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Matti & Dornröschen 03 - Ein Mörder kehrt heim

Matti & Dornröschen 03 - Ein Mörder kehrt heim

Titel: Matti & Dornröschen 03 - Ein Mörder kehrt heim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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Heulen. Und jeder, der nicht bedingungslos half, lieferte Ulrike und Andreas und Gudrun und Jan ihren Henkern aus. Zu denen hatte er nicht gehört.
    »War nicht das Gelbe vom Ei, damals«, sagte Matti.
    »Besser, man tut was und irrt sich, als dass man nichts tut und sich nicht irren kann.«
    »Besser, man tut was Richtiges«, sagte Anja.
    »Wer bist du denn?«, fragte Ingrid. Sie steckte sich eine Selbstgedrehte an.
    »Anja. Ich bin Georgs Tochter.«
    Jetzt wurden die Augen doch größer, fast wie früher. Doch sie blieben leer. »So, so.« Sie zog an ihrer Zigarette. »Wie hat der das denn hingekriegt?« Sie lachte, und Matti sah eine Zahnlücke zwischen schwarzbraunen Stummeln.
    »Georg hat das behauptet«, sagte Matti.
    »Wann?«
    »Vor ein paar Tagen.«
    Ingrid schüttelte den Kopf.
    Matti fiel ein, dass es vielleicht kein Zufall war, dass Georg in Berlin auftauchte, als Ingrid entlassen wurde. Ob sie mit ihm etwas unternehmen wollte? Eine Bank und dann ab in den Süden?
    »Hat sich Georg bei dir gemeldet?«, fragte Matti.
    Sie hob die Augenbrauen und zog an der Zigarette. »Nein.«
    »Wann hast du das letzte Mal von ihm gehört?«
    »Wird das ein Verhör?«
    »Quatsch. Georg ist in Berlin aufgetaucht und hat Anja erzählt, er sei ihr Vater. Dann wurde er ermordet. Das ist die Kurzversion.«
    »Echt? Warum?«
    »Keine Ahnung.«
    Und wie geht die Langversion?«
    »Nicht viel anders.«
    Ingrid grinste müde. »Ich hab ihn das letzte Mal ein paar Tage vor meiner Verhaftung gesehen. Rechne es dir selbst aus.«
    »Danach kein einziges Zeichen von ihm?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Ich weiß nicht mal, ob er ein Schwein geworden ist.«
    Bullen sind keine Menschen, sondern Schweine. Sie dürfen erschossen werden. Das hörte Matti in dem Satz.
    »Hätte er sich an dich gewendet, wenn er gewusst hätte, dass du rauskommst?«, fragte Anja.
    »Einmal zu viel ›hätte‹«, erwiderte Ingrid. »Was weiß ich?«
    »Stell dir vor, Georg wollte sich stellen, an wen hätte er sich gewendet?«, fragte Matti.
    »Stellen?« Sie starrte eine Weile vor sich hin. Die Asche ihrer Zigarette war gefährlich lang geworden.
    »Woher willst du das wissen? Du hattest keinen Kontakt zu ihm?«, fragte Anja.
    Ingrid drückte die Zigarette aus und erhob sich. Sie trat ans Fenster und nahm das Blatt einer Zimmerlinde zwischen Daumen und Zeigefinger. »Tja«, sagte sie. Sie schaute hinaus.
    »Traust du Georg das nicht zu?«, fragte Matti.
    »Tja«, sagte Ingrid. Sie atmete einmal durch. »Eigentlich traut man es keinem zu. Aber es kommt vor. Welche sind zu den Bullen gerannt und haben ausgepackt. Ein paar haben bei der Stasi ausgepackt. Das hat der VS sich abholen können.«
    »Also, wenn er auspacken wollte, dann heißt es ja nicht, dass er jemanden verraten wollte.«
    »Auf jeden Fall sich selbst. Das eigene Leben. Das kann man auch verraten. Und wenn sie ihn verknacken, dann kriegt er Rabatt, wenn er andere verrät.«
    »Das ist so lange her«, sagte Matti.
    »Das ist nicht her, das ist noch«, sagte Ingrid leise. Sie zog ein Papiertaschentuch aus der Jeanstasche und wischte sich das Auge. Sie drehte sich um und blickte Matti lange an.
    »Unterstellt, er wollte aussagen. Dann hätte er sich doch einen Anwalt genommen«, sagte Matti.
    Sie nickte.
    »Und welchen?«
    »Kronawitter, Hans-Rudolf Kronawitter. Den flinken Rudi.«
    Sie radelten zurück. Anja hatte im Hinterhof der Okerstraße ein Fahrrad gefunden. Auf dem Kottbusser Damm, kurz nach dem U-Bahnhof Schönleinstraße, rief sie von hinten: »Noch ein Bier?«
    »Okay!«
    Über den Hermannplatz auf die Hermannstraße. Nach einer Weile hielt Matti an. »Hier!«, rief er nach hinten.
    Sie bremste quietschend. »Wo?«
    Matti deutete zur Kneipe.
    » Bäreneck «, las Anja. »Ach, du lieber Himmel. Krass!«
    Am Tresen saß der unvermeidliche Typ mit der Eisbärenmütze. Neben ihm eine Frau. Sie sahen aus, als hätten sie in den letzten Jahren allein die Hälfte der Schnapsbestände in der Kneipe vernichtet. Beide hatten Zigaretten in den Händen. Der Eisbärentyp gestikulierte wild und lallte. Aus den Lautsprechern hinter dem Tresen dröhnte Schlagermusik. Die Wirtin hatte sich richtig Mühe gegeben mit ihren Haaren. Auf der Hochsteckfrisur glitzerte es. Sie erkannte Matti wieder und lächelte sogar.
    Matti und Anja setzten sich an einen freien runden Tisch am Fenster. Gegenüber blinkte ein Spielautomat.
    »Was darf’s denn sein?«, fragte die Wirtin, als sie sich zum Tisch bewegt

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