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Mars

Mars

Titel: Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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Dunkeln konnte er die winzige Gestalt von Joanna Brumado erkennen. Das einzige Licht in dem Bereich kam von den schwach leuchtenden F ü hrungsstreifen auf dem Fu ß boden und dem steten roten Auge der permanent einsatzbereiten Kaffeemaschine.
    Er tappte zu dem Tisch, an dem sie sa ß . Ihre H ä nde lagen um einen gro ß en, dampfenden Becher Kaffee.
    » Weshalb bist du denn um diese Zeit noch auf? « fragte Jamie und setzte sich zu ihr.
    » Ich konnte nicht schlafen. «
    » Und da trinkst du eine Tasse Kaffee? «
    » Das brasilianische Beruhigungsmittel « , sagte sie. Er konnte das L ä cheln in ihrer leisen Stimme h ö ren, obwohl ihr Gesicht tief im Schatten lag. » Ich brauche die W ä rme. Mir ist hier drin immer kalt. Besonders nachts. «
    Statt des Projektoveralls trug Jamie ein dunkelblaues Sweatshirt mit dem dezenten Raketensymbol der British Interplanetary Society und leicht ausgeblichene Jeans. In dem schwachen Licht sah er, da ß Joanna einen unf ö rmigen Rollkragenpullover und eine Cordhose anhatte.
    » Warum kannst du nicht schlafen? « fragte er.
    » Das k ö nnte ich dich auch fragen. «
    Er wollte lachen, aber es war kein Lachen in ihm.
    » Ich hab zuerst gefragt. Au ß erdem wei ß t du, warum ich hier herumlaufe. «
    » Du wartest auf eine Antwort von Doktor Li. «
    Er nickte, merkte dann, da ß sie die Kopfbewegung wahrscheinlich nicht sehen konnte, und murmelte: » Mhm. «
    » Bist du so sicher, da ß du wirklich ein Dorf gesehen hast? «
    » Nein, verdammt! Darum geht es doch gerade: Ich bin absolut nicht sicher. Deshalb sollten wir noch mal hinfahren und es uns aus der N ä he ansehen. Es anfassen. Es beschnuppern. Es sogar schmecken. Die ganzen schicken Instrumente und Ger ä te, die wir benutzen, sind doch nur Werkzeuge, die uns sensorische Informationen vermitteln sollen. Bevor wir entscheiden k ö nnen, worum es sich bei diesem Steinhaufen wirklich handelt, brauchen wir mehr Informationen. «
    Sie trank einen Schluck von ihrem Kaffee.
    » Aber du hast mir nicht gesagt, was dich wachh ä lt « , sagte Jamie leise.
    » Oh … vieles. Einsamkeit, zum Beispiel. Ich liege in meinem Bett und lausche dem Wind drau ß en und denke daran, da ß wir fast zweihundert Millionen Kilometer von zu Hause entfernt sind. «
    » Macht dir das angst? «
    » Nein, ich f ü hle mich nur – allein. Es ist merkw ü rdig. Tags ü ber haben wir viel zu tun, und da kommt es mir manchmal sogar so vor, als ob die Kuppel viel zu voll w ä re. Aber nachts …«
    » Ich wei ß« , sagte Jamie. » Entweder schauen einem zu viele ü ber die Schulter, oder man ist ganz allein. Es ist ein merkw ü rdiges Gef ü hl. «
    » Geht es dir auch so? «
    Er runzelte die Stirn. »Joanna, ich bin allein. Ich bin hier der Außenseiter.«
    »Nein, das stimmt nicht.«
    » So sieht es jedenfalls f ü r mich aus. Es ist nicht nur wegen dieser Sache mit den Felsenbehausungen. Ich bin ein Ersatzmann, der erst im letzten Moment dazugekommen ist. Keiner der anderen akzeptiert mich wirklich als Teil des Teams. «
    Es ü berraschte ihn, da ß er ihr das erz ä hlte. Joanna schwieg eine Weile. In dem d ä mmrigen Licht konnte er nicht einmal ihre Miene erkennen.
    » Ich hatte gedacht « , h ö rte Jamie sich sehr leise, fast im Fl ü sterton sagen, » da ß du mich wegen dem, was in McMurdo geschehen ist, auf der Mission dabeihaben wolltest. Jetzt wei ß ich, da ß es dir nicht so sehr darum ging, mich hierzuhaben, sondern vielmehr darum, Hoffmann loszuwerden. «
    » Jamie …«
    » Ist schon okay « , sagte er rasch. » Ich kann verstehen, wie du dich gef ü hlt hast. Ich wei ß , da ß Hoffmann dich bel ä stigt hat. «
    Sie packte die Manschette seines Sweatshirts und sch ü ttelte sie leicht, wie eine Lehrerin, die versucht, die Aufmerksamkeit eines unachtsamen Sch ü lers auf sich zu lenken.
    »Jamie, es gab fünf weitere Geologen, die ich hätte vorschlagen können. Sie hatten alle hervorragende Qualifikationen. Ich habe meinen Vater gebeten, dich ins Team zu holen.«
    »Weil ich dir in McMurdo geholfen habe.«
    » Weil du ein talentierter, sturer, sensibler, einsamer Mann bist. Weil du nett zu mir warst, statt mich abzulehnen. Weil du mich in Ruhe gelassen hast und mir nicht weiter nachgelaufen bist, als ich vor dir weggerannt bin. «
    Jamie war auf einmal durcheinander. » Weil ich dich in Ruhe …«
    » Was in McMurdo zwischen uns geschehen ist, h ä tte gegen dich sprechen m ü ssen, wenn ich auch nur ein F ü nkchen Verstand gehabt

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