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Matti & Dornröschen 03 - Ein Mörder kehrt heim

Matti & Dornröschen 03 - Ein Mörder kehrt heim

Titel: Matti & Dornröschen 03 - Ein Mörder kehrt heim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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Ingrid reden, und bestimmt ist das völlig ungefährlich. Aber ich weiß, wie es endet.«
    »Sagte die Prophetin.«
    »Verliebtheit und Helfersyndrom, tolle Mischung.«
    »Du sagst selbst, Ingrid fragen sei kein Problem.«
    »Und dann fragt ihr noch einen, bei dem es kein Problem ist, und noch die, bei der es kein Problem ist, und endet mit ein paar Kugeln im Bauch in der Spree.«
    »Landwehrkanal«, sagte Matti. »Wennschon – dennschon.«
    »Idiot, größenwahnsinniger.« Dornröschen lachte.
    »Wir fragen Ingrid, wenn sie uns überhaupt sehen will, und dann machen wir ’ne ZK -Sitzung. Okay?«
    »Na gut«, sagte Dornröschen. »Ach ja, ich find die Kleine auch ganz nett.«
    ***
    Wenn dich das Lesen ermüdet, und das geschieht bald, nimmst du das Fotoalbum und blätterst. Du siehst dich, wie du jung warst. Du warst stark, du hast gut ausgesehen, die Mädchen haben dich gemocht. Du hast durchgehalten. Du hast alles ausgehalten. Niemand hat dich je schwach gesehen. Am Ende bist du aufrecht geblieben. Immer aufrecht. Du hast nie gewankt. Deine Freunde, die wirklichen Freunde, haben dich bewundert. Du warst ihr Vorbild. Aber die Freunde sind tot. Als letzter starb Fred. Er hieß Friedrich und war Bauer. In einem Dorf zwischen Karlsruhe und Baden-Baden. Du hast ihn dort besucht. Das letzte Mal vor fünf Jahren. Da hat Fred vor der Tür auf dem Schemel gesessen. Der Sohn hatte den Betrieb längst übernommen. Das Alter war die einzige Zeit, in der Fred nicht arbeiten musste. Nur im Krieg hatte Fred Urlaub, aber dann hat er auf dem Hof geschuftet. Fred hatte nie viel gefragt. Er hatte alles getan, was ihm aufgetragen wurde. Solche Leute wie ihn gibt es nicht mehr. Die sich auf andere verließen. Ihre Vorgesetzten, Freunde. Und auf die einer sich verlassen konnte. Fred saß vor der Haustür mit seiner Cordmütze und den Hosenträgern. Er trug immer Schnürstiefel. Die Sonne hatte ihm eine Lederhaut gegerbt. Kleine Augen, ein Büschel kräftiger Haare. Ein Herzinfarkt, schnell und gut. Fred hatte das verdient.
    Warum machst du nicht allem ein Ende? Springst vom Balkon. Gehst in den Fluss. Schießt dir in den Kopf. Weil du Angst hast. Du hattest vor nichts Angst. Außer vor dir.
    Du betrachtest eine Busladung Japaner. Kleine Menschen mit Kameras. Sie wuseln umher. Bleiben immer in der Gruppe. Sind diszipliniert. Sie ziehen zum Schloss, keiner sondert sich ab. Du findest das gut.
    Du blickst dich um, weil du glaubst, dass jemand dir folgt. Aber du erkennst niemanden. Das ist nur ein Beweis, dass die Verfolger gut sind. Vom Fach. Das Gefühl trügt dich nicht. Was wollen diese Leute? Warum geben sie sich diese Mühe, seit einiger Zeit schon? Du hast all die Jahre den Rächer gefürchtet. Jetzt, kurz bevor es zu Ende geht, jetzt erst soll er kommen? Das glaubst du nicht. Aber wer verfolgt dich dann?

4: Am I What I Was Or Am I What I Am?
    A n ihrer Stimme hätte er sie nie erkannt. Die war krächzig, wehleidig, undeutlich. Wilhelmina war misstrauisch gewesen, als Matti angerufen hatte. Doch sie gab den Hörer an Ingrid weiter. Sie erinnerte sich sofort. »Na, denn kommt mal.«
    Wilhelmina wohnte im dritten Stock. Plüsch, überall. Auf dem Sofa lungerte eine verfettete rotfellige Katze, die nicht mal den Kopf hob, als Matti und Anja eintraten. Ingrid saß auf dem einzigen Sessel, vor sich einen Teller mit Schokoladenkeksen. Matti versuchte sich den Schock nicht anmerken zu lassen. Das musste Ingrid sein, wer sonst? Sie hatte sprödes Haar und die Haut einer Toten. Weiß, faltig, wie erstarrt. Die Augen waren leer.
    »Glotz nicht so«, sagte Ingrid heiser. »So sieht man aus nach zwanzig Jahren Knast.«
    Sie standen nahe der Tür, und Matti wäre fast geflohen. Sein mögliches anderes Leben stand ihm vor Augen. Das, worauf er sich fast eingelassen hätte.
    »Setzt euch«, sagte Wilhelmina aufgesetzt freundlich.
    Beide quetschten sich neben der Katze aufs Sofa. Die regte sich immer noch nicht.
    »Na, Matti«, sagte Ingrid, »immer noch gut dabei?«
    »Ja«, sagte Matti. »Immer noch.«
    »Nur gehört hab ich nichts mehr von dir, nachdem ich eingefahren war in Stammheim.«
    »Ich hab demonstriert für euch«, sagte er.
    »So, demonstriert.« Ingrid machte kaum den Mund auf, wenn sie sprach.
    »Gegen Isolationshaft und so.«
    »Und so.«
    Matti erinnerte sich der RAF -Freunde, schwarz gekleidete Gestalten, die mehr jammerten als redeten über die Folterknäste, in denen die politischen Gefangenen gequält würden. Immer dicht am

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