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Marx, my Love

Marx, my Love

Titel: Marx, my Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Grän
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bekannt als Rosi Stark. Die Journalisten lieben die Vereinfachung. Ich dachte, dass Sie mich erkannt haben. Sie sahen so verblüfft aus, als ich an der Tür stand.«
    Ja, jetzt weiß sie es. Sie ist die Produzentin, eine dieser Berliner Filmgrößen, die in Nobellokalen und Klatschspalten auftauchen. Nicht Annas Welt, und die Frage ist, wie sie in jene von Rosi Stark passt. Es gibt teurere Detekteien in Berlin, vermutlich auch bessere, und Rosamunde könnte sich jede von ihnen leisten.
    »Kaffee? Wasser? Schnaps?«
    Die Besucherin schüttelt den Kopf und öffnet ihre Handtasche. Sie ist das kleinste Exemplar ihrer Gattung, das Anna in letzter Zeit gesehen hat. In der Farbe passend zu den Schuhen. Das Täschchen ist mit Initialen versehen, damit jeder Weiß, dass die Winzigkeit in keinem Verhältnis zum Preis steht. Das geöffnete Ding, dieser Taschenzwerg, gibt den Blick auf ein Bündel von Banknoten frei, zusammengerollt und von einem goldfarbenen Gummi gehalten. Es sieht obszön aus, denkt Anna, und dass man so etwas nicht zur Schau stellen sollte in einer Stadt, in der sechs von zehn Leuten pleite sind.
    Rosi Stark entnimmt ihrem Designerding eine Puderdose, die sie öffnet, um sich die Nase zu betupfen. Sie lässt sich Zeit, es ist eine Taktik, die Anna nicht ausstehen kann. Das Geldbündel ist im Weg, als sie die Dose zurück in die Tasche stopft. Sie hat Annas begehrlichen oder verächtlichen Blick registriert, und jetzt lächelt sie. »Leute wie ich finden wohl nicht oft hierher?«
    »Machen Sie eine Umfrage, oder haben Sie ein Problem?«
    »Ein kleines Problem«, sagt die Produzentin. Eine so große Frau, denkt Anna, die sich mit Miniaturen schmückt. Wenn sie könnte, würde Rosamunde vermutlich Puppenkleider tragen, aber die sind in Größe sechsundvierzig nicht zu haben.
    »Und bevor Sie mich fragen, wie ich ausgerechnet auf Sie kam: Ich bin zufällig vorbeigekommen. Mein Schneider arbeitet hier in der Nähe, sehr billig und wirklich zu empfehlen, und als ich ihr Schild sah, fiel mir eben mein kleines Problem ein.«
    Weil sie dachte, dass auch ich billig bin, ist Annas erster Gedanke. Ein Bündel Geldnoten in der Handtasche zu tragen heißt noch lange nicht, dass man willens ist, es unters Volk zu verteilen. Die wenigen Begüterten, die sie kennen lernte, waren eher geizig denn großzügig. Vielleicht verdienen die Reichen ihr Geld, weil sie es so hoch schätzen?
    »Ich nehme dreihundert pro Tag plus Spesen«, sagt Anna, und sie ist dankbar für die Sonnenbrille, weil sie jetzt bestimmt schuldbewusst aussieht. Lügen haben kurze Beine, und Annas sind lang und wohl geformt, nach oben hin leider ein wenig ausladend.
    »Ich gebe Ihnen eine Wochenpauschale von tausend Euro. Das inkludiert die Spesen. Dafür brauche ich keine Rechnung, diese Lappalie kann ich ohnehin nicht von der Steuer absetzen.« Die Produzentin lächelt gewinnend und zeigt ein makelloses Gebiss, gräulich, aber nur weil Anna die Sonnenbrille trägt.
    »Nein«, sagt Anna.
    »Aber vielleicht haben Sie den Job in drei Tagen erledigt, dann machen Sie einen Schnitt. Sie sehen aus wie eine Spielerin. Das ist doch ein guter Deal.«
    »Nochmals nein.« Annas dunkle Stimme zittert ein wenig, doch sie bläst ihrem Gegenüber Rauch ins Gesicht. Aus dem Handbuch für Detektive: Immer souverän bleiben und den anderen zu irritieren versuchen, wenn man in der Schusslinie steht.
    Rosi Stark fächelt den Rauch weg, und dabei klimpern ihre Goldreifen, die sehr zierlich sind, doch sie trägt zwei Dutzend davon. Sie zieht das Bündel aus der Handtasche und blättert zwölf Hunderter auf den Schreibtisch. »Das ist mein letztes Angebot, und wenn ich mir Ihr Büro so ansehe, sollten Sie es nicht ablehnen. Falls Sie länger als ein Woche brauchen, verdopple ich.«
    Sie spielt besser Poker als ich, überlegt Anna, aber sie hat auch bessere Karten in Form einer Geldrolle. »Sagen Sie mir erst, worum es geht.«
    »Um eine kleine Ratte. Lassen wir den Namen erst mal beiseite, bis Sie sich entschieden haben. Nennen wir ihn X. Er belästigt mich. Eher wie eine Mücke als eine Ratte, vor der könnte ich ja noch Angst haben. X geht mir einfach auf die Nerven. Ich möchte, dass Sie ihn mir vom Hals schaffen, wie auch immer.«
    Anna schnipst Asche vom Schreibtisch. »Reden wir jetzt von einem Auftragsmord? Ist nicht so ganz mein Metier, aber einen Stock höher wohnt ein Russe, von dem ich glaube, dass er der Mafia angehört. Vielleicht versuchen Sie es mal bei dem. Der

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