Mars
verstopft an, als ob sie knacken m üß ten. Das G ä hnen half, aber nicht sehr.
Er schaltete die Kamera wieder ein und fuhr fort: » Die Meteoriten waren wahrscheinlich die letzten Ü berreste eines uralten Kometen. Nur ein paar verirrte Steinchen, die im Sonnensystem herumgeflogen sind und die es zuf ä llig zum Mars verschlagen hat, genau dorthin, wo wir waren. K ö nnte in einer Million Jahre nicht noch einmal passieren. «
Jamie z ö gerte einen Augenblick. Es gab kaum irgendwelche weiteren Neuigkeiten, die er ihr mitteilen konnte.
» Nat ü rlich habe ich mich ü ber das Band gefreut, das du mir geschickt hast. Und ich bin froh, da ß du vorankommst. Mu ß eine Menge Mut gekostet haben, nach New York zu gehen. Wenn ich irgendwas tun kann, zum Beispiel dir ein Interview oder irgendwelche Hintergrundinformationen ü ber unsere Arbeit hier auf dem Mars zu geben, schick mir einfach eine Anfrage ü ber die Missionsleiter, dann sage ich dir gern alles, was du wissen m ö chtest. «
Jamie hielt die Videokamera wieder an und dachte: Wieviel kann ich ihr wirklich erz ä hlen? Wieviel w ü rden die Missionsleiter durchgehen lassen? Er beschlo ß , vorl ä ufig bei der Wissenschaft zu bleiben und nicht ü ber Politik und pers ö nliche Dinge zu sprechen.
» Wie sich herausstellt, gibt es erheblich mehr Wasser unter der Oberfl ä che, als wir aufgrund der Me ß ergebnisse der fr ü heren unbemannten Raumsonden geglaubt haben. Es ist nat ü rlich gefroren. Wir sitzen auf einem Meer aus Grundeis, das sich wahrscheinlich bis zu den Valles Marineris erstreckt – das ist der Grand Canyon des Mars. Vielleicht noch weiter, aber wir haben den Canyon noch nicht ü berquert und die andere Seite erforscht. «
Jamie schilderte die kurze Exkursion zum Canyon und brachte seine Hoffnung zum Ausdruck, noch einmal hinfahren zu k ö nnen, wobei er die Diskussionen und Debatten ü berging, die er ausgel ö st hatte. Er vermied es sorgf ä ltig, das › Dorf ‹ zu erw ä hnen; daf ü r ist noch Zeit genug, wenn wir eindeutige Beweise haben, so oder so, dachte er. Statt dessen erz ä hlte er Edith von dem kupfergr ü nen Stein, den sie gefunden hatten. Dann gingen ihm die Themen aus.
Er fummelte nerv ö s mit der Fernbedienung herum und schaltete die Kamera schlie ß lich wieder ein. » Ich bin froh, da ß sich die ganze unsinnige Aufregung wegen meines Navajo-Spruchs mittlerweile gelegt hat. Zumindest nehme ich das an. Wir haben hier nicht viele Nachrichten zu sehen gekriegt – meistens Material von der BBC. «
Er schaltete wieder aus und fuhr sich mit der Zunge ü ber die Lippen, w ä hrend er nachdachte, was er Edith sonst noch erz ä hlen k ö nnte.
» Tja, ich glaube, das war ’ s f ü r den Augenblick. Wir haben noch keine Spuren von Leben gefunden, weder Lebewesen noch Fossilien, aber vielleicht herrschen im Grand Canyon lebensfreundlichere Bedingungen. Monique Bonnet hat einen h ü bschen kleinen Garten in Marserde angelegt, und sie gie ß t ihn mit Marswasser. Ich wei ß aber nicht, was ein paar Tage reiner Sauerstoff f ü r ihre Pflanzen bedeuten. Wir gehen alle ab und zu hin und beatmen sie, damit sie ein bi ß chen Kohlendioxid abkriegen. Es war nett von dir, da ß du mich angerufen hast, Edith. Ich spreche sp ä ter wieder mit dir. «
Er schaltete die Videokamera endg ü ltig aus und dachte, ich kann eine bearbeitete Fassung dieses Bandes f ü r Al und meine Eltern anfertigen und die Flugkontrolle bitten, es ihnen zu schicken. Das wird sie ü berraschen. Vielleicht schicken mir meine Eltern sogar eine Antwort.
Seiji Toshima hatte sich die ganzen heftigen Diskussionen zwischen Waterman und dem Rest des Teams angehört, ohne auch nur ein einziges Mal den Mund aufzumachen. Ihr Streit hatte nichts mit ihm zu tun, und er war von frühester Kindheit an darauf trainiert worden, mit seinen Meinungen hinterm Berg zu halten, sofern er nicht ausdrücklich darum gebeten wurde, sie zu äußern.
Doch jetzt bat ihn Waterman – nicht um seine Meinung, sondern um sein Wissen. Das war etwas anderes. Toshima war froh, mit dem amerikanischen Geologen Wissen austauschen zu können. Schließlich war dies der Zweck dieser Expedition zum Mars, oder nicht? Wissen zu erwerben. Und was nützt Wissen, wenn man es nicht mit anderen austauscht?
Jamie Waterman sa ß auf einem d ü nnbeinigen Plastikhocker mitten im Meteorologielabor des Japaners. Toshimas Bereich war vom Team auf den Namen › Wetterzentrale ‹ getauft worden. Es war das
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