Mars
als einmal dringend ben ö tigt, als die eine oder andere Regierung vor der jahrzehntelangen finanziellen Belastung zur ü ckscheute und aussteigen wollte. Aber keine tat es.
Brumado war schon zu alt, um selbst ins All zu fliegen. Statt dessen sah er zu, wie seine Tochter an Bord des Raumschiffes ging, das sie zum Mars bringen w ü rde.
Jetzt hatte er zugesehen, wie sie den Boden jener fernen Welt betreten hatte, w ä hrend die Menge drau ß en in Sprechch ö ren ihren und seinen Namen intonierte.
Alberto Brumado ging zu den langen, sonnenbeschienenen Fenstern hin ü ber und fragte sich dabei, ob er das Richtige getan hatte. Als die Menge ihn erblickte, brandete frenetischer Jubel auf.
KALININGRAD: Das Kontrollzentrum der Marsexpedition war weitaus redundanter als das Raumschiff, in dem die Forscher unterwegs waren. Bei dem Raumschiff war Redundanz aus Gründen der Sicherheit erforderlich, beim Kontrollzentrum aus politischen Gründen. Im Kontrollzentrum war jede Position doppelt besetzt; jeweils zwei Personen saßen an identischen, nebeneinanderliegenden Konsolen. Die eine war für gewöhnlich ein Russe, die andere ein Amerikaner, obwohl an ein paar Konsolen auch Japaner, Engländer, Franzosen und sogar ein Argentinier saßen – mit jeweils einem Russen an ihrer Seite.
Die Männer und Frauen im Kontrollzentrum begannen gerade zu feiern. Bis zum Augenblick der Landung hatten sie steif und angespannt vor ihren Bildschirmen gesessen, doch jetzt konnten sie sich endlich zurücklehnen, die Kopfhörer abstreifen, miteinander lachen, Champagner trinken und Siegeszigarren anzünden. Selbst einige Frauen rauchten Zigarren. In einer verglasten Mediensektion hinter den Reihen der Konsolen prosteten Reporter und Fotografen einander und den Leuten vom Kontrollzentrum mit Wodka in Pappbechern zu.
Nur der Leiter des amerikanischen Teams, ein kr ä ftiger, hemds ä rmeliger Mann mit sch ü tterem Haar, Schwei ß flecken in den Achselh ö hlen und einer unangez ü ndeten Zigarre zwischen den Z ä hnen, machte ein ungl ü ckliches Gesicht. Er beugte sich ü ber den Stuhl der Amerikanerin, die den archaischen Titel › CapCom ‹ trug, Captain of Communications.
» Was hat er gesagt? «
Sie blickte von ihren Bildschirmen auf. » Ich wei ß nicht, was es war. «
»Jedenfalls, verdammt noch mal, nicht das, was er sagen solltet. «
»Soll ich das Band noch einmal abspielen?« fragte der Russe, der neben der jungen Frau arbeitete. Seine Stimme war sanft, aber sie schnitt durch das Stimmengewirr.
Die Frau tippte auf ihrer Tastatur, und der Bildschirm zeigte erneut die Gestalt von James Waterman, der in seinem himmelblauen Druckanzug auf dem sandigen Marsboden stand.
» Ya’aa’tey «, sagte Jamie Watermans Bild.
»Übertragungsfehler?« fragte der Leiter.
» Auf keinen Fall « , sagte die Frau.
Der Russe wandte sich von dem Bildschirm ab und sah den Leiter durchdringend an. » Was bedeutet das? «
» Der Teufel soll mich holen, wenn ich ’ s w üß te « , grummelte der Leiter. » Aber wir werden es garantiert rausfinden! «
Einem jungen Fernsehreporter oben in der Mediensektion fielen die beiden M ä nner auf, die sich ü ber den Sitz der CapCom beugten. Er fragte sich, warum sie so verdutzt dreinschauten.
BERKELEY: Professor Jerome Waterman und Professor Lucille Monroe Waterman hatten ihre Kurse für diesen Tag abgesagt und waren zu Hause geblieben, um zuzusehen, wie ihr Sohn seinen Fuß auf den Boden des Mars setzte. Keine Freunde. Keine Studenten oder Kollegen von der Fakultät. Ein Battaillon von Reportern lungerte draußen vor dem Haus herum, aber die Watermans wollten sich ihnen erst stellen, wenn sie die Landung gesehen hatten.
Sie saßen in ihrem behaglich unaufgeräumten, von Büchern gesäumten Arbeitszimmer und sahen sich die Fernsehbilder an. Die Jalousien waren ganz heruntergezogen, um die helle Morgensonne und die Reporter auszusperren, die sich draußen breitgemacht hatten und sie belagerten.
» Es dauert fast zehn Minuten, bis die Signale auf der Erde eintreffen « , sagte Jerry Waterman sinnierend.
Seine Frau nickte geistesabwesend, den Blick auf die himmelblaue Gestalt unter den sechs gesichtslosen Gesch ö pfen auf dem Bildschirm gerichtet. Sie hielt den Atem an, als Jamie endlich an der Reihe war, sein Spr ü chlein aufzusagen.
» Ya’aa’tey «, sagte ihr Sohn.
»O nein!« keuchte Lucille.
Jamies Vater grunzte vor Ü berraschung.
Lucille wandte sich anklagend an ihren Mann. »
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