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Marlon, die Nummer 10

Marlon, die Nummer 10

Titel: Marlon, die Nummer 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Masannek
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versuchte zu sitzen. Das tat unheimlich weh. Mein Kopf und mein Bein schrien vor Schmerz, aber ich konnte meine Eltern nicht sehen. Sie waren verschwunden. Da drückte mich ein Arzt auf die Trage zurück.
    „Hab keine Angst. Deine Eltern mussten jetzt gehen. Sie dürfen nicht in den OP.“ Er lächelte und gab mir eine Spritze.
    „Das ist der Operationssaal!“, erklärte mir eine Schwester so freundlich und nett, als wär ich gerade nicht mit einem Renn-Kart, sondern mit einem Dreirad verunglückt. „Deine Eltern warten draußen auf dich! Hab nur etwas Geduld. Dann wirst du alles erfahren.“
    „Was ist dieses ,Alles‘?“, hakte ich nach. „Verflixt! Ich will das jetzt wissen! Ich bin doch kein Baby!“
    „Ich weiß!“, lächelte die freundliche Schwester und deckte mich zu. „Du bist ein ganz, ganz tapferer Junge.“
    Ich starrte sie an. Verflixt! Warum sagte sie das? Schon im nächsten Moment schossen die Tränen aus meinen Augen. Sie flossen mir über die Wangen und sie spülten alles weg, was mir wichtig war: den Teufelstopf , die Wilden Fußballkerle e.W. , meinen besten Freund Rocce und die Weltmeisterschaft. Doch die freundliche Schwester verstand davon einen Dreck.
    „Siehst du, wie tapfer du bist?“, lächelte sie und schob mich in den OP.

Eiskalt
    Langsam wachte ich auf. Ich versuchte, die Augen zu öffnen, doch das Nachmittagslicht, das durch die Vorhänge fiel, blendete mich. Es brannte wie glühendes Eisen. Mein Kopf pochte vor Schmerz. Trotzdem wusste ich jetzt, wo ich war. Ich lag im Krankenhaus. Und dann kehrte die Erinnerung wieder zurück. Stück für Stück setzte sie sich wie ein Puzzle zusammen:
    Das Rollgatter der Garage ging auf. Rocce lachte mich an. Er warf mir den Helm zu und ich bestaunte das gold-orangefarbene Logo. Dann standen die schwarzen Panther vor mir. Die schwarzen Panther und Felix, der in der Halle von Camelot II von der Kinderfußball-Weltmeisterschaft sprach. Ich fühlte mich prächtig. Ich fuhr noch einmal über die Kuppe. Die Wilde Wiese um mich herum strahlte giftgrün. „Das sind jetzt schon 89 Tode!“, fauchte mein Bruder, doch ich lachte ihn aus. Ich machte alles ganz richtig. Für einen Augenlidaufschlag schwebte ich durch die Luft. Ich spürte das Limit. Ich surfte auf ihm wie ein Wellenreiter auf der Welle. Dann hörte ich Rocces Schrei: „NEEIIIN!“ Ich krachte aufs Dach. Ich wirbelte durch die Luft und danach gab es nur noch den Ton. Den dumpfen, düsteren Ton und den Schreck. Kalter Schweiß presste sich aus meinen Poren heraus. Wo war mein Bein? Es war nicht mehr da! Ich spürte es nicht!
    „Verflixt! Was habt ihr gemacht?“, schrie ich und setzte mich auf. Ich schlug die Decke zur Seite und starrte auf das Wirrwarr von Schrauben, die aus meinem Bein ragten.„Was habt ihr gemacht?“

    Mein Vater saß neben mir auf dem Bett. „Hey! Keine Angst“, sagte er. „Dein Bein wird wieder gesund.“
    „Und sobald sie die Schrauben herausnehmen können, kommst du nach Hause.“ Meine Mutter saß auf der anderen Seite des Bettes und strich mir über das schweißnasse Haar. „Mein Gott! Was hast du für ein Glück gehabt!“ Sie lächelte, doch ihr Lächeln wurde von einem Tränenschleier verdeckt.
    „Was meinst du damit?“, fragte ich. „Wann kann ich wieder ganz normal laufen? Das kann ich doch, oder?“
    „Natürlich kannst du das!“, antwortete sie, aber das war nicht die ganze Wahrheit. Das war sie mit Sicherheit nicht. Ich dachte an die ernsten Gesichter der Ärzte.
    „Wann?“, hakte ich nach und bekam gleichzeitig Angst.
    „In sechs Wochen“, sagte mein Vater. „Wenn alles richtig verheilt.“
    Krumpelkrautrüben noch mal! Das war die schönste Nachricht in meinem Leben. Plötzlich war selbst der Schmerz in meinem Kopf nicht mehr da. „Sechs Wochen? Ist das wahr?“, strahlte ich. „Dann bin ich zum Fox Kids Cup ja wieder fit!“
    Meine Eltern schauten sich an. Ich dachte, sie würden mich nicht richtig verstehen.
    „Das ist die Kinderfußball-Weltmeisterschaft. Dafür können wir uns in acht Wochen qualifizieren“, erklärte ich ihnen begeistert. „Das hat Felix geschafft. Felix, verflixt! Dieser krap-fenkrätzige Schlitzohrenpirat hat uns gestern Nacht damit überrascht!“
    Ich lachte. Der Schmerz in meinem Kopf existierte nicht mehr. So freute ich mich. Doch meine Eltern blieben ganz ernst. Sie schauten zur Wand neben der Tür und baten irgendjemand um Hilfe. Ich drehte mich um und dann sah ich ihn auch. Es war einer der

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