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Masken der Begierde

Masken der Begierde

Titel: Masken der Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivy Paul
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seinen Bericht fort: „Letzte Nacht verschleppte Mr. St. Clare Ally aus dem Haus und übergab sie einem finsteren Gesellen, zusammen mit einem Beutel Münzen. Ich versteckte mich auf dem Trittbrett der Kutsche, doch der Kutscher entdeckte mich wenige Meilen vor Mallington und schlug zu. Ich dachte, es wäre besser, bei Euch Hilfe zu suchen. Ich fand keine Mitfahrgelegenheit und musste zurücklaufen“, erzählte Clark.
    „Von Mallington bis hierher? Du musst völlig am Ende sein!“, rief Violet aus.
    Lucas legte Clark die Hand auf die Schulter. „Es war die richtige Entscheidung, Junge. Ich lasse die Kutsche anspannen, und dann werden wir Allegra befreien. Wegen Mr. St. Clare müssen sich deine Großmutter und du nicht mehr sorgen. Er hat seinem elenden Leben heute Nachmittag ein Ende gesetzt.“
     
    Die Kutsche rumpelte über die holprigen Straßen. Im Innern herrschte Schweigen. Angespannt saß Violet auf der Bank, ihr gegenüber Lucas mit einer Miene wie ein aggressiver Pitbull, neben ihm Clark mit angriffslustig blitzenden Augen. Zwei Männer, wie sie unterschiedlicher nicht sein konnten hinsichtlich Bildung, Aussehen und Stand, und sich doch so ähnlich, dass es fast unheimlich war.
    Die letzten Tageslichtfetzen verblassten schneller, als Violet erwartet hatte, und innerhalb kürzester Zeit lag die Dämmerung über der Landschaft. Das Grün der vorüberziehenden Hecken und Weiden wurde zu einem verwaschenen Blaugrün. Violet beugte sich vor, um mehr zu sehen, und nahm die Spannung, die über den Männern lag und nun auch sie ergriff, überdeutlich wahr.
    Beunruhigt wandte sie sich Lucas zu. Sein Geschichtsausdruck wirkte finster, doch als sich ihre Blicke trafen, milderte sich die Anspannung in seinem Gesicht. Er schenkte ihr ein kleines Lächeln.
    „Wir befreien Allegra. Immerhin ist sie die Schwester eines Earls“, beruhigte Lucas sie.
    „Und wenn sie Allegra nicht freigeben wollen?“, fragte Violet ängstlich.
    „Sie müssen und sie werden“, bekräftigte Lucas.
    „Wenn es nicht anders geht, befreien wir sie mit Gewalt“, mischte sich Clark ein, bückte sich und zog ein Messer aus seinem Stiefel, das er Violet und Lucas kurz zeigte, ehe er es wieder in den Schaft rutschen ließ.
    Violet schluckte ihre Angst hinunter. Sie hoffte auf die Vernunft der Anstaltsleitung. Die arme Allegra! Was mochte sie in den letzten Stunden durchlitten haben? Welche Ängste musste sie ausstehen?
     
    „Wir müssten jeden Moment ankommen “, vermutete Lucas.
    Neugierig beugte Violet sich vor und erkannte eine mittelalterliche Burg, die wie eine ruhender Koloss in der Landschaft lag. Einzelne Lichter tanzten in den schmalen Fenstern des Bollwerks.
    „Man wird uns nicht einlassen“, meinte Violet bedrückt. Vermutlich war dort alles zur Nachtruhe bereit.
    Lucas strich sich über das Haar und richtete seine Kleider. „Sollten sie sich weigern, werden sie den Krawall ihres Lebens erleben.“ Er wirkte durchaus bereit, die Burg mit roher Gewalt zu erstürmen, und Violet war sich unsicher, ob es sie mit Stolz oder Unbehagen erfüllen sollte, dass Lucas zum Kampf bereit war.
    Die Kutsche hielt vor dem Eingang. Lucas stieg aus, half Violet und wartete auf Clark, ehe er sich der Pforte zuwandte.
    Es dauerte eine ganze Weile, bevor auf Lucas’ Läuten reagiert wurde. Ein Mann mit einem grauen Haarkranz und einer nicht allzu sauberen Schürze öffnete. Er hob eine Laterne hoch, um die Besucher zu identifizieren.
    „Was zum Geier …“ Er verstummte, während er Lucas, Violet und Clark musterte. Er grinste und entblößte eine fleckige Zahnreihe. „Ah, ich verstehe, ein neuer Zögling für unsere Anstalt.“
    „Mitnichten“, entgegnete Lucas eisig. „Seid Ihr der Leiter?“
    „Nein, ich bin Gregory, der Irrenschließer. Mrs. Albany ist die Leiterin der Irrenanstalt“, stotterte der Mann.
    „Dann führt uns augenblicklich zu ihr“, befahl Lucas.
    Offenbar war Gregory derartige Forderungen nicht gewöhnt; er wirkte unsicher. Lucas nutzte seine Verwirrung und schob sich an ihm vorbei ins Innere. Violet und Clark folgten ihm.
    „Also? Worauf wartet Ihr, guter Mann?“
    Gregory leitete die drei durch lange, dunkle Gänge in den Privattrakt der Anstaltsleiterin. Auch dort bestanden die Wände aus grauem, nacktem Fels, doch man hatte Wandteppiche und primitiv anmutende Gemälde aufgehängt.
    Gregory klopfte an eine Tür, und eine weibliche Stimme rief gebieterisch, er solle eintreten. Ungeduldig drängte Lucas in den

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