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Maskerade

Maskerade

Titel: Maskerade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman Butters
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kennengelernt haben“, ging der junge Mann mit einem Lächeln auf ihr Bekenntnis ein. „Ich bin ein Fremder für Sie und kann nicht wie ihre Nachbarn bedauernd sagen: ,Arme kleine...’ Nun, wie Sie eben heißen, und Sie können mir außerdem nicht einmal sehr leid tun, denn Sie machen mir den Eindruck eines intelligenten, hübschen jungen Mädchens, das auf dem Weg zur Kunstschule ist und sich ohne Zweifel dort durchsetzen wird. Übrigens, mein Name ist Marc Taussig.“
    Sie reichte ihm lächelnd die Hand und war ihm dankbar für das, was er gesagt hatte.
    „Ich lasse mich im allgemeinen nicht von Fremden ansprechen“, beteuerte sie.
    „Eine höchst gefährliche Angelegenheit in der Tat“, lachte er, „es sei denn, es geschieht in der Eisenbahn. In der Eisenbahn ist es eine angenehme Methode, ohne Risiko fremde Leute kennenzulernen und dabei zu erfahren, wie es in der Welt zugeht. Können Sie mir glauben, daß ich im vergangenen Frühjahr auf einer Wochenendreise nach New York einer Olivenstopferin begegnet bin? Wahrhaftig! Wo wäre mir sonst eine Olivenstopferin über den Weg gelaufen?“
    „Ich habe noch nie darüber nachgedacht“, lachte Liz, „aber wie stopft man eigentlich Oliven?“
    „Mit kleinen Zangen und mit der Hand. Das Mädchen schaffte elftausend Stück am Tag. Jedesmal wenn ich eine Olive esse, muß ich an sie denken.“
    „Meine Güte!“
    „Es wird Ihnen Spaß machen, von daheim fort und auf der Schule zu sein. Ich will nicht versprechen, daß Sie Olivenstopferinnen kennenlernen, aber Sie treffen die verschiedensten Menschen, und das ist viel wert.“
    „Möglich“, stimmte Liz zu. Sie war tatsächlich davon überzeugt, daß es besser war, die Kunstschule zu besuchen, als in Bridgedale zu bleiben, wo jeder genau wußte, was geschehen war. Ihre Eltern hatten sich den ganzen Sommer über liebevoll gezeigt und geflissentlich ihre geröteten Augen morgens beim Frühstück übersehen. Jeden Tag hatte Mutters Stimme gewollt heiter geklungen, und Vater hatte ihr immer, wenn er ihr auf dem Flur begegnete, mitfühlend und ermutigend auf die Schulter geklopft. Beides war ihr zuwider gewesen, aber noch schlimmer war, daß man nach und nach vorsichtig Pläne für ihre Zukunft zu schmieden begann. Da sie sich nun einmal nicht für ein Universitätsstudium interessierte — so hieß es, und es ja überdies bereits etwas spät dafür sei —, wie wäre es da mit der Kunstschule? Sie hatte bereits seit Jahren ihre eigenen Kleider entworfen und genäht und außerdem immer gerne skizziert, gezeichnet und sich Schnittmuster ausgedacht. Ganz zufällig war der Prospekt einer anerkannt guten Schule in Philadelphia zur Hand, und die Eltern wußten bereits, daß sie dort aufgenommen werden konnte. So hatte das eine das andere ergeben, und jetzt war sie hier.
    „Gleich sind wir da“, sagte der junge Mann, „da drüben ist das Bulletin-Gebäude, in dieser Richtung liegt die Universität, und genau vor uns sehen Sie den Bahnhof der Dreißigsten Straße.“
    „Danke!“ murmelte Liz.
    „Wenn Sie mir Ihren Namen und die Adresse geben, könnten wir vielleicht einmal miteinander ins Kino gehen, das heißt wenn Sie Lust dazu haben. Der Anfang ist ein wenig schwer. Da fühlt man sich ziemlich einsam.“
    „Das glaube ich gern“, lächelte sie kläglich.
    „Zwar kenne ich bereits Ihre Geschichte, aber ich nehme nicht an, daß Sie sich bereits aufs Altenteil zurückziehen wollen.“
    Aufs Altenteil? Sie dachte an die einsamen Abende der vergangenen Wochen und Monate, die sie irgendwie auszufüllen hatte, und zwar in Philadelphia genauso wie in Bridgedale. Sie seufzte.
    „Na, schön“, entschloß sie sich, und als er ihr einen Bleistift und Papier hinhielt, schrieb sie so deutlich wie möglich LIZ GORDON, PREWITT-HAUS, darauf. „Die Telefonnummer weiß ich nicht. Es ist ein Schülerinnenheim“, erläuterte sie, aber sie bezweifelte, ob er je anrufen würde. Er erbat die Adresse vermutlich bloß deshalb, um die Zeit auszufüllen oder, wie er sich zuvor ausgedrückt hatte, um zu erfahren, was in der Welt alles vor sich geht.
    „Es war nett von Ihnen, mir zuzuhören“, dankte sie ihm mit einem freundlichen Lächeln. „Vielleicht haben Sie mir ein wenig über meinen Kummer hinweggeholfen.“ Zumindest bis heute abend, fügte sie in Gedanken hinzu.
    „Ob Sie es glauben oder nicht, man übersteht solche Enttäuschungen“, tröstete er.
    Liz hätte ihm gerne gesagt, wie großtuerisch und dumm sich das

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