Matti & Dornröschen 02 - Tod in Kreuzberg
bestechen«, sagte Matti. »Und wer so was macht, macht auch was anderes.«
»Allein die Bestechungsgeschichte reicht doch aus als Grund für so ein Spielchen. Und als Zugabe haben sie auch uns verscheißert. Eigentlich brauchen die keinen Mord«, sagte Dornröschen. »Fanden die bestimmt lustig. Und der Chef ist der Oberkomiker.«
»Und nun?«, fragte Twiggy.
»Tja«, sagte Dornröschen. »Nun weiß das Liesel keinen Rat mehr.«
»Vielleicht sollten wir uns betrinken«, sagte Matti. »Das erweitert das Bewusstsein.«
Twiggy lachte. »Du willst nur nicht aus der Übung kommen. Wir können ja deinen Freund Mustafa einladen.«
Mattis Handy klingelte. »Du bist echt treulos«, maulte Gaby.
»Wenn du wüsstest. Uns hat mal wieder jemand eine Knarre vor die Nase gehalten.«
»Ach so. Falls es dich interessiert, die haben mich aus dem Krankenhaus entlassen.«
»Komm vorbei, wir wollen uns besaufen.«
»Spitzenidee«, sagte Gaby. Sie klang jetzt fröhlich. »Bin schon unterwegs.«
»Bring eine Pulle Wodka mit«, sagte Matti.
»Zu Befehl.«
Der Wodka war warm und von einer deutschen Brennerei verbrochen worden, aber der Alkoholgehalt stand außerhalb jeder Kritik. Sie hatten Schnapsgläser vor sich stehen und tranken die erste Runde auf Gaby, der ein paar Haarbüschel fehlten, wofür sie ein Pflaster eingetauscht hatte. Aber ihrer Laune schadete das nicht.
»Wir haben Rosis Kram komplett durchwühlt und nichts gefunden«, klagte Twiggy. »Vielleicht haben wir den falschen Ordner in Ahrensbök gelassen?«
»Quatsch«, sagte Matti.
»Kann doch sein«, maulte Twiggy.
»Kann sein«, sagte Dornröschen. »Glaub ich aber nicht.«
»Morgen ist ihre Beerdigung«, sagte Matti. »Im engsten Familienkreis, in Ahrensbök.«
»Woher weißt du das?«, fragte Gaby.
»Wir haben eine Karte gekriegt, eine Art Ausladung.«
»Wie bitte?«
»Nein«, widersprach Dornröschen. »Die Mutter hat uns eine Karte geschickt und die Beerdigung angezeigt. Von Kränzen bitte ich abzusehen und so weiter. Und im engsten Familienkreis, das ist in Ordnung. So dicke waren wir mit ihr nicht. Sag nichts gegen Frau Weinert.« Sie hob den Finger.
»Hm.« Matti goss die Gläser wieder voll. »Die Flasche wird nicht reichen.«
Sie stießen an und tranken die zweite Runde.
»Ihr habt also keinen Schimmer, wie der Hase läuft«, sagte Gaby.
»Nee, die Schutzgelderpresser sind Hanswürste« – ein Zeichen des Bedauerns in Richtung Gaby –, »die Berufsmörder AG eine Erfindung eines Bullen, der dank unserer Hilfe größenwahnsinnig geworden ist. Die Kolding-Typen haben uns gelinkt, dass es eine Freude ist. Alles Quatsch.« Dornröschen schnupperte am Glas und schluckte den Rest, um gleich das Gesicht zu verziehen.
»Mein heroischer Einsatz war also umsonst«, sagte Gaby etwas schnippisch.
»Nein, er hat Matti ein paar Liter Weinbrand umsonst eingebracht und eine neue Freundschaft«, sagte Twiggy. Robbi maunzte, um es zu unterstreichen.
»Dann hat es sich ja gelohnt.« Sie tatschte nach dem Pflaster und zog eine Grimasse.
»Man muss auch mal ein Opfer bringen«, sagte Matti und hatte schon Gabys Faust an der Schulter.
»Au, verdammt! Spinnst du?«
»Man muss auch mal ein Opfer bringen«, sagte Gaby lächelnd.
»Das grenzt an Körperverletzung.« Er rieb sich die Schulter.
»Hol die Bullen.«
»Wir haben die falschen Papiere mitgenommen, oder anders gesagt, die richtigen sind noch in Ahrensbök.« Twiggys Blick suchte Bestätigung bei Robbi, aber der wälzte sich auf den Rücken und schloss die Augen in Erwartung dessen, was kommen musste. Natürlich war Robbi davon überzeugt, dass er Twiggy einen Gefallen tat, wenn er es zuließ, gekrault zu werden. »Und, Robbi, was sagst du dazu?«, fragte Twiggy.
Aber Robbi schwieg.
»Du bist vielleicht penetrant«, sagte Matti.
»Besser als aufgeben, besser als aufgeben«, deklamierte Twiggy.
»Gut, wir rufen Frau Weinert an, sobald die Beerdigung vorbei ist«, sagte Dornröschen.
»Nein, jetzt«, nörgelte Twiggy.
Wie ein Kleinkind, dachte Matti. Aber vielleicht hat er recht?
»Gut, gut.« Dornröschen nahm ihr Handy. »Ja, hallo, Frau Weinert? … Nein, Sie sind eine Verwandte, kann ich Frau Weinert sprechen? … Was ist passiert?« Dornröschen hörte eine Weile zu. Sie wurde bleich. »Aber sie lebt … ja, Gott sei Dank … und die … Polizei?« Sie hörte wieder zu, dann verabschiedete sie sich und legte auf. Sie saß verdattert da und schob ihr Glas zu Matti. Der schenkte
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