Mars
merkte, da ß sein Blick auf Joanna ruhte. Er ri ß sich gewaltsam von ihr los.
Sie plauderten zu viert ü ber die Landung am n ä chsten Tag und blieben im Gespr ä ch strikt beim Thema der Expedition. Reed wirkte wie immer l ä ssig und entspannt. Joanna war ernst, wie ü blich; ihre dunklen Augen hingen am Mars, als w ü rde ihr zum ersten Mal bewu ß t, da ß sie wirklich auf die Oberfl ä che dieser fremden Welt hinuntergehen w ü rde.
Jamie kam sich fast wie ein Roboter vor. Er beantwortete Fragen, die sie an ihn richteten; er sagte die richtigen Worte und trug seinen Teil zu der vierseitigen Konversation bei. Aber seine Gedanken rasten. Er erinnerte sich an die kurzen Momente wilder, animalischer Hitze, die er mit Ilona geteilt hatte, erinnerte sich an Joannas traurigen, ernsten Gesichtsausdruck, als er sie gek üß t hatte, und fragte sich, warum er nicht lockerer werden, mit Ilona spielen und alles andere vergessen konnte.
» Ich mu ß in meine Kabine zur ü ck « , sagte Joanna leise, fast furchtsam. » Mein Vater ruft in ein paar Minuten an. «
Tony Reed bot ihr seinen Arm an. » Ich begleite Sie, wenn ich darf. «
Sie warf Jamie einen Blick zu und sah dann wieder Reed an. » Nat ü rlich. Danke. «
Ilona sah ihnen nach, als sie den Beobachtungsraum verlie ß en. Ein r ä tselhaftes L ä cheln spielte ü ber ihr Gesicht. Sobald sie au ß er H ö rweite waren, wandte sie sich wieder an Jamie.
» Die Antwort auf deine Frage lautet, da ß Katrin in bezug auf ihre Amouren viel diskreter gewesen ist als ich. Und die kleine Joanna war vollkommen tugendsam, soweit ich wei ß . Bist du nun zufrieden, Jamie? «
Er nickte und versuchte zu verhindern, da ß sein Gesicht seine Gef ü hle preisgab.
» Aber ist dir aufgefallen « , f ü gte Ilona teuflisch hinzu, » da ß Tony ihr auf Schritt und Tritt folgt, wohin sie auch geht? «
Jamie kniff ü berrascht die Augen zusammen. » So? «
» Sieh ihn dir an « , sagte sie. » Er l ä uft ihr nach wie ein R ü de einer l ä ufigen H ü ndin. «
Dieser verschlagene, lächelnde Scheißkerl, dachte Jamie. Wer hält ihm Predigten? Wer mischt ihm Drogen ins Essen?
»Katrin und ich genügen Tony nicht«, fuhr Ilona fort. »Er will das Unerreichbare.«
Genau wie ich, erkannte Jamie. Genau wie ich.
SOL 15
NACHMITTAG
»Das ist mir irgendwie unangenehm, Edith«, sagte Jamie in die Kamera.
Er saß auf der Liege seiner Privatkabine. Die Videokamera stand vor ihm auf dem kleinen Leichtbauschreibtisch und war auf sein Gesicht gerichtet. Am Morgen war er vor seinen planmäßigen Arbeitsstunden als erstes in den Raumanzug gestiegen und hinausgegangen, um ein paar Minuten lang Panorama-Aufnahmen von den Steinen, Dünen und fernen Bergen in dem Gebiet um die Kuppel zu machen. Jetzt saß er auf seiner Liege und überlegte, was er Edith erzählen sollte.
» Gestern haben wir einen kleinen Schrecken gekriegt. Noch ist nicht wieder alles normal. Ein verirrter Meteorit hat unsere Kuppel durchschlagen. Nur ein kleines Loch. Wir haben den Meteoriten nicht mal gefunden; er mu ß so klein gewesen sein, da ß er durch die Energie des Aufschlags verdampft ist. Aber ein Teil unserer Luft ist durch das Leck entwichen, und ein paar Minuten lang war alles ziemlich dramatisch. «
Er schaute nach oben. Die Kuppel war in Sonnenlicht getaucht. Die Pumpen und L ü fter pochten wie ü blich dumpf vor sich hin. Jamie h ö rte Stimmen und den Cowboy-Sound eines Country-and-Western-Songs aus irgendeinem Kassettenrecorder.
» Wir atmen hier drin immer noch reinen Sauerstoff. Wir m ü ssen auf Zehenspitzen herumlaufen und extrem vorsichtig sein. In einer reinen Sauerstoff-Atmosph ä re k ö nnte der kleinste Funke die ganze Kuppel in Flammen aufgehen lassen. Die Abscheider sammeln Stickstoff aus der Luft drau ß en, aber wir werden erst in ein oder zwei Tagen wieder normale Luft haben.
Abgesehen von der Kuppelh ü lle ist nichts besch ä digt worden, und Wosnesenski und Paul Abell haben nur ein paar Minuten gebraucht, um das Loch von innen abzudichten. Ich war drau ß en, als es passiert ist, und da hat mir ein anderer Mikrometeorit einen Kratzer in den Helm gemacht. O ja, und Tony Reed hat vor Schreck eine Flasche Vitaminpillen umgeworfen. Jetzt wird er st ä ndig wegen seiner Ungeschicklichkeit aufgezogen. «
Jamie schaltete die Kamera mit der Fernbedienung in seiner Hand aus und g ä hnte. Die reine Sauerstoff-Atmosph ä re schien ihm auf die Ohren zu gehen. Sie f ü hlten sich
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