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Maskerade

Maskerade

Titel: Maskerade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman Butters
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unsinnig gewesen, denn es bestand kein Zweifel, daß ihre Eltern Neger waren. Aber irgendeine Laune der Natur hatte ihr dann die helle Haut ihrer Tante Helene gegeben, und von ihrem dunklen Vater hatte sie die klaren, regelmäßigen Gesichtszüge der Jamisons . Leute, die ihre Familie nicht kannten, hielten Cara für eine Spanierin oder Inderin, aber sie hatte diese Tatsache niemals ausgenützt bis zu dem Tag, an dem sie dem Direktor der Hawley-Akademie gegenüberstand.
    Im Frühling war sie nach Philadelphia gekommen, um sich persönlich zu erkundigen, ob die Hawley-Akademie Neger zum Studium zuließ. Es war eine lange Reise für sie gewesen, aber Cara hielt es für besser, in diesem Fall persönlich vorzusprechen, damit jeder sehen konnte, daß sie sauber und gepflegt war und gute Manieren hatte. Sie trug die erwünschte Mappe mit Probezeichnungen bei sich und wurde sehr herzlich vom Direktor begrüßt. Bevor sie jedoch ihre schicksalshafte Frage vorbringen konnte, hatte der Direktor ihre Mappe aufgeschlagen und ihre Arbeiten betrachtet.
    „Ausgezeichnet! Außergewöhnlich!“ lobte er.
    „Oh — danke“, stammelte Cara und wurde vor Freude rot.
    „Darf ich diese Blätter ein paar Stunden lang behalten und sie einigen unserer Professoren zeigen?“ fragte er. „Ich sehe, Sie kommen aus Illinois. Bleiben Sie über Nacht hier?“
    „Ja, doch“, bestätigte Cara, „ich reise erst morgen abend wieder zurück, denn ich möchte mich gerne noch nach einer Unterkunft umschauen, wo ich dann eventuell im Herbst wohnen kann.“
    Der Direktor lächelte ihr zu und meinte: „Nun, ich glaube, da kann ich Ihnen helfen. Unsere auswärtigen Schülerinnen wohnen meist im Constance-Prewitt-Heim. Ein vorzügliches Haus, und es ist nicht zu früh, um dort jetzt schon ein Zimmer zu bestellen.“
    „Das Constance-Prewitt-Heim?“ griff Cara zaudernd auf.
    Der Direktor nickte. „Es ist nicht offiziell unser Internat, sondern es wurde der Hawley-Akademie vor Jahren von einer Miß Prewitt gestiftet. Sehr viele Bedingungen allerdings sind daran geknüpft, unter anderen, daß es stets seine eigene Verwaltung haben muß. Sie werden sich dort wohl fühlen. Ich rufe Mrs. Coles gleich an und sage ihr, daß Sie unterwegs sind.“
    Zu ihrem größten Entsetzen wurde ihr klar, daß der Direktor sie für eine Weiße hielt. Es war undenkbar, daß Negerinnen in dem Heim zugelassen waren. Wie erstarrt saß sie auf ihrem Stuhl und wagte nun nicht mehr, ihre Frage vorzubringen, denn dann würde mit einem Schlag alles anders sein. Ihre Zeichnungen wären plötzlich weniger außergewöhnlich, das Lächeln des Direktors würde verschwinden, und ihr Recht, auf der Hawley-Akademie zu studieren, wäre in Frage gestellt. Sie hörte zu, wie der Direktor am Telefon sprach, und fühlte, daß ihr Mut immer schwächer wurde. Dann legte der Direktor den Hörer auf und sagte, daß sie in etwa einer Stunde erwartet würde. Er gab ihr einen Zettel mit der Adresse, Cara stotterte ein paar Dankesworte und floh aus dem Zimmer.
    Draußen blieb sie dann stehen und schaute sich nach einem Platz um, wo sie sich hinsetzen und über ihre Lage nachdenken konnte. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite sah sie eine Schnellgaststätte. Sie trat ein und bestellte eine Flasche Coca-Cola. Sie dachte nicht entfernt daran, ihre Rasse zu verleugnen. Weit mehr beschäftigte sie im Augenblick die Überlegung, was wohl geschehen würde, wenn sie dem Direktor eröffnete, daß sie keine Weiße sei. In der Stadt galten andere Bestimmungen, und sie war sich nicht sicher, was sie in Philadelphia zu erwarten hatte. Rein juristisch gesehen konnte man sie als Studentin nicht abweisen, aber andererseits hatte sie mit ihren achtzehn Jahren in dieser Hinsicht schon manches erlebt und wußte daher nur zu genau, daß es viele undurchschaubare Gründe gab, mit denen man ihr die Aufnahme verweigern konnte. Entweder war die Schule bereits überfüllt, oder man bevorzugte Schüler aus der näheren Umgebung, oder... Nun, es war gleichgültig, was man ihr sagen würde. Wichtig war nur der Entscheid: Nicht zugelassen. Ihr war klar, daß sie todunglücklich wäre, wenn man sie nicht aufnahm, und daher wünschte sie verzweifelt, nicht die Wahrheit sagen zu müssen. Aber selbstverständlich würde dies unumgänglich sein.
    Sie zerriß die Adresse des Prewitt-Heims, trank ihr Coca-Cola aus und ging dann hinaus, um die Stadt, in der sie vielleicht wohnen würde, etwas näher kennenzulernen. Sie hoffte,

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