Mars
dadurch die Herzen und Köpfe der ganzen Welt erobern konnte.
Die Politiker in Moskau und Washington, Tokio und Paris, Rio und Beijing h ö rten ihren Beratern aufmerksam zu und trafen dann eine Entscheidung. Ihre Berater waren Brumados Zauber erlegen.
» Wir fliegen nicht aus Stolz, des Prestiges oder der Macht wegen zum Mars « , sagte der amerikanische Pr ä sident zum Kongre ß , » sondern im Geist der neuen pragmatischen Kooperation zwischen den V ö lkern der Welt. Wir fliegen nicht als Amerikaner, Russen oder Japaner zum Mars, sondern als Menschen, als Repr ä sentanten des Planeten Erde. «
Der Pr ä sident der russischen F ö deration erkl ä rte seinem Volk: » Der Mars ist nicht nur das Symbol unseres unersch ü tterlichen Willens, das Universum zu erforschen und zu erobern, sondern auch das Symbol der Kooperation, die zwischen Ost und West m ö glich ist. Der Mars ist das Emblem f ü r den unaufhaltsamen Fortschritt des menschlichen Geistes. «
Der Flug zum Mars w ü rde die Kr ö nung einer neuen Ä ra internationaler Zusammenarbeit sein. Nach einem Jahrhundert voller Kriege, Terrorismus und Massenmord verwandelte eine kosmische Ironie den blutroten Planeten, der nach dem Gott des Krieges benannt war, zum segensreichen Symbol friedlicher Zusammenarbeit im neuen Jahrhundert.
F ü r die Menschen der reichen Staaten war der Mars eine Quelle der Ehrfurcht, ein gr öß eres Ziel als irgend etwas auf der Erde, eine neue Herausforderung, die der Jugend als Ansporn dienen und ihre Leidenschaften auf eine gesunde, produktive Weise stimulieren konnte.
F ü r die Menschen der armen Staaten – nun, Alberto Brumado erkl ä rte ihnen, da ß er selbst ein Kind der Armut sei, und wenn der Gedanke an den Mars ihn mit Begeisterung erf ü lle, warum sollten sie dann nicht ebenfalls imstande sein, den Blick ü ber das Elend ihres t ä glichen Daseins zu erheben und gro ß e Tr ä ume zu tr ä umen?
Nat ü rlich hatte es seinen Preis. Brumado hatte die Politiker erfolgreich umworben, aber das bedeutete, da ß sein geliebtes Ziel – der Mars – das Kind ihrer Ehe war. Folglich wurde die erste Expedition zum Mars nicht so durchgef ü hrt, wie die Wissenschaftler es wollten, nicht einmal so, wie die Ingenieure und Planer der diversen nationalen Raumfahrtagenturen es wollten. Die ersten Menschen, die zum Mars flogen, taten es so, wie die Politiker es wollten: so schnell und so billig wie m ö glich.
Das unausgesprochene Grundprinzip der ersten Expedition lautete: erst die Politik, dann die Wissenschaft – mit weitem Abstand dazwischen. Es sollte eine › Fahnen und Fu ß abdr ü cke ‹ -Mission sein, ganz gleich, wie sehr die Wissenschaftler sich w ü nschten, Forschung betreiben zu k ö nnen.
Effizienz lag mit noch gr öß erem Abstand auf dem dritten Rang, wie meistens, wenn politische Erw ä gungen an erster Stelle stehen. Den Politikern fiel es leichter, die erforderlichen Ausgaben vor sich zu begr ü nden, wenn das Projekt schnell abgeschlossen wurde, bevor eine Oppositionspartei die Chance erhielt, an die Macht zu gelangen und sich ihren Erfolg auf die Fahnen zu schreiben. Die Eile bedeutete zwar nicht automatisch, da ß alles schiefging, aber sie zwang die Administratoren, eine Mission zu planen, die alles andere als effizient war.
Hunderte von Wissenschaftlern, Kosmonauten und Astronauten wurden f ü r das Marsprojekt rekrutiert, dazu Tausende von Ingenieuren, Technikern, Flugkontrolleuren und Verwaltungskr ä ften. Sie verbrachten zehn Jahre mit der Planung und drei weitere mit dem Training f ü r die Mission, die ihrerseits zwei Jahre dauern sollte. Alles, damit f ü nfundzwanzig M ä nner und Frauen sechzig Tage auf dem Mars verbringen konnten. Acht lumpige Wochen auf dem Mars, und dann wieder ab nach Hause. Das war der Missionsplan. Das war das Ziel, f ü r das Tausende dreizehn Jahre ihres Lebens hergaben.
F ü r die Welt insgesamt wuchs jedoch die Spannung in bezug auf das Marsprojekt mit jedem Monat, der verstrich, w ä hrend die Auserw ä hlten ihr Training absolvierten und die Raumschiffe auf den Startzentren in der russischen F ö deration, den Vereinigten Staaten, S ü damerika und Japan Gestalt annahmen. Die Welt machte sich bereit, die Hand nach dem Roten Planeten auszustrecken. Alberto Brumado war der anerkannte geistige F ü hrer der Marsmission, obwohl er mit nichts Konkreterem als moralischer Unterst ü tzung betraut war. Moralische Unterst ü tzung wurde jedoch im Lauf dieser Jahre mehr
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