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Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Titel: Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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wegschäumte. Die Männer auf Blys Boot schrien alle zugleich: »NEIN!« Bly fluchte laut und drosselte den Motor, der nach dem Verstummen der Sirene plötzlich laut zu hören war. Das Heck des Bootes tauchte tief ins Wasser, und dann bewegten sie sich brummend auf den über Bord gegangenen Mann zu, der nur noch ein schwarzer Punkt unter anderem Treibgut war und krampfhaft mit einem erhobenen Arm winkte.
    Überall waren Boote, die hupten und ihre Sirenen ertönen ließen. Aber die Cutty Sark wurde keineswegs langsamer. Sie segelte mit voller Geschwindigkeit davon. Die Segel waren voll gebläht, von hinten ein schöner Anblick. Als sie dann den heruntergefallenen Matrosen erreichten, lag der Stern des Klippers tief nach Osten im Wasser, und die Masten bildeten eine Gruppe aus weißen Segeln und schwarzer Takelage, bis er plötzlich in einer Nebelbank verschwand.
    »Was für ein prächtiger Anblick!« sagte einer der Männer immer wieder. »Was für ein prächtiger Anblick!«
    »Ja, ja, prächtig! Hier, fischt diesen armen Kerl auf!«
    Bly stellte den Motor auf Rückwärtsgang und dann auf Leerlauf. Sie warfen eine Leiter über die Seite und beugten sich vor, um dem nassen Matrosen die Stufen herauf zu helfen. Endlich schaffte er es über die Bordwand, stand in seinen durchweichten Sachen gebeugt da und hielt sich zitternd an der Reling fest. »Oh, danke!« sagte er zwischen Gewürge über die Bordwand. Kev und die anderen Mitglieder der Crew zogen ihm seine nassen Sachen aus und wickelten ihn in dicke schmuddelige Decken.
    Bly rief vom Ruderhaus herunter: »Du bist ein Idiot! Da wolltest du gerade auf der Cutty Sark um die Welt segeln, und nun bist du auf der Bride of Faversham. Du bist ein dämlicher verfluchter Idiot!«
    »Ich weiß«, rief der Mann keuchend zwischen Anfällen von Übelkeit.
    Die Männer warfen ihm Jacken über den Rücken und lachten. »Verrückter Hund, uns so zuzuwinken!« Den ganzen Weg zurück nach Sheerness redeten sie über seine Ungeschicklichkeit, während sie den Schiffbrüchigen trockneten und im Windschatten des Ruderhauses in Reservekleider hüllten, die für ihn viel zu klein waren. Er lachte mit ihnen, verfluchte sein Pech, schilderte den Fall und wiederholte, wie er den Halt verloren hatte. Dann wieder in Sheerness brachten sie ihn in das Lagerhaus unter Wasser, gaben ihm warmen Eintopf zu essen und eine Pint bitteren Bieres nach der andern, während sie den Leuten drinnen und jedem, der die Leiter herunterkam, berichteten, wie er sich blamiert hatte. »Schaut her, dieser blöde Hund ist heute nachmittag von der Cutty Sark heruntergefallen, der ungeschickte Kerl, als sie unter vollen Segeln mit der auslaufenden Flut nach Tahiti fuhr!«
    »Nach Pitcairn«, berichtigte Bly.
    Der Matrose selbst, völlig besoffen, erzählte seine Geschichte ebenso oft wie seine Retter. »Ich habe bloß für eine Sekunde die Hände weggenommen. Da gab es einen kleinen Ruck, und ich flog dahin. Flog einfach runter. Dachte, das würde nichts machen, dachte ich. Habe die Hände die ganze Zeit über die Themse hochgehalten. Oh - entschuldigt mich, ich muß kotzen!«
    »O Gott, sie bot wirklich einen prächtigen Anblick. Natürlich mehr Segel als nötig. Es war bloß, um würdig herauszukommen. Aber Gott segne sie dafür. So ein Anblick!«
    Nirgal fühlte sich benommen und matt. Der ganze große Raum war zu einem schimmernden Dunkel geworden, abgesehen von den wenigen Stellen, an denen es von Streifen hellen Lichts durchbrochen wurde. Alles war ein Helldunkel aus durcheinander gebrachten Objekten, Breughel in Schwarzweiß, und so laut. »Ich erinnere mich an die Springflut von Dreizehn, als die Nordsee in mein Wo hnzimm er kam.« - »Oh, nicht schon wieder die Flut von Dreizehn. Das wird nicht wieder passieren«, sagte ein anderer.
    Er ging in einen abgeteilten Raum in einer Ecke, die Herrentoilette. Er dachte, er würde sich besser fühlen, wenn er sich erleichterte. Drinnen kniete der gerettete Matrose auf dem Boden der Kabine und übergab sich heftig. Nirgal zog sich zurück und setzte sich auf die nächste Bank, um abzuwarten. Eine junge Frau kam an ihm vorbei und berührte seine Stirn. »Sie sind heiß!«
    Nirgal hielt eine Hand an die Stirn und versuchte darüber nachzudenken. Er schätzte: »39 °C, Mist!«
    »Sie haben Fieber«, sagte sie.
    Ein Leibwächter nahm neben ihm Platz. Nirgal erzählte ihm von seiner Temperatur, und der Mann sagte: »Wollen Sie ihr Armband nachsehen?«
    Nirgal nickte und

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