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MARS (XUN Ebook-Edition) (German Edition)

MARS (XUN Ebook-Edition) (German Edition)

Titel: MARS (XUN Ebook-Edition) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W. Berner , Lily Beier , Isabella Birnbaum , Dieter Bohn , Markus Cremer , Sven Klöpping , Gerhard Fritsch , Tantius Tobias
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Herren der Geschäftswelt gegenüber! Warum sollte der Anblick einer ohne Frage mental instabilen Greisin ihr Angst einjagen?
    „ Guten Tag, Madame Ariane“, gab sie zurück. Ihr Tonfall blieb höflich aber distanziert, das Lächeln, das ihre Lippen zierte, konnte niemand mit noch so viel Phantasie als freundlich bezeichnen. Anstatt jedoch Anstoß an Lucindas subtiler Beleidigung zu finden, entfuhr ihrem Gegenüber ein Lachen, das wie Sandpapier über ihre Haut glitt. Die feinen Haare auf ihren Oberarmen stellten sich auf. Das Herz schlug viel zu schnell in ihrer Brust. Gleichzeitig fühlte sie sich wie ein Kleinkind, das neben seinen Eltern am Essenstisch saß und nicht verstand, was die Erwachsenen gerade so amüsierte. Nichts verabscheute sie mehr, als sich dumm und überflüssig zu fühlen!
    „ Er hat mir gesagt, du seiest sehr temperamentvoll mein Kind. Vielleicht hätte ich seinen Worten besser Glauben schenken sollen.“
    Ihre Augenbrauen hoben sich. ‚So, hat er das?’ Sie verkniff sich die Frage, wer er überhaupt war, gönnte der Verrückten, die ihr Rebecca genommen hatte, keine Genugtuung.
    „ Du hast viele Fragen, das sehe ich dir an. Nimm Platz und ich werde mich bemühen, sie zu beantworten.“
    Widerwillig ließ Lucinda sich auf den niedrigen Hocker gegenüber der alten Frau sinken. Am liebsten hätte sie auf dem Absatz kehrt gemacht und wäre geflohen um keine weitere Sekunde ihrer wertvollen Zeit zu verschwenden. ‚Warum tust du es dann nicht einfach?’
    Bevor sie weiter darüber nachgrübeln konnte, begann Ariane erneut zu sprechen. „Ich wusste, du würdest eines Tages herkommen. Zwar hätte ich dich einige Jahre früher erwartet, aber deine Willenskraft ist zu stark, selbst für ihn.“
    ‚ Frag nicht nach, frag bloß nicht nach.’ Am Ende musste sie sich auf die Zunge beißen, um die Worte zurückzuhalten. Ihren wachsenden Unmut verbarg sie nur unzureichend hinter einer Fassade falscher Gleichgültigkeit.
    „ Du musst dich sehr einsam gefühlt haben in dieser Welt, in der dich niemand versteht.“
    Die Bemerkung traf Lucinda wie eine Ohrfeige. Sie schluckte nervös, bestürzt über die Wahrheit, die sie in ihr wieder fand. Einsamkeit war ein guter Begriff um das Leben einer ambitionierten Frau in einer reinen Männergesellschaft zu beschreiben. Sprachlos blickte sie ihr Gegenüber an. Gerade rechtzeitig, bevor sie in die offensichtliche Falle tappen konnte, schaltete sich ihr Verstand wieder ein. ‚Meine Hände liegen auf der Tischplatte. Offensichtlich trage ich keinen Ehering, obwohl ich das junge Erwachsenenalter längst hinter mir gelassen habe.’
    „ Rebecca hatte Recht“, gab sie leise zu. „Sie sind wirklich gut.“
    Große, dunkle Augen musterten sie mit einem undurchdringlichen Blick. „Du hast noch keine Gelegenheit gehabt, zu sehen, wie gut ich bin. Ich verstehe. Egal, was ich dir sage, du wirst mir keinen Glauben schenken, bis du selber gesehen hast, wovon ich spreche.“
    Ariane hob die Hände, bis sie über der Kristallkugel lagen. Die Farbwirbel gerieten aus ihren festgelegten, trägen Bahnen, huschten hinter dem Glas rapide von einem Ende zum nächsten, explodierten in einem Schauer aus blutroten Funken, wenn sie sich trafen. Eine fremdartige Melodie erfüllte den Raum, fraß sich in Lucindas Herz, erweckte und verstärkte das fremdartige Sehnen in ihrer Brust, das sie seit ihrem ersten Blick in das außergewöhnliche Kunstwerk verspürt hatte.
    Nach einiger Zeit hob sich ein dunkelroter Schemen von dem Farbenchaos ab, nahm immer mehr Gestalt an, bis sich eindeutig menschliche Züge in der Kugel abzeichneten. Verzerrt und ein wenig fremdartig, doch sie glaubte, die Gestalt zu erkennen.
    „ Victor Amarto.“
    Sobald sie den Namen des Mannes aussprach, nahm das Gesicht deutlichere Züge an. Staunend betrachtete sie das eckige Kinn, die dunklen Augen, das sardonische Grinsen auf dem etwas zu breiten Mund.
    „ Lucinda.“
    Seine Stimme hallte hohl im Raum nach, beinahe als würde sie aus weiter Entfernung zu ihr getragen. Trotzdem spürte sie eine tiefgehende Resonanz in ihrem Inneren. ‚Ich kenne diese Stimme’, schoss es ihr durch den Kopf. ‚Ich würde sie überall wieder erkennen.’ Der bekannte Klang, gemeinsam mit dem vertrauten und doch so fremdartigen Gesicht, ließ sie erschaudern.
    „ Ich habe lange auf dich gewartet.“
    Ein hysterisches Schluchzen stieg in ihrer Kehle auf. ‚Ich habe ebenfalls auf dich gewartet, ohne es selber zu wissen.’

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