Matterhorn
schlug ihm gegen den Rücken. Unter den Rotorblättern zog er den Kopf ein, stampfte am Crew Chief vorbei und ließ sich auf dem Metallboden nieder. Der war noch kalt von der Höhe.
Der Hubschrauber erzitterte unter der Erhöhung der Drehzahl und erhob sich schwerfällig in die Luft. Der Moment falscher Sicherheit beim Warten an der Landepiste lag für immer hinter ihnen.
Bis zu der Stelle, die der rote Kreis auf Fitchs Landkarte markierte, waren es fünfunddreißig Kilometer. Mellas sah zu, wie Rockpile und Razorback, zwei hoch aufragende Felsformationen, die die Landschaft um die VCB beherrschten, hinter ihnen zurückblieben. Er las immer wieder seinen Kompass ab, bestimmte immer wieder seine Position. Er fragte sich, was passieren würde, wenn er sich einfach weigerte, aus dem Hubschrauber auszusteigen. Sie würden ihn nach Quang Tri zurückfliegen müssen. Er würde vor Gericht gestellt und verurteilt werden. Aber er wäre am Leben. Voller Beklemmung fragte er sich, ob die LZ unter Feuer liegen würde.
Der Hubschrauber legte sich auf die Seite. Gegen die Beschleunigung der Kurve und das schräg geneigte Deck ankämpfend, stemmte sich Mellas mühsam hoch. Er wankte zu einem der offenen Bullaugen, steckte, die Augen zum Schutz vor dem Luftstrom zusammengekniffen, den Kopf hinaus und versuchte festzustellen, warum der Pilot so schnelle Kurven flog. Der MG -Schütze an der Steuerbordseite lehnte sich in den leeren Raum hinaus, das große 50 -Millimeter-Maschinengewehr zielte nach unten. Der Crew Chief befand sich an der Backbordseite an einem zweiten Maschinengewehr und reckte den Kopf, um etwas zu sehen, konnte aufgrund der extremen Schräglage jedoch nichts ausrichten. Plötzlich stellte sich der Vogel wieder gerade und ging dann in einen übelkeiterregenden schnellen Sinkflug über. Das Dröhnen schwoll an. Dann hörte Mellas das peitschenartige Geräusch durch die Luft sausender Kugeln. Das 50 -Millimeter- MG an der Steuerbordseite eröffnete das Feuer. Dann schleuderte es den Schützen nach hinten, das Plastikvisier seines Helms war zerschmettert, sein Gesicht ein blutiger Brei. Er sackte zu Boden, das Kabel seines Sprechgeräts um seinen Hals verheddert.
Alle wollten raus aus dem Hubschrauber, auch Mellas.
Der Vogel landete auf dem Boden, die Rampe klappte herunter. Die Marines begannen hinauszustürmen. Der Pilot geriet in Panik und hob ab, bevor alle Marines auf dem Boden waren. Als Mellas den Ausgang erreichte, befand sich der Vogel schon knapp zwei Meter über dem Boden. Er brüllte den Crew Chief an: »Lassen Sie das Scheißding unten, verdammt noch mal. Lassen Sie den Scheißvogel auf dem Boden.« Er sprang ab und landete hart auf der Erde. Hinter ihm gewann der Vogel weiter dröhnend an Höhe. Der letzte Marine im Hubschrauber blickte ängstlich zurück, schluckte und sprang ab, um sich seinen Freunden anzuschließen. Er und sein Marschgepäck, das fast hundert Pfund wog, schlugen mit einem schrecklichen dumpfen Laut auf dem Boden auf. Mellas sah, wie der Schenkelknochen brach und unter dem Hosenbein vorragte. Der Schrei des Jungen war noch über dem Knattern des Gewehr- und MG -Feuers zu hören.
»Du Schwein, du verdammtes Schwein!«, brüllte Mellas. Er hob sein Gewehr, um einen Feuerstoß auf den verschwindenden Hubschrauber abzugeben, doch irgendeine innere Kraft ließ seinen Finger erstarren, ehe er den Abzug betätigte. Er rannte stattdessen zu dem Verletzten, brüllte nach einem Sanitäter und begann, ihn und seine Ausrüstung von der Landezone wegzuzerren. Ein anderer Marine kam zu Mellas, und gemeinsam zogen sie den sich windenden Jungen in die Deckung eines Fleckens Elefantengras. Dort ließen sie ihn liegen, dann rannten sie weiter, schlossen zu dem vorrückenden Zug auf, den Goodwin hatte ausschwärmen lassen. Er führte ihn sprungweise in Gruppen rasch auf den Feind zu.
Das Gewehrfeuer verstummte. Zwei Huey-Kampfhubschrauber, die den Bereich unmittelbar nördlich von ihnen mit MG -Feuer eingedeckt hatten, stiegen in einer Kurve auf und dröhnten über ihre Köpfe hinweg. Man hörte ein paar sporadische Schüsse aus M 16 -Gewehren. Ein M 79 -Granatwerfer feuerte. Dann folgte ein weiterer zielloser Feuerstoß. Dann Stille, bis auf gelegentliche Rufe. Mellas rannte tief geduckt hinter Goodwins Zug her, kam im dichten Elefantengras aber nur mühsam vorwärts. Alle waren stehen geblieben, warteten, schwitzten, keuchten. Mellas traf auf Goodwin, der aus der Gegenrichtung kam. Erneut brach M
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