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Matterhorn

Matterhorn

Titel: Matterhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Marlantes
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sarkastische Gelächter würde einstimmen können. Etwas hatte sich verändert. Menschen, die er liebte, würden sterben, um Worten in einer toten Sprache, die er stets für sinnlos gehalten hatte, Sinn und Leben zu verleihen.
    Er hatte weiche Knie. Seine Hände zitterten, als er die Riemen an seinem Marschgepäck festzog und die Federn seiner Magazine testete. »Sorgen Sie dafür, dass jeder seine Feldflaschen füllt«, sagte er zu den Zugführern. »Man weiß nie, wann wir wieder Wasser kriegen.«
    Fracasso eilte hin und her wie ein Tier im Käfig. In den Händen hielt er mehrere in Plastik eingeschweißte Karteikarten, auf die er die Anleitung für die Anforderung von Artilleriefeuer und Luftschlägen notiert hatte.
    »Machen Sie sich deswegen keine Sorgen, Fracasso«, sagte Mellas. »Wenn Sie Artillerie brauchen, wird welche für Sie angefordert. Denken Sie einfach daran, dass Sie drei Sachen wissen müssen: Wo Sie sind, wo die Gooks sind, und dann sagen Sie ihnen einfach, ob sie zu weit oder zu kurz schießen.« Fracasso lachte und schaute auf seine sorgfältig vorbereiteten Karten. »Stecken Sie sie ruhig ein, wenn’s Ihnen dann besser geht«, sagte Mellas, und er klang kampferprobter, als er sich fühlte.
    Er und Fracasso drehten sich um, als sie jemanden auf sich zurennen hörten. Es war China. »Scheiße, die haben Mallory in einen Käfig gesperrt wie ’n Tier«, schrie er Mellas an. »Mit dem Scheiß kommen die nicht durch.«
    Mellas hob die Arme, die Handflächen China zugewandt. Die Geste beruhigte den anderen ein wenig. »Er hat verdammt noch mal einen Navy-Arzt mit der Pistole bedroht«, sagte Mellas mit beherrschter Stimme. »Was soll ich Ihrer Meinung nach machen? Die Vorschriften für Sie ändern?«
    »Scheiße, die dürfen ihn nicht wie ein Tier in einen Käfig sperren. Das sind die Vorschriften.«
    »China, wir haben keine Zeit für diesen Quatsch. Im Busch sitzt jemand in der Scheiße. Mallory kann verdammt noch mal warten.«
    »Aber in der Pistole war gar kein Magazin.«
    Das war Mellas neu. »Was? Wissen Sie das genau?«
    »Ja, Sir. Einer von den Squids hat’s mir gesagt, und das stimmt auch. Ich kenne Mallory. Der würd nie auf jemand schießen.«
    Mellas wusste nicht, ob er das glauben sollte oder nicht. Aber selbst wenn er es glaubte, was konnte er schon machen?
    »Wenn Sie mir nicht glauben, rufen Sie doch einfach die Scheißer an, die Cassidy geholfen haben, ihn einzusperren«, sagte China.
    Gedanken drängten sich in Mellas’ Kopf. Vielleicht führte der Alarm gar nicht zum Einsatz. Das hatten sie schon mehrfach erlebt. Mellas blickte sich um. Die Kompanie hatte sich in Heli-Teams aufgeteilt. Goodwin ging langsam, scherzend und plaudernd, die Reihe seines Zugs entlang. Kendall saß angespannt neben seinem Funker, Genoa, und starrte auf die Berge jenseits der Landepiste. Mellas sah, wie Bass seine Ausrüstung überprüfte, ein sicheres Anzeichen dafür, dass die der anderen bereits überprüft war.
    »Okay, China«, sagte Mellas. »Ich sehe zu, dass ich den Jayhawk darauf ansetze. Wehe, Sie verscheißern mich.« Er griff nach dem Handapparat des Funkgeräts. »Ich möchte mit Buchstabe Hotel, dem Three Zulu, sprechen. Hier ist Bravo Five. Over.«
    Er musste lange warten. Dann meldete sich der Bataillonsfunker. »Der Three sagt, Buchstabe Hotel ist beschäftigt. Over.«
    »Haben Sie Hotel selbst gefragt, ob er beschäftigt ist?«, fragte Mellas. »Over.«
    »Warten Sie.« Wieder trat Schweigen ein, allerdings nicht so lange wie beim ersten Mal.
    Dann kam Major Blakelys Stimme aus dem Apparat. »Bravo Five, hier ist Big John Three. Wir haben einen Bald-Eagle-Alarm, und Sie sehen besser zu, dass Sie Ihren Haufen flugbereit machen. Over.«
    »Roger. Bravo Five out.«
    Mellas sah China an. »Ich komme nicht weiter«, sagte er.
    »Scheiße«, sagte China. Angewidert wandte er sich ab.
    »Hören Sie, China«, sagte Mellas. »Selbst wenn wir Lieutenant Hawke dazu bringen, dass er Mallory aus dem Container holt, steckt er trotzdem tief in der Scheiße, auch wenn das Ding nicht geladen war, das wissen Sie.« Er wusste, wen auch immer er losschickte, damit er Hawke suchen ging, er musste sich darauf verlassen können, dass der Betreffende bis zum Beginn des Einsatzes zurückkehrte. Zugleich musste es jemand sein, dem China vertraute.
    »China«, sagte er, »eins garantiere ich Ihnen, wenn Sie nicht rechtzeitig zu diesem Einsatz zurück sind, dann fahre ich so mit Ihnen Schlitten, dass Sie in

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