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Matterhorn

Matterhorn

Titel: Matterhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Marlantes
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hatten. Und Mellas: In weniger als einer Stunde gab es ihn vielleicht nicht mehr.
    Das Funkgerät erwachte knisternd zum Leben.
    »Einsatz, Sir«, sagte Relsnik ernst.
    Alle sahen einander an.

Kapitel 13
    S tumm reihten sich die Jungs am Rand der Landebahn auf, um auf die Hubschrauber zu warten. Andere Marines blieben stehen und sahen ihnen zu, wollten ihnen Mut zusprechen, wagten es jedoch nicht, in ihre private Welt einzudringen – eine Welt, die sie nicht mehr mit gewöhnlichen Menschen teilten. Einige von ihnen erlebten gerade die letzte Stunde jenes kurzen Mysteriums namens Leben.
    Schlitternd brachte Pallack den Kompanie-Jeep zum Stehen, und er und China rannten los, um ihr Marschgepäck und ihre Waffen zu holen. Schwerfällig trabten sie zu der Stelle, wo die Kompanie wartete.
    Sein Maschinengewehr auf der Schulter, trat China auf Mellas zu. »Jayhawk hat gesagt, er tut, was er kann. Wenn die Pistole nicht geladen war, kriegt er ihn raus, sagt er.«
    Mellas war das ziemlich egal. »Gut«, sagte er. Er versuchte, sich darüber klar zu werden, von welcher Seite sie die Gook-Kompanie angreifen sollten und ob sie, da sie die Windverhältnisse nicht kannten, überhaupt eine Wahl hatten.
    »Sir«, sagte China. »Ich soll Ihnen auch noch was von Lieutenant Hawke ausrichten.« China verstummte.
    »Ja, was denn?«
    »Er hat gesagt, Sir, ich soll Ihnen unbedingt beides sagen. Sie sollen Ihre Scheißprobleme gefälligst selber lösen und sie nicht auf andere Leute abwälzen.« China hielt inne. Mellas hatte die Lippen zusammengepresst. »Und Sie sollen zusehen, dass Sie Ihren Hintern wieder hierherschaffen, wenn die Scheiße vorbei ist, damit er Ihnen reintreten kann.« Mellas brach in erleichtertes Gelächter aus.
    China schnaubte. Mellas bemerkte, dass er seine Pistole nicht dabeihatte, die alle MG -Schützen zu ihrem Schutz trugen. »Scheiße, China, wo ist Ihre 45 er?«
    »Die ist mir geklaut worden, Sir.«
    Die beiden sahen einander einen Moment lang an.
    »Verdammt noch mal, China, warum jetzt diese Lüge?«, sagte Mellas traurig. Er hatte die Gerüchte gehört, dass Schwarze Waffenteile in die Staaten schickten. Er löste das Holster mit seiner eigenen Pistole vom Gürtel und warf es China zu. China sah es an und begann, es sich umzuschnallen. Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um.
    Sergeant Ridlow, der gerade von einer letzten Überprüfung seines Zugs zurückgekehrt war – er hatte lockere Gurte festgezogen, das eine oder andere derbe, ermutigende Wort gesagt –, hatte den letzten Teil der Unterhaltung mit China mitbekommen. »Ein Feigling ist er jedenfalls nicht«, sagte Mellas, während er zusah, wie China sein Maschinengewehr überprüfte.
    »Feige sind sie alle nicht, Lieutenant«, sagte Ridlow.
    Mellas blickte an den Reihen der Heli-Teams entlang und fühlte sich von seinem alten Zug abgeschnitten, während er zusah, wie Fracasso und Bass dafür sorgten, dass alle bereit waren. Noch vor wenigen Tagen, als sie von Sky Cap abhoben, war er ihr Zugführer gewesen. Der Krieg führte jeden Zeitbegriff ad absurdum. Am bleiernen Himmel hielt er nach den Hubschraubern Ausschau. Annes Gesicht tauchte in seiner Erinnerung auf. Er wusste, sie wollte ihn nie wiedersehen, doch hier war sie, vielleicht das letzte Gute, woran er dachte.
    »Da kommen sie«, rief jemand.
    Am Himmel schwebten winzige schwarze Punkte. Der Anblick jagte Mellas einen Schauer durch die Eingeweide, eine übelkeiterregende Furcht. Seine Knie wollten nachgeben, sein Körper weglaufen. Im Näherkommen schwenkten die schwarzen Punkte einer nach dem anderen ab und verwandelten sich in CH - 46 -Transporthubschrauber mit Zwillingsrotor, die in Reihe einen Bogen schlugen, um von Süden her zu landen. Mellas wollte, dass sie abstürzten, dass sie vom Himmel fielen. Sie kamen, um ihn umzubringen. Ohne Grund. Und er würde an Bord gehen. Wieder kam er sich vor wie auf dem Förderband, das ihn an den Abgrund brachte.
    Der erste Hubschrauber setzte auf den Hinterrädern auf. Kendall und das erste Heli-Team liefen über den morastigen Boden und verschwanden durch die Heckklappe. Ein zweiter Hubschrauber ließ die Rampe herunter, und ein zweites Heli-Team aus Kendalls Zug rannte an Bord. Dann landete ein dritter Hubschrauber und ein vierter, pausenlos kamen Hubschrauber und pausenlos verschwanden die Männer. Dann waren keine Heli-Teams mehr da bis auf das von Mellas und ein weiteres, und dann rannte Mellas los, und das Gewicht seines Marschgepäcks

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