Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Matti & Dornröschen 02 - Tod in Kreuzberg

Matti & Dornröschen 02 - Tod in Kreuzberg

Titel: Matti & Dornröschen 02 - Tod in Kreuzberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
Vom Netzwerk:
gut.«
    »Wir haben doch den Experten dabei«, sagte Matti.
    Dornröschen ging ins Vorzimmer. Matti stellte sich in die Tür, und Twiggy widmete sich dem Sekretärinnencomputer. Zuerst stöpselte er das Netzwerkkabel in seinen Laptop um. Den legte er sich auf den Schoß und starrte auf die Anzeige, während seine Finger über die Tastatur rasten.
    »Herr Runde, ich habe mal gelernt, Bilanzen zu lesen, um den Klassenfeind zu entlarven. Wahrscheinlich wissen Sie nicht mal, was ein Klassenfeind ist, also bleiben wir bei den Bilanzen. Laut der Bücher ist Kolding pleite. Aber Kolding ist nicht pleite, sondern lebt lustig vor sich hin. Jedenfalls reicht es, um Häuser zu kaufen und solche Lichtgestalten wie Sie zu bezahlen. Wie kommt’s?«
    Runde lag neben dem Schreibtisch. Er stöhnte und versuchte eine bequemere Sitzposition zu finden. Matti zog ihn an die Wand, damit er sich anlehnen konnte.
    »Das sind legale Steuerstricks«, sagte Runde. »Die zahlen im Ausland weniger Steuern und können hier Verluste abschreiben. Also macht Kolding Deutschland konzernintern nur Verluste, um die hier erzielten Gewinne nach Rotterdam zu schleusen.« Er sagte das mit dieser Geduld, die man sonst für Minderbemittelte aufbrachte.
    »Die kriegen also in Deutschland Geld vom Staat für Verluste, die es gar nicht gibt«, sagte Matti.
    »So in etwa.«
    »Und warum machen wir das nicht?«, fragte Dornröschen. »Wenn ich nur an die Kosten vom Thunfischfutter denke.«
    Twiggy brummte.
    Er hatte die Festplatte des Sekretärinnen-PC ausgebaut und kopierte dessen Inhalt auf sein Notebook, wo die Daten des Chefs schon lagen. Es war doch einfach gewesen, und sie mussten die PCs nicht mitnehmen. Es sei denn … Matti überlegte, in seinem Kopf formte sich ein Plan. Er setzte sich zu Twiggy auf den Boden und sagte leise: »Wir klauen die Festplatte vom Chef« – Twiggys fragenden Blick wischte er weg – »und packen sie in Rundes Keller, wenn der so was hat.«
    Er trat vor Runde: »Wir müssen dann noch den Keller Ihrer Wohnung inspizieren, da haben Sie bestimmt Unterlagen versteckt.«
    Runde glotzte. »Meinetwegen.«
    Matti grinste und durchsuchte nun die Regale der Sekretärin. Er fand aber nichts, was ihm half. Briefwechsel mit Mietern, Maklern und anderen Immohaien, mit Banken, dem Senat, aber nichts Interessantes. Jedenfalls nicht auf die Schnelle.
    Dornröschen guckte auf die Uhr. »Beeilt euch! Verdammt, warum passt hier keiner auf?«
    Twiggy packte seine Werkzeuge und die Platte vom Chef-PC in den Rucksack, dann befreite Matti Rundes Beine und Hände, nahm die Makarov und zeigte zum Ausgang. »Beeilung.« Sie hatten fünf Minuten, höchstens. Als sie schon im Gang waren, fluchte Dornröschen und rannte zurück. »Könnt ihr nicht das Licht ausmachen?« Dann hetzten sie zum Ausgang. Matti stieß Runde immer wieder in den Rücken, weil der nicht schnell genug lief. Als sie am Ausgang standen und gerade das Licht ausgemacht hatten, sahen sie Scheinwerfer, die sich langsam näherten.
    »Scheiße«, sagte Twiggy. Er blickte sich hektisch um und sah eine graue Tür in der weißen Wand.
    »Was ist da?«, fragte Matti und drückte Runde die Makarov ins Kreuz.
    »Das tut weh«, maulte der. »Das ist ein Putzraum …«
    Twiggy hatte seinen Elektrodietrich in der Hand und rannte zur Tür, ratterte sie auf und winkte den anderen. Als Ersten drückte Matti Runde hinein, es folgten Twiggy, Dornröschen und er. Sie standen gedrängt, der Atem schien viel zu laut. Als er die Tür von innen geschlossen hatte, meldete sich die Platzangst. Er fühlte, wie die Panik nach ihm griff, aber er stand starr und beschloss, sich einfach nicht zu bewegen. Die Knarre drückte er Runde in den Bauch. »Ich habe einen nervösen Zeigefinger, weil ich Platzangst habe. Es muss nur eine Kleinigkeit passieren, und ich raste aus. Also, halt’s Maul.«
    Draußen klackte es. Dann eine Stimme. »Da war doch was.«
    Eine andere Stimme, heiser: »Quatsch, das bildest du dir ein.«
    »Und dieser Lichtschein auf der Straße?«
    »Der kam von dem Haus gegenüber«, sagte der Heisere.
    Schweigen. Matti stellte sich vor, wie sie dastanden und nicht so recht wussten, was sie tun sollten.
    »Die Tür war abgeschlossen«, sagte der Heisere.
    »Ja, ja, hast recht.«
    Es klackte.
    »Ich zähle bis hundert, kein Mucks vorher. Eins, zwei …«, sagte Dornröschen.
    Die Luft war stickig und vermengt mit einem scharfen Geruch. Essig oder eine andere Säure. Es kratzte in der Kehle, ihm wurde

Weitere Kostenlose Bücher