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Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Titel: Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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Bodenwelle nahe dem Hausfelsen ab. Sie blieben lange genug, um ein erstes kleines Feld von Steinen zu säubern und es mit dem abgeräumten Material einzuzäunen. Einige erfahrene Bauleute halfen Nirgal, die ersten Einschnitte in den Felsen der Falte zu machen. Während dieser geräuschvollen Bohrarbeiten meißelten einige Einwohner von Dingoche in Sanskrit die Buchstaben Om Mani Padme Hum ein, wie man sie auf unzähligen Manisteinen im Himalaya sieht und jetzt auch im ganzen südlichen Bergland. Sie schlugen auch den Stein zwischen den fetten Kursivlettern weg, so daß sie in Hochrelief vor einem roheren, helleren Hintergrund standen. Was den Hausfelsen selbst anging, so würde man zuletzt vier Räume daraus ausgehauen haben, mit dreischichtigen Fenstern, Sonnenpaneelen für Wärme und Energie, Wasser aus einer Schneeschmelze, das in einen Tank weiter oben gepumpt würde, sowie eine Kompostiertoilette und eine Abwassereinrichtung.
    Dann waren sie weg, und Nirgal hatte das Becken für sich.
    Er ging lange Tage herum, ohne etwas anderes zu tun als zu schauen. Nur der allerkleinste Teil des Beckens würde seine Farm sein. Nur ein paar kleine Felder zwischen niedrigen Steinmauern und ein Treibhaus für Gemüse. Und eine Hüttenindustrie, er wußte nicht recht, welche. Er würde nicht ganz autark sein, aber es käme schon hin. Ein Projekt.
    Und dann war da das Becken selbst. Ein kleiner Kanal lief schon durch die Öffnung nach Westen, als ob er eine Ablaufmöglichkeit andeuten würde. Die gekappte Felshand bot schon ein Mikroklima, zur Sonne geneigt und leicht windgeschützt. Er würde Okopoet sein.

Z uerst mußte er das Land kennenlernen. Mit diesem seinem Projekt war es erstaunlich, wie geschäftig jeder Tag wurde. Es gab eine endlose Menge von Dingen zu tun. Aber keine Struktur, kein Zeitplan, keine Eile, niemand zu konsultieren. Und jeden Tag ging er in den letzten Stunden des Sommerlichts um den Kamm des Hügels und inspizierte das Becken im schwindenden Sonnenschein. Es war schon mit Flechten und den anderen ersten Siedlern bewachsen. Moor füllte die Höhlungen, und es gab kleine Mosaike arktischen Bodenbewuchses an den freien, sonnigen Stellen. Weniger als ein Zentimeter dicke Buckel aus grünem Moos auf rotem Untergrund. Schneeschmelzwasser lief in etlichen kleinen Bächen, die sich vereinigten und über viele etwaige künftige Wiesenterrassen fielen, kleine Oasen von Kieselalgen. Dann' gelangte das Wasser über das Becken schließlich in das Kieselwadi am Tor zu dem darunter liegenden Land, um hinter dem letzten Rand eine ebene spätere Wiese zu bilden. Höher im Becken gelegene Rippen waren natürliche Dämme; und nach einiger Überlegung schaffte Nirgal einige Windprodukte zu diesen niedrigen Querfalten und ordnete sie mit ihren Flächen so an, daß die Rippen um die Höhe eines oder zweier Steine "höher wurden. Schmelzwasser würde sich in Wiesenteichen sammeln, von Moos eingerahmt. Die Moore gleich westlich von Sabishii ähnelten bereits dem, was er anstrebte; und er wandte sich an Ökopoeten, die auf jenen Mooren lebten, und erkundigte sich nach Artenverträglichkeit, Wachstumsraten, Bodenverbesserung und dergleichen. In seinem Geist entwickelte sich eine Vision des Beckens. Dann kam im zweiten März der Herbst, als das Jahr sich der Sonnenferne näherte, und er konnte allmählich sehen, wieviel die Gestaltung des Landes durch Wind und Winter leiden würde. Er würde abwarten müssen und schauen.
    Er streute Samen und Sporen von Hand aus. Er trug sie in am Gürtel befestigten Beuteln und Düngerschalen bei sich. Dabei fühlte er sich wie eine Gestalt von Van Gogh oder aus dem Alten Testament. Es war eine besondere Empfindung, eine Mischung von Kraft und Hilflosigkeit, von Aktion und Schicksal. Er ließ Ladungen von Humus anfahren und auf ein paar kleine Felder abladen. Dann verteilte er sie in dünner Schicht von Hand. Er holte Würmer von der Universitätsfarm in Sabishii. Cojote hatte Stadtbewohner immer als Würmer in einer Flasche bezeichnet. Nirgal grauste es beim Anblick der wimmelnden Masse feuchter nackter Röhrchen. Er setzte die Würmer auf seinen neuen kleinen Feldern frei. Geh, kleiner Wurm, und laß das Land gedeihen!
    Er selbst war, wenn er an sonnigen Sommermorgen nach einer Dusche umherging, auch nicht mehr als feuchte, verschlungene, nackte kleine Röhren.
    Nach den Würmern kämen Maulwürfe und Wühlmäuse. Dann Mäuse. Danach Schneekaninchen, Hermelin und Murmeltiere. Vielleicht

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