die Integralhelme auf. Rocces Helm trug seine Nummer: die 19. Wir kletterten durch die Flügeltüren in das Spinnennetz aus Überrollbügeln hinein und schnallten uns an.
    „Bist du bereit?“, fragte mich Rocce und aktivierte die Batterie.

    „Worauf du Gift nehmen kannst!“,lachte ich und legte die Hand auf den Starter. „Aber wo fahren wir hin?“
    „Das ist eine Überraschung!“, grinste Rocce mich an. „Fahr mir einfach nur nach.“
    Wir drückten den roten Knopf. Das Herz unserer Panther erwachte. Die Motoren bollerten los. Sie rülpsten und spuckten, aber dann fuhren sie hoch. Oh, Mann, was war das für ein Sound! Das war mehr als Musik und der seltsame Ton, ja, ihr wisst schon, von welchem Ton ich spreche, dieser dunkle, düstere, unheimliche Ton, der sich jetzt wieder meldete, ließ den 250 ccm-Honda-Motor wie eine Vier-Liter-V8-Maschine vibrieren.
    Ich biss die Zähne zusammen und legte den ersten Gang ein. Mein linker Fuß ließ das Kupplungspedal ganz langsam los. Aber ich war zu nervös und für die 18 PS ein bisschen zu flink. Der Off-Road-Panther hüpfte nach vorn. Er sprang wie ein bockiges Fohlen. Die Vierradaufhängung bäumte sich auf, doch dann hatte ich den Panther im Griff. Ganz langsam und ruhig glitt ich hinter Rocce aus der Garage.
    „Fahr mir einfach nur hinterher!“, rief Rocce über das Brüllen der Motoren hinweg und fuhr mit seinem Kart an der Gartenmauer entlang.
    Der dunkle Ton wurde lauter. Ich bekam Angst, doch die Angst ärgerte mich. Ich hörte nicht auf das, wovor sie mich warnte. Ich wollte auch gar nicht gewarnt werden. Dafür war das, was gerade passierte, zu aufregend und schön. In diesem Moment fuhr Rocce vor mir durch ein kleines Tor in der Mauer, das heute zum ersten Mal offen stand. Dahinter befand sich ein freies Feld. Ein riesiges, unbebautes Grundstück. Die Wilde Wiese spannte sich über einen Hügel und von seinem höchsten Punkt aus sah ich jetzt den Parcours. Rocce hatte ihn mit Fahnen und Ölfässern abgesteckt. Die waren natürlich nachtschwarz und auf ihnen leuchtete das orange-goldene Logo.
    Wir hielten an. Unsere Karts standen fauchend und brüllend nebeneinander.
    „Der Mann, dem dieses Grundstück gehört, ist ein Freund meines Vaters“, rief Rocce mir zu. „Ich hab ihn so langebekniet, bis er’s mir erlaubt hat.“
    „Verflixt! Der Freund deines Vaters ist mein Freund! Sag ihm das bitte!“, rief ich und lachte Rocce durch das orange Fenstergitter der Flügeltür an.
    „Wie du willst!“, zuckte Rocce die Achseln. Dann wurde er ernst. Er sah mich herausfordernd an: „Auf jeden Fall kannst du einen neuen Freund brauchen. Denn ich schlage dich jetzt, Marlon Wessel, hast du gehört! Der Wind flüstert es und die Spatzen pfeifen es von den Dächern. Du hast nicht den Hauch einer Chance.“
    Ich zuckte zusammen. Der dunkle Ton fiel mir ein. Ich hörte ihn wieder. Er war immer noch da und er wollte mich warnen.
    „Hey, Marlon! Das war nur ein Scherz!“ Für einen Augenblick runzelte Rocce die Stirn. „Ist alles in Ordnung?“
    „Und ob!“, konterte ich. „Aber mir haben die Spatzen was ganz Anderes erzählt. Weißt du, sie haben gesagt, dass du nur meine Rücklichter siehst.“
    „Nicht schlecht!“, erwiderte Rocce. „Aber dann solltest du Spatzen ab sofort nicht mehr trauen.“
    Er grinste und kramte ein Seifenblasenröhrchen hervor.
    „Wenn die Blase zerplatzt, geht es los!“, erklärte er und beugte sich vor. „Das Rennen geht über zehn Runden. Ist das okay?“
    Ich nickte und Rocce blies eine Seifenblase durch das Fenstergitter hindurch. Die schillernde Kugel stieg langsam hoch. Sie ritt auf dem Wind und dem dunklen Ton. Einen Herzschlag lang glaubte ich, der Ton käme aus der Seifenblase heraus. Da zerplatzte sie schon.
    Rocce und ich gaben Gas. Wir schossen den Hügel hinab und erreichten die erste Schikane Seite an Seite. Die Piste schlängelte sich wie eine Schlange durch die Wiese hindurch und in jeder der beiden 90-Grad-Kurven hatte einer von uns die Nase vorn. Aber ich fuhr verflixt noch mal außen. In dem Bogen nach der Schikane hatte ich den längeren Weg. Und das war riskant. Der Bogen führte aus der Senke hinaus und zurück auf die Kuppe. Hier musste man vorsichtig sein. Wenn man hier zu schnell fuhr und sprang, war das Rennen vorbei. Dann flog man aus der nächsten 180-Grad-Kurve raus. Aber ich durfte auch nicht vom Gas runter. Sonst ging Rocce

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