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Matti & Dornröschen 02 - Tod in Kreuzberg

Matti & Dornröschen 02 - Tod in Kreuzberg

Titel: Matti & Dornröschen 02 - Tod in Kreuzberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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war und Twiggy auch nur noch rummaulte.
    Schroff ist das Riff,
Und schnell geht ein Schiff zugrunde,
Früh oder spät
Schlägt jedem von uns die Stunde.
    Dann schloss die Frau endlich das Fenster, ein paar Sekunden später war das Licht aus.
    Sie versammelten sich hinter dem Schuppen.
    »Schluss mit dem Quatsch, wir gehen zur Tür rein«, sagte Matti.
    »Das machen wir«, sagte Twiggy.
    »Ihr seid echte Helden«, knurrte Dornröschen.
    Es war mild, ein Lufthauch schmeichelte. Weitab kläffte ein Hund. Sie packten das bekloppte Bergsteigerzeug in Twiggys Monsterrucksack und gingen ins Haus.
    »Ihr wartet draußen, bis ich euch hole. Wir machen ja keine Treppendemo.«
    Widerspruchslos verkrümelten sich Dornröschen und Matti auf die Straße und taten so, als gehörten sie zur Gattung nachtwandelnder Touristen.
    Ein Pärchen zog die Straße hinunter. Er wankte, sie redete auf ihn ein. Beschienen wurde das Drama von den Laternen. Sein Schatten wankte mit. In der Hand trug er eine Flasche, setzte sie an und ließ sie fallen. Das Gesöff spritzte nach allen Seiten. Sie schimpfte. »Reiß dich zusammen … Du bist doch ein Scheißkerl.« Er lallend: »Dann hau doch ab.« Sie keifend: »Mach ich auch, wirst schon sehen.« Er: »Lass dich nicht aufhalten.« Er sank zu Boden, keuchte einmal und machte sich lang.
    Matti wurde nervös. Wenn jetzt der Notarzt kam, vielleicht die Bullen, das würde passen. Er starrte auf die Haustür, als könnte er damit Twiggy zur Eile antreiben. Die Frau kniete neben dem Typen nieder, wackelte an dessen Kopf, zog an seinen Haaren, bis seine Arme sich schlagartig um sie legten. Sie quiekte, er zwang ihr einen Kuss auf und zog ihr das T-Shirt hoch. Sie trug keinen BH. Sie strampelte, und Matti überlegte, ob er ihr helfen sollte, aber dann begann sie zu stöhnen. Er drehte sie auf den Rücken und schob ihren Rock hoch.
    Endlich öffnete sich die Tür.
    »Los!« Twiggy winkte.
    Sie eilten die Treppe hoch und betraten Rosis Wohnung. Twiggy schloss die Tür auf und leuchtete mit gedämpftem Taschenlampenlicht in den Flur. Sie zogen die Tür hinter sich zu und gingen in die Räume. Die Wohnung war fast leer.
    »So eine Scheiße«, sagte Matti.
    Dornröschen stand schweigend in Rosis Schlafzimmer, schnappte sich die Taschenlampe und schaute sich um. Die Möbel waren weg, die Lampen hingen noch. An der Garderobe im Flur baumelte eine Trainingsjacke. In der Küche standen Herd und Spüle, in der Ecke lehnte ein blauer Müllsack. »Immerhin«, sagte Dornröschen. Das Licht fiel auf den Sack, und Twiggy schlug sich mit der flachen Hand an die Stirn. »Super, im Müll wühlen. Der geheime Traum meiner Kindheit.«
    »Wir kippen den aus und gucken mal«, sagte Dornröschen.
    Matti schüttelte den Kopf, packte den Sack und hob ihn an, mit der Öffnung nach unten. Fäulnisgestank machte sich breit.
    Twiggy holte aus seinem Rucksack ein Brecheisen und einen Schraubendreher, den reichte er Matti. Dornröschen beleuchtete den Haufen, die beiden Männer stocherten darin herum. Tetrapackbehälter für H-Milch und Apfelsaft schoben sie zur Seite, dann schimmlige Orangenschalen – »Noch nie was von Mülltrennung gehört«, schimpfte Dornröschen –, ein paar Konservendosen – »Die falsche Raviolimarke, ich bin enttäuscht« –, Zeitungsblätter, Alupapier – »Sie muss aber sehr unglücklich gewesen sein, dass sie so viel Schokolade gefuttert hat« –, Verpackungsreste von Fertiggerichten – »So was von ungesund, das Zeug, Zucker, diese Aromastoffe, verstecktes Fett, ich sage euch« –, Papier, Briefe, Umschläge – »Die dahin« –, sie deutete auf einen Punkt auf dem Boden und setzte sich daneben.
    »Da hat irgendwer klar Schiff gemacht und alles, was er für wertlos hielt, in einen Sack gestopft«, sagte Twiggy. Sie standen neben Dornröschen und guckten zu. Matti hielt die Taschenlampe.
    Rechnungen, Mahnungen, Verlagswerbung, Flugblätter, Zeitschriften, Broschüren, ein paar persönliche Briefe. Dornröschen sortierte mit zwei Fingern die Briefe heraus, sie waren teilweise feucht vom Müll.
    »Dann wollen wir mal.« Sie nahm Matti die Taschenlampe weg und begann zu lesen. »Schau an, Post-Rudi ist ein wahrer Dichter.« Sie legte den Brief zur Seite. Der nächste Brief war in kleiner Schrift geschrieben. »Sie macht sich Sorgen, dass Rosi nicht auf sich achtet, typisch. Meine Mutter war auch so.« Wir merken uns das: »Mathilde Weinert, 23623 Ahrensbök, Heuerstubben 2.« Sie gab Matti den Brief.

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