Maskenball
aus Liebe? Nein, dazu passt der Tod von Verhoeven nicht. Eine Frau besorgt sich keine Dumdum-Patronen, um ihrem Opfer den halben Kopf wegzuschießen.
»Du hast recht. Das passt nicht zusammen. Es sei denn, es war eine Kurzschlusshandlung, Verhoeven auf dem Klinikgelände zu erschießen.«
»Ich weiß nicht. Das ist mir alles zu vage. Wir spekulieren nur und haben so gut wie keinen konkreten Ansatz. Nach wie vor ist ja auch nicht ausgeschlossen, dass die beiden Taten von zwei verschiedenen Tätern verübt wurden, die nichts miteinander zu tun haben. Und die Verbindung zu Dr. Helmut Köhler ist einfach nur Zufall.«
»Und, was sollen wir nun dem Staatsanwalt erzählen? Und was der Presse? Wenn nicht bald etwas geschieht, dauert es nicht mehr lange, und wir stecken tief in der Scheiße.« Auch Ecki hatte seine Portion Fritten aufgegessen. »Lass uns fahren. Es ist spät genug. Außerdem will die gute Frau Feierabend machen.« Ecki deutete auf die Bedienung, die bereits damit begonnen hatte, die Theke auszuräumen.
»Die Presse macht mir keine Sorgen. Die schreiben eh, was sie wollen. Wichtiger ist mir, dass wir Böllmann endlich etwas Handfestes liefern können.« Frank war satt und fühlte sich mit einem Mal müde.
Staatsanwalt Ralf Böllmann war kein unangenehmer Mensch. Eher im Gegenteil. Bislang kamen die beiden Ermittler mit dem sympathischen Staatsanwalt bestens klar. Böllmann hielt ihnen, so gut es ging, den Rücken frei. Andererseits konnte er nicht ewig auf Ergebnisse warten. Der trotz seiner gut vierzig Jahren immer noch jungenhaft wirkende Böllmann war bei der Mönchengladbacher Staatsanwaltschaft schon seit vielen Jahren für Kapitaldelikte zuständig. Daher wusste er nur zu genau: Jeder Tag ohne Täter war ein Tag mehr für den Täter. Und irgendwann waren die Spuren kalt. Dann konnte nur noch der Zufall helfen. Und nicht selten wurden Mordakten nie geschlossen, weil der oder die Täter nicht gefasst werden konnten.
»Wir werden mit Böllmann schon klarkommen.« Ecki versuchte seinen Freund zu beruhigen.
»Klar werden wir das. Aber ich will endlich den oder die Mörder.«
XIV.
Lisa reichte Frank die offene Milchtüte. »Ist das nicht schön?«
»Was meinst du?«
»Wir haben endlich mal wieder Zeit für ein gemeinsames Frühstück. Und das mitten in der Woche. Draußen ist es kalt und wir haben es schön warm.« Lisa griff nach dem Honigglas.
»Na ja, schön schon, aber du bist doch krank. Und das finde ich nicht schön. Wie geht es dir heute Morgen überhaupt?« Frank legte sein Schinkenbrötchen auf den Teller zurück und sah seine Freundin an. Es waren ihre Augen und ihr unbefangenes Lachen, was er so sehr liebte. Er freute sich auf ihr gemeinsames Kind und er freute sich wirklich auch auf die Hochzeit. Das Frühstück mit Lisa tat ihm gut. In Franks Kopf spielte Jimmy Thackery sein fröhliches My Searching Is Over.
Wenigstens für diese kurze Zeit konnte er seine Ermittlungen vergessen. Lisa und die Musik gaben ihm Kraft für seine Arbeit. »Schade, dass ich gleich ins Präsidium muss. Ich könnte den ganzen Tag so mit dir am Tisch sitzen. Ich liebe dich, Lisa.« Er griff nach ihrer Hand, die sich warm und ein bisschen feucht anfühlte. »Oh, du hast ja eine ganz heiße Hand. Du hast Fieber.«
»Ist nicht so schlimm. Wenn du weg bist, lege ich mich noch ein bisschen hin. Aber ich kann mich nicht den ganzen Tag ausruhen. Ich muss noch eine Menge erledigen und telefonieren. Die Einladungen für die Zeitzeugen, die an unserer Projektwoche teilnehmen, müssen noch raus. Leonie hat zwar vor ein paar Wochen schon mit ihnen telefoniert, nun müssen sie aber noch offiziell eingeladen werden. Außerdem müssen sie ihre Reiseunterlagen bekommen.« Lisa sah ihren Freund liebevoll an. »Ach, Bulle, ich liebe dich auch. Sehr sogar. Das hätte ich mir nie träumen lassen, einmal einen Menschen so gern haben zu können. Was machst du nur mit mir?«
»Nix.« Frank grinste bis über beide Ohren. »Es ist nur so, du machst mich unglaublich glücklich.« Frank biss wieder in sein Brötchen. »Wird dir die Arbeit nicht zu viel? Wie viele Zeitzeugen kommen denn eigentlich?«
»Zwei haben abgesagt, ihnen ist die Reise doch zu beschwerlich. Eine Jüdin, die früher in Eicken gelebt hat, will nicht mehr den langen Weg von Boston an den Niederrhein machen. Das kann ich auch verstehen, sind es doch mittlerweile schon ziemlich betagte Herrschaften und die Strapazen nicht zu unterschätzen. Der andere, auch ein
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