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Martha's Kinder

Martha's Kinder

Titel: Martha's Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bertha von Suttner
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die Kleriker haben – nur dem Klerikalismus sind sie feind –«
    »Ich fühle da doch den Unterschied,« erwiderte Pater Protus. Dann an Doktor Bresser gewendet:
    »Ihr Sohn kommt mir heute sehr schweigsam und melancholisch vor. Ist er oft so?«
    »Er ist gewöhnlich ernst; doch ist mir es auch aufgefallen, daß er heute etwas verstimmt scheint.«
    Der junge Mann, von dem die Rede war, saß an einem Tisch und blätterte in illustrierten Zeitschriften. Aber sein Blick haftete nur zerstreut auf den Bildern, immer wieder irrte er in die Richtung, wo Sylvia und Denitzky nebeneinander standen.
    Seit Jahren schon trug Hugo Bresser eine schwärmerische Neigung für Silvia im Herzen. In bewußter Hoffnungslosigkeit zwar, denn er maßte sich nicht an, der gefeierten, reichen Aristokratin als Freier sich zu nahen. Was ihm aber heute in Gebaren und Mienenspiel an dem Paare aufgefallen, hatte seine Eifersucht entfacht.
    Selber auf ein Glück verzichten, ist schon schwer genug – aber einen anderen in dessen Besitz zu sehen, ist unerträglich ... Wenn ich recht erraten, sagte er sich – so werde ich dieses Haus meiden – ich könnte da nicht zusehen. Und dabei: er ist ihrer nicht wert ... Nur dem Besten, Gescheitesten, Edelsten wäre sie zu gönnen ... aber dieser Dutzendmensch! ... Ist es nicht schon bedauerlich genug, daß der herrliche Rudolf sich ein Dutzend-Komteßchen nahm...
    Indessen waren die beiden Großmütter in das Schlafzimmer der jungen Frau gegangen, ihr einen Besuch abzustatten.
    Beatrix Dotzky, in schleifen- und spitzengeschmücktes Nachtgewand gehüllt, lag in ihrem Bette und hielt den kleinen Fritz im Arm. Kammerfrau und Wärterin standen daneben.
    Gräfin Lori eilte auf ihre Tochter zu:
    »Also Trixi – wie geht's? Gib mir das Wurm ein bissel her ... So ein lieber Schneck. Die ganze Mama – und Du siehst mir ähnlich, folglich die ganze Großmama – ich kann zwar nicht behaupten, daß mich dieser Titel entzückt...«
    »Er will Dir auch gar nicht passen, liebste Mama ...«
    »Aber mir paßt er doch, Beatrix, nicht wahr?« sagte Martha. »Gib mir den Kleinen, Lori.«
    Gräfin Griesbach ließ sich nicht bitten und legte das Kind auf Marthas Arme.
    »Und jetzt laß Dir erzählen...« Sie setzten sich an das Fußende des Bettes und in übersprudelndem Redefluß berichtete sie, wie die Taufe in der Kirche vor sich gegangen, was der Pfarrer gesprochen, und wie der Kleine geschrien und was für Toaste bei Tische ausgebracht wurden: Oberst von Schrauffen hatte so herrlich von den künftigen Großtaten gesprochen, die der kleine Fritz bestimmt war, im Dienste des Vaterlandes auszuführen, wenn er wie sein Großvater und wie sein Urgroßvater Althaus des Kaisers Rock trüge. Von da sprang Loris Rede ohne Übergang auf die Genesis ihres granatroten Damastkleides »bei der Spitzer, weißt Du – die arbeitet doch am chiksten ...« – auf verschiedene Sorten von »Milchkasch«, mit denen man am besten kleine Kinder aufpäppelt, auf die Misere, die man später mit den Bonnen hat und auf Verhaltungsmaßregeln für die junge Mutter. »In sechs Wochen,« so schloß sie, »mußt Du, ja mußt Du nach Mariazell, um der Muttergottes für die Geburt des Knaben zu danken (ich bin so froh, daß es ein, Bub ist – wegen dem Majorat). Ich bin schon vor Deiner Geburt nach Mariazell – nein Mariataferl war's – gewallfahrtet und wie Du siehst, hat es Dir Glück gebracht – –«
    Martha saß schweigend am andern Bettrand und blickte nachdenklich auf das Kind, das sie im Schoße hielt. Gedanken, Gefühle, Bilder durchwogten ihre Seele – nicht klar, nicht abgesondert, sondern ineinander fließend, in ihrer Vermengung eine Wehmutsstimmung ergebend.
    Der Sohn ihres Sohnes ... vielleicht würde auch der wieder Söhne zeugen... und so geht das Leben, um alles Sterben unbekümmert, aus entlegenster Vergangenheit in entlegenste Zukunft hinüber – dazwischen immer wieder Leid, Kampf, Alter, Tod – und was am Ziele? Was am Wege? Wohl auch mitunter Freude, Liebe, Begeisterungsschwung: das ist ja an sich schon erfüllter Zweck. Das Ziel kann doch nur sein: mehr Freude, mehr Liebe, höherer Schwung ... O« du kleines, hllfloses Geschöpfchen, was wird aus Dir werden – wenn Du überhaupt erhalten bleibst? Wie viel Schmerz wirst Du erdulden, wie viel Schmerz bereiten? Sicher ist Dir nur Eines, früher oder später: das Todsein – die ewige Abwesenheit ... O mein Verlorener! ...
    Und wieder entstand das Bild Tillings vor ihrem

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