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Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Titel: Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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sich wieder auf die Bank zurück. »Das stimmt nicht. Es ist bloß eine Geschichte. Warum sich um diese Geschichte Gedanken machen, wenn sie sowieso nicht deine ist. Was du jetzt machst, ist besser. Du kannst Geschichten dieser Art hinter dich lassen. Einfach weggehen und bei Nacht in einem Park sitzen wie jeder gewöhnliche Mensch. Überall hingehen, wo es dir gefällt.«
    Nirgal nickte unsicher.
    »Was mir zu tun gefällt«, sagte Cojote schläfrig, »ist, in ein Straßencafe zu gehen, etwas Kava reinzuschütten und mir alle Gesichter anzuschauen. Einen Spaziergang durch die Straßen machen und die Gesichter der Leute ansehen. Ich schaue mir gern Frauengesichter an. So schön. Und manche von ihnen so... so irgendwas. Ich weiß nicht. Ich liebe sie.« Er schlief wieder ein. »Du wirst deinen Weg zu leben finden.«
     
    Zu den Gästen, die ihn gelegentlich im Becken besuchten, gehörten Sax, Cojote, Art, Nadia und Nikki, die jedes Jahr größer wurde. Sie war schon jetzt größer als Nadia und schien diese für eine Art Kinderfrau oder Urgroßmutter zu halten, etwa sowie Nirgal selbst sie in Zygote angesehen hatte. Nikki hatte Arts Sinn für Spaß geerbt, und Art hatte das selbst ermutigt und sie angestachelt, mit ihr gegen Nadia zusammengesteckt und sie mit dem strahlendsten Vergnügen betrachtet, das Nirgal jemals im Gesicht eines Erwachsenen gesehen hatte. Einmal sah Nirgal, wie die drei auf dem Steinwall bei seinem Kartoffelfeld saßen und hilflos über etwas, das Nirgal gesagt hatte, lachten. Er fühlte einen Stich, als er mitlachte. Seine alten Freunde waren jetzt verheiratet, mit einem Kind. Sie lebten in diesem höchst altertümlichen Stil. Demgegenüber schien sein Leben auf dem Lande gar nicht so gehaltvoll zu sein. Aber was konnte er tun? Nur ein paar Leute in dieser Welt waren so glücklich, an ihre richtigen Partner zu geraten. Es gehörte ungemeines Glück dazu, daß es passierte und dann brauchte man den Sinn, es zu erkennen und den Mut zu handeln. Es war zu erwarten, daß nur wenige das alles hätten und daß es dann gut ginge. Der Rest mußte so tun, als ob.
     
    So lebte er in diesem hohen Becken, zog einiges von seiner Nahrung und beteiligte sich an Koop-Projekten, um den Rest zu bestreiten. Er flog einmal im Monat in einem neuen Flugzeug nach Sabishii hinunter, genoß seinen Aufenthalt für eine oder zwei Wochen, und kehrte wieder heim. Art, Nadia und Sax kamen öfter herauf, und seltener hatte er Maya und Michel oder Spencer zu Gast, die alle in Odessa lebten, oder Zeyk und Nazik, die Nachrichten aus Cairo und Mangala mitbrachten, die er nicht hören wollte. Nachdem sie gegangen waren, trat er auf die gewölbte Bodenwelle hinaus, setzte sich auf einen seiner Felsblöcke und schaute auf die Wiesen hinunter, die sich durch den Abhang zogen. Er konzentrierte sich auf das, was er hatte, auf die Welt der Sinne, von Stein und Flechten und blühendem Moos.
    Das Becken entwickelte sich. In den Wiesen gab es mittlerweile Maulwürfe und Murmeltiere. Am Ende der langen Winter kamen die Murmeltiere früh aus dem Winterschlaf, fast verhungert. Ihre inneren Uhren waren noch auf Erdenwinter eingestellt. Nirgal streute Futter für sie in den Schnee und sah von den oberen Fenstern seines Hauses zu, wie sie es verzehrten. Sie brauchten Hilfe, um durch die langen Winter bis zum Frühling zu kommen. Sie betrachteten sein Haus als Quelle von Nahrung und Wärme. Und so lebten zwei Murmeltierfamilien in den Steinen darunter und stießen ihre Warnpfiffe aus, wenn sich jemand näherte. Einmal kündigten sie ein paar Leute vom Tyrrhena-Komitee für die Einführung neuer Spezies an. Diese baten ihn um ein Verzeichnis der Arten und eine grobe Zählung. Sie stellten eine Liste >lokaler Einwohner< auf, die es ihnen dann gestatten würde, über jede spätere Einführung sich rasch verbreitender Arten Urteile zu fällen. Nirgal freute sich, bei diesem Unternehmen mitzuarbeiten, und so ging es offenbar allen, die auf dem Massiv Ökopoesie betrieben. Da es sich um eine Insel mit Niederschlägen handelte, entwickelten sie ihre eigene Mischung aus Fauna und Flora großer Höhen. Es bildete sich zunehmend die Meinung, diese Mischung für Tyrrhena als >natürlich< anzusehen, die nur durch Konsens verändert werden sollte.
    Die Gruppe des Komitees verließ ihn, und Nirgal blieb mit seinen Hausmurmeltieren zurück und hatte ein komisches Gefühl. »Nun, jetzt sind wir einheimisch«, sagte er zu ihnen.
     
    Er war glücklich in seinem

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