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Matti & Dornröschen 01 - Das Dornröschen-Projekt

Matti & Dornröschen 01 - Das Dornröschen-Projekt

Titel: Matti & Dornröschen 01 - Das Dornröschen-Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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versunken.
    »Vorher organisiere ich eine Ersatztür«, sagte Twiggy. Er ging in sein Zimmer, sie hörten, dass er telefonierte. Als er zurückkam, sagte er nur: »In einer Stunde kommt ein Typ, der macht das.«
    Es war nicht einer, sondern drei. Sie sahen nicht aus wie Handwerker, jedenfalls hatten sie keine Arbeitskleidung an, nur einer von ihnen schien Deutsch sprechen zu können, untereinander sprachen sie Polnisch. Der Chef, ein langer dürrer Kerl mit Zehntagebart, langen schwarzen Haaren und einer schiefen Nase, schielte und arbeitete schneller als der Teufel. Er pfiff, als er den Schaden sah, und als Twiggy von polnischen Chinaböllern sprach, erzählte er seinen Kollegen davon, woraufhin alle drei in Gelächter ausbrachen. Sie brauchten keine Stunde, dann hatten sie eine neue Tür eingebaut, in schlichtem Weiß, mit einem BKS -Schloss, die Sicherungstechnik würde Twiggy später einrichten. Immerhin, sie konnten die Wohnung abschließen.
    Die Polen verabschiedeten sich mit Handschlag und verlangten keinen Lohn. Immerhin habe ich zum ersten Mal Spezis von Twiggy gesehen, dachte Matti.
    »Also, Überraschungsangriff ohne Tarnung?«, fragte er.
    »Du bist ungeduldig«, sagte Dornröschen. »Mit Sicherheit haben die eine Pforte und eine gesicherte Eingangstür, wir kämen nicht mal ins Gebäude, müssten abziehen, und die wären gewarnt, weil sie unseren heroischen Auftritt natürlich filmen würden.«
    Matti hob die Hände. »Ist ja gut.«
    »Mich nervt das nicht weniger als dich. Vielleicht hatte die Knallerei nur den Zweck, uns nervös zu machen. Ich frage mich nur, warum?« Dornröschen legte ihre Stirn in Falten. Nach einer Weile des Schweigens sagte sie: »Los geht’s. Matti fragt Rainer, wo wir die Kapitalistenkarre herkriegen. Dann kleiden wir uns schick ein beim Karstadt am Hermannplatz.«
    Matti rief Rainer an.
    »Ich kenn da einen, der hat einen Siebener- BMW , schwarz, reichlich aufgemotzt, mein Geschmack ist das nicht …«
    »Wir nehmen den«, sagte Matti. »Klärst du das?«
    »Okay«, sagte Rainer. »Kann ich mitmachen?«
    »Ist dir langweilig? Welch herrlicher Zustand«, sagte Matti. »Rufst du mich an, wenn die Sache klar ist?«
    Nach dem Telefonat blieb Matti noch an seinem Schreibtisch sitzen. Rainer langweilte sich, das war nur eine Umschreibung dafür, dass er sein Leben sinnlos fand. Matti ging es oft genauso. Welchen Sinn hatte es, mit einem Taxi durch Berlin zu kurven und sich das Gelaber der Fahrgäste anzuhören? Seit die Revolution verschwunden war, lebten Tausende von Leuten vor sich hin und hielten an den Äußerlichkeiten der guten alten Zeit fest. Statt WG s gründeten sie Hausgenossenschaften, statt Schulung gab es Lesekreise als Selbstzweck, aus alternativen Unternehmen waren etablierte geworden, die sich die Aura des Andersseins gaben. Bei einem flüchtigen Blick mochte es scheinen, es hätte sich nicht viel verändert, dabei war alles anders geworden. Klar, sie gingen noch auf Demos, unterstützten die Antifas, spendeten hier und dort, aber was früher Beiwerk war, war längst zur Ersatzhandlung geworden. Es mussten so viele Frustrierte leben in Kreuzberg und Neukölln, im Wedding und inzwischen auch im Prenzelberg. Sie verachteten die Stinos und waren selbst welche geworden, abgesehen von einigen Attitüden ohne Wert. Da verkümmerte ein ungeheures Potenzial an Zorn, Energie, Kreativität. Hätte jemand eine zündende Idee, sie würde die Genossen von einst aufrütteln. So war es im Kleinen bei Rainer, dem sie die Möglichkeit gaben, aus seinem Leben auszubrechen, so war es bei Gaby, vielleicht war es sogar bei Norbi so gewesen, bei Konny allemal, und sogar bei Werner dem Großmaul war es so.
    »Kommst du?« Dornröschen stand in der Tür und schaute ihn fragend an.
    Matti gab sich einen Ruck und erhob sich vom Stuhl.
    »Du bist ein Träumer«, sagte Dornröschen grinsend.
    »Der einzige Bewusstseinszustand, der der Lage gerecht wird.«
    Der BMW war tiefergelegt und rollte auf Gummiwalzen statt auf Reifen. Die Sitze waren mit Leder bezogen, und die Karre glänzte in der Frühlingssonne, als sie mit dem Bulli bei Rainer vorfuhren.
    »Du hast ja seltsame Freunde«, sagte Twiggy, als Rainer aus der Werkstatt geschlendert und zu ihnen gestoßen war. Im Mundwinkel steckte eine Selbstgedrehte, in der nicht nur Tabak verarbeitet war. Ein süßlicher Geruch breitete sich aus.
    »Pah«, sagte er. »Der stolze Besitzer, also eigentlich gehört das Teil der Bank, also, der Typ hat mehr

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