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Matterhorn

Matterhorn

Titel: Matterhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Marlantes
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sie dir in dein blödes Maul.«
    Mallory schüttelte den Kopf, dann schien er mit einem Mal zu einem wimmernden Kind zusammenzubrechen. »Es tut so weh.«
    Cassidy ging zu ihm hinüber, nahm ihm die 45 er ab und warf sie Selby zu, der lieber die Hände vors Gesicht schlug, als die Pistole aufzufangen. Sie landete scheppernd auf dem Boden. »Ohne Magazin drin funktionieren die Dinger nicht, Lieutenant Selby, Sir«, sagte Cassidy. Die Hände in die Hüften gestemmt, sah er Mallory an. »Und du, du Jammerlappen, dir müsste ich eigentlich auf der Stelle den Kopf abreißen.« Er schlug plötzlich mit der Faust zu und traf Mallory in der Magengrube. Mallory krümmte sich zusammen. Cassidy beruhigte sich etwas, hob die 45 er auf, ging zu Mallorys Marschgepäck hinüber und suchte ein Magazin heraus, das er in das Griffstück einführte. Er richtete die Waffe auf Mallory. »Die da ist geladen, Saftsack. Und jetzt hoch mit dir.«
    »Ich hab meine Rechte«, murmelte Mallory.
    »Das ist alles, was dich rettet, Wichser«, sagte Cassidy. »Und jetzt beweg dich.«
    Cassidy führte Mallory an einer Ansammlung von Marines vorbei zu einem leeren Frachtcontainer und stieß ihn grob hinein. Er hatte gerade den Stahlbolzen in die Schließe der schweren Tür gesteckt, als Fitch und Pallack im Jeep herangerauscht kamen. Major Blakely kam von der Einsatzzentrale herbeigerannt.
    »Was ist passiert?«, fragte Fitch.
    »Es geht um Mallory, diesen Wichser.«
    »Was geht hier vor, Sergeant Cassidy?«, fragte Blakely, der nach dem schnellen Lauf schwer atmete.
    »Wie ich schon dem Skipper hier gesagt habe, Sir, es geht um PFC Mallory. Er hat Lieutenant Selby im Krankenrevier mit seiner 45 er bedroht. Ich hab ihn in den Container hier eingesperrt.«
    »Da drin wird er wohl nicht allzu viel Ärger machen«, sagte Blakely lächelnd.
    Fitch lächelte zögernd, nahm seine Mütze ab und strich sich über die Haare. »Jemand verletzt?«, fragte er.
    »Nein, Sir«, antwortete Cassidy.
    »Na ja, wir können ihn nicht einfach in dem Container lassen«, sagte Fitch in halb fragendem Ton.
    »Lassen Sie ihn vorläufig drin«, antwortete Blakely rasch. »Kann nicht schaden, wenn hier mal jemand wegen eines Verbrechens eingesperrt wird. Außerdem entwickelt sich gerade eine andere Situation, da möchte ich sie gern dabeihaben.«
    Fitch setzte sich sorgfältig die Mütze wieder auf. »Wir reden später darüber, Sergeant Cassidy«, sagte er. Er und Blakely gingen weg. Cassidy warf die 45 er einem Marine zu, der bei den Schaulustigen stand. »Schaffran, du erschießt jeden, der versucht, dieses Arschgesicht rauszulassen. Achte einfach drauf, dass er da drin nicht den Löffel abgibt. Er kommt erst wieder raus, wenn ich es sage.« Cassidy ging weg.
    »Nicht mal zum Pinkeln, Sergeant Cassidy?«, rief Schaffran ihm nach.
    »Erst, wenn ich es sage, Blödmann.«
    Schaffran warf einen Blick auf die Pistole, seufzte und setzte sich vor den Container.
    Zwanzig Minuten später bekam Mellas Anweisung, Bald Eagle in Alarmbereitschaft zu versetzen. Es ging erneut um einen Aufklärungstrupp, Funkrufname Sweet Alice. Er lieferte sich knapp südlich vom Matterhorn ein Rückzugsgefecht mit einer kompaniegroßen Einheit.
    Mellas gab die Mitteilung per Funk an die Arbeitsgruppe bei der Taskforce Oscar weiter. Tief in ihm regte sich etwas, als er zusah, wie die Marines den Hügel heruntergerannt kamen, auf dem sie eben noch Sandsäcke gefüllt hatten. Klappspaten und Hemden in den Händen, strömten sie über die feuchte Landepiste, rannten zu ihrer Ausrüstung, rannten möglicherweise in den Tod.
    » Semper Fi , Brüder«, flüsterte Mellas vor sich hin, und er begriff zum ersten Mal, was das Wort »immer« bedeutete, wenn man es ernst meinte. Er erinnerte sich an ein Gespräch mit seinen Freunden und deren Begleiterinnen, das eines Abends nach einer Tanzveranstaltung in seinem Eating Club stattgefunden hatte. Sie hatten über die Dummheit von Soldaten und deren lächerlichen Ehrenkodex geredet. Er hatte sich beteiligt, hatte in das allgemeine Gelächter eingestimmt und verschwiegen, dass er bereits vor mehreren Jahren zu den Marines gegangen war, denn damals wollte er nicht für das gehalten werden, was sie für den typischen stumpfsinnigen Soldaten hielten. Von ihrer Klassen- und Geschlechtszugehörigkeit geschützt, würden sie ihre Ansicht niemals revidieren müssen. Nun, da er die Marines über die Landezone laufen sah, wusste Mellas, dass er nie wieder in dieses

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