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Martin, Kat - Perlen Serie

Martin, Kat - Perlen Serie

Titel: Martin, Kat - Perlen Serie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 1. Perlen für die Braut
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immer die Narben sichtbar, die sie von ihrer letzten Bestrafung zurückbehalten hatte.
    „Dann mach, was ich dir sage, und halte still."
    Claire gab einen erstickten Laut von sich, und Tory spürte eine Welle des Zorns in sich aufsteigen. Vorsichtig schlich sie sich an den Baron heran. Sie wusste, was ihr Stiefvater vorhat- te. Und sie konnte sicher sein, dass er sie wieder mit dem Stock verprügeln würde, wenn sie versuchte, ihn von seinem Vorha- ben abzubringen. Früher oder später würde es ihm dennoch gelingen, Claire seinen Willen aufzuzwingen.
    Tory versuchte, ihre Wut zu zügeln und nachzudenken. Sie musste den Baron aufhalten! An die Folgen ihres Eingreifens wagte sie zwar nicht zu denken, sie konnte es gleichwohl nicht zulassen, dass er ihre Schwester anrührte.
    Ihr Blick fiel auf die kupferne Bettflasche, die neben dem Ofen stand. Sie war längst kalt, aber das Gefäß war noch mit Wasser gefüllt und deshalb recht schwer. Vorsichtig streckte sie ihre Hand danach aus, umfasste den hölzernen Griff und hob die Flasche leise auf.
    Von Claire vernahm sie erneut einen flehentlichen Laut. To- ry machte zwei Schritte auf den Baron zu und holte weit aus. Harwood gab ein grunzendes Geräusch von sich und stürzte auf den Boden.
    Torys Hände zitterten. Dumpf fiel die Bettflasche auf den wertvollen Aubusson-Teppich. Claire sprang aus dem Bett, rannte auf ihre Schwester zu und warf sich ihr in die Arme.
    „Er hat ... er hat mich angefasst." Sie schluckte und klam- merte sich an Tory. „Du bist gerade noch rechtzeitig gekom- men."
    Claire bebte am ganzen Körper, als sie sich umwandte und den am Boden liegenden Mann betrachtete. Dunkles Blut strömte aus einer Wunde an der Schläfe. „Hast du ... ihn um- gebracht?"
    Tory betrachtete den leblosen Körper des Barons und wurde von einem leichten Schwindel ergriffen. Sie holte tief Luft. Im schwachen Schein des Mondlichts konnte sie sehen, wie sich

der Blutfleck unter Harwoods Kopf vergrößerte. Er schien nicht mehr zu atmen, aber sie war sich nicht sicher.
    „Wir müssen fort von hier", sagte sie entschlossen und ver- suchte, die Panik in ihrer Stimme zu dämpfen. „Nimm deinen Umhang, und hol deine Tasche unter dem Bett hervor. Ich ho- le derweil meine, und dann treffen wir uns am Fuß der Dienst- botentreppe."
    „Ich ... ich kann doch nicht in meinem Nachthemd ..."
    „Uns bleibt keine Zeit. Wir müssen uns unterwegs umzie- hen."
    Die Reise kam für sie nicht unerwartet. Vor drei Tagen, am Abend von Claires siebzehntem Geburtstag, hatten sie bereits ihre Taschen gepackt. Seit diesem Abend schien die Begierde in den Augen des Barons bei Claires Anblick jedes Mal zu wachsen. Noch in der Nacht hatten beide Schwestern begon- nen, Pläne zu schmieden. Sobald sich eine Gelegenheit bot, wollten sie Harwood Hall verlassen.
    Aber nun hatte das Schicksal ihnen vorgegriffen. Sie hatten keinen Augenblick mehr zu verlieren.
    „Was ist mit der Halskette?" fragte Claire.
    Es war immer Teil ihres Plans gewesen, den kostbarsten Be- sitz des Barons zu stehlen, da sie für die Reise nach London Geld benötigten. Die wunderschöne Kette aus Perlen und Dia- manten war ein Vermögen wert.
    „Ich hole sie. Versuche, niemanden zu wecken. Ich bin wie- der bei dir, so schnell ich kann."
    Tory warf einen letzten Blick auf ihren Stiefvater und folgte Claire aus dem Zimmer. Lieber Gott, bitte lass ihn nicht tot sein, dachte sie. Der Gedanke, dass sie den Baron tatsächlich umgebracht haben könnte, entsetzte sie. Tory schauderte, als sie eilig den Gang hinablief.

1. KAPITEL
    London, zwei Monate später
    Vielleicht lag es an der Kette. Tory hatte nie an den Fluch ge- glaubt, aber jeder im Umkreis des kleinen Dorfes Harwood wusste von der Legende, die sich um die Perlenkette rankte. Nur hinter vorgehaltener Hand sprachen die Leute davon. Das wunderbare Schmuckstück, das im dreizehnten Jahrhundert für die Braut Lord Fallons angefertigt worden war, wurde zu- gleich verehrt und gefürchtet. Man erzählte sich, dass die Brautkette ihrer Trägerin entweder unaussprechliches Glück oder unerträgliches Leid bringe.
    Das hatte Tory jedoch nicht davon abgehalten, die Kette zu stehlen und sie dann einem Geldverleiher in Dartfield zu ver- kaufen, damit sie und Claire genügend Geld für ihre Flucht hatten.
    Seitdem waren zwei Monate vergangen, und die lächerlich geringe Summe, die Tory für das wertvolle Schmuckstück er- halten hatte, war fast aufgebraucht.
    Zunächst war sie noch

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