Maskenball
Form gebracht. Frank konnte seinem Freund ansehen, dass ihm noch schlecht war. »Mann, ich brauche jetzt frische Luft.« Er stand auf und öffnete ein Fenster. »Oh, mein Kopf. Mann, ist das kalt.« Ecki schloss das Fenster wieder.
»Tja, lieber Freund und Kollege Eckers, wer saufen kann, der kann auch arbeiten gehen – hat mein Vater immer gesagt. Und der wusste bestimmt, wovon er sprach.«
»Spar dir deine Küchenweisheiten«, brummte Ecki missmutig und fuhr sich müde über seine Haare. »Mann, oh Mann, nie mehr. Nie mehr Bier.«
»Statt zu jammern, konzentrier dich lieber.« Frank hatte keine Zeit für Eckis Katerstimmung.
»Also, wir haben ein Foto mit sieben Freunden, oder besser gesagt, Kameraden, oder zumindest Schicksalsgenossen.« Ecki nahm seine Finger zu Hilfe, »sechs von ihnen sind tot, nur Krüger lebt noch. Habe ich das richtig mitgezählt? Flusen im Krieg ermordet, Lehnert ist tot, Feldges stirbt beim Karneval, vielleicht aus Stress, Verhoeven, Breuer und Hecker, auch tot. Bleibt nur Krüger.«
»Und?«
»Er ist unser Mann. Er hat bis auf Flusen und Lehnert die anderen auf dem Gewissen. Ganz klar. Worauf warten wir noch. Wo ist er jetzt? Bei euch? Oder ist er unterwegs? Oh, Mann, der Mörder wohnt mit seinem Häscher unter einem Dach.«
»Du hast wohl noch zu viel Alkohol im Blut, was? Benutz doch ausnahmsweise einfach mal deinen Verstand. Ich habe zuerst auch gedacht, dass Krüger der Täter sein könnte. Aber, warum sollte er das tun? Was könnte der Grund dafür sein? Ich sehe kein Motiv. Bisher habe ich keinen Anhaltspunkt für Krügers Täterschaft.«
»Und, wen hast du dann im Auge?« Ecki griff sich an die Stirn und stöhnte leise. »Also, mir fällt niemand ein.«
»Kein Wunder, in deinem Zustand. Aber überlege doch einmal, einer muss doch das Foto gemacht haben.«
»Du meinst?« Ecki sah seinen Freund mit müden Augen an.
»Ja, ich meine, dass es noch jemanden gibt. Jemanden, den wir noch nicht kennen. Entweder ist er der Mörder, oder Verhoeven Junior, den dürfen wir auch nicht vergessen.«
»Moment, das geht mir zu schnell. Du meinst, es könnten acht und nicht sieben sein? Der große Unbekannte? Der Mann im Hintergrund? Nee, mein Lieber, so besoffen kann ich gar nicht sein, dass ich das als Spur sehe, oder auch nur als vage Möglichkeit. Nee, nee. Denn es bleibt die Frage nach dem Warum. Warum bringt jemand in seinem hohen Alter – der Täter muss ja auch schon hochbetagt sein – alte Kameraden um? Du willst mir jetzt doch nicht weismachen, dass es vielleicht um einen geheimnisvollen Schatz der Nazis geht, auf den die Kameraden damals gestoßen sind, und um den es heute, sechzig Jahre nach Kriegsende, Streit gegeben hat?«
»Dafür, dass du die Nacht durchgesoffen hast, funktioniert deine Fantasie ja noch ganz ordentlich. Respekt. Warum nicht? Solche Geschichten gibt es doch auch heute noch jede Menge. Feldges muss seiner Tochter ja auch nicht die Wahrheit gesagt haben. Vielleicht hat es damals ja schon Streit gegeben. Und die Truppe hat den Tod von Flusen einfach nur als Standgerichtsurteil aussehen lassen.«
»Ja, ja, das sagenumwobene Bernsteinzimmer.« Ecki winkte ab. Frank war wohl endgültig im Schwangerschaftsstress. »Nazischatz. So, so.« Ecki tippte sich mit dem Zeigefinger an die Stirn. »Und das in Nettetal?«
»Nehmen wir doch nur mal für einen Augenblick an, dass das eine Möglichkeit ist.« Frank sah Ecki aufmunternd an. »So abwegig ist die Sache nicht. Es muss ja nicht gleich das Bernsteinzimmer sein. Es kann auch etwas anderes Wertvolles eine Rolle gespielt haben. Denk doch einfach nur daran, dass nicht weit von der Bahnlinie damals der größte Feldflughafen der Nazis war, hinten in Kaldenkirchen. Darüber kann vieles weggeschafft worden sein. Gold, Schmuck, Bilder, was weiß ich. Bei dem Durcheinander damals ist sicher vieles verschwunden.«
»Und ausgerechnet solche Halbwüchsigen sind über den Schatz ihres Lebens gestolpert?« Ecki klang jetzt nicht mehr ganz so abweisend.
»Eben.«
»Na ja, hm, vielleicht. Und was heißt das jetzt für uns?«
»Wir müssen den achten Mann ausfindig machen. Und wir müssen Krüger beschützen. Er schwebt in Lebensgefahr. Außerdem kennt er die Wahrheit der Geschichte. Wir müssen Krüger befragen.«
»Und was ist mit dem jungen Verhoeven?«
»Gut. Der ist natürlich auch noch im Rennen. Wenn wir ihn haben, werden wir wissen, ob er als Psychopath taugt und als Serientäter in Frage kommt. Wir brauchen
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