Matti & Dornröschen 03 - Ein Mörder kehrt heim
gut«, sagte Robert. »Und der Chef hat die gleiche Frisur wie dieser italienische Fußballtrainer. Wie heißt der noch mal?«
»Keine Ahnung«, sagte Matti.
Sie setzten sich ins Arbeitszimmer.
»Georg Westreich«, sagte Robert nachdenklich. »Komischer Typ irgendwie.«
»Inwiefern?«, fragte Anja.
Robert warf ihr einen Blick zu, räusperte sich, zündete sich eine Zigarette an und schwieg.
»Wann hast du den zum letzten Mal gesehen?«, fragte Matti.
»Warum willst du das wissen?«
»Weil … es sein könnte, dass er in Berlin aufgetaucht ist.«
»Na und? Würd ich an seiner Stelle aber lassen. Die Bullen suchen ihn bestimmt immer noch.«
»Bei dir hat er sich nicht gemeldet? Ihr wart doch früher zusammen unterwegs.«
Robert schüttelte den Kopf. »Gott sei Dank nicht. Und so oft waren wir nicht unterwegs.«
»Warum Gott sei Dank?«
»Du kennst doch noch die Frage: Was würdest du machen, wenn Ulrike Meinhof vor der Wohnungstür steht?«
Matti nickte.
Anja blickte ratlos von einem zum anderen.
»Du meinst, Georg würde sich nicht bei dir melden, weil …«
»Weil ich meinen Job nicht verlieren will. Mann, ich bin unkündbar und hab Pensionsansprüche. Darüber haben wir früher nur gelacht. Aber schau mich an: Wer würde mich heute noch einstellen? Auf Hartz IV hab ich keinen Bock. Schon gar nicht wegen eines Bekloppten.«
»Du würdest ihn also verpfeifen?«
»Ich würde ihm sagen, er soll sich stellen, sonst helf ich nach.«
Schweigen.
Robert hob beide Arme und ließ sie auf seine Knie sinken. »Ich kann nichts dafür, dass der Idiot den Helden spielen musste. Man kann nicht in der Gegend rumballern und glauben, dass alle es toll finden.«
»Er hat niemanden umgebracht«, sagte Anja.
»Wie schön, dass du das weißt.« Robert stöhnte leise.
»Wir können das nicht wissen«, sagte Matti. »Es sind so viele Fälle unklar.« Ein Seitenblick zu Anja. »Aber ich glaub es nicht.«
Anja nickte.
»Ich will dir deinen Glauben nicht nehmen«, sagte Robert. »Wenn er dir Freude macht.«
»Ich glaube, Georg hat im Nahen Osten gelebt, aber nun hat er die Schnauze voll von den Palis.«
»Und diese These falsifizieren wir jetzt mal«, sagte Robert resignierend.
»Mann, das ist kein Laborversuch, sondern …«
»Ein großes Ratespiel, leider ohne Gewinn. Oder springt was raus dabei?« Robert fixierte erst Matti, dann Anja.
»Also, bei dir hat er sich nicht gemeldet«, sagte Matti ungeduldig.
»Nein, hat er nicht.«
»Bei wem könnte er sich gemeldet haben, wenn er sich überhaupt bei jemandem gemeldet hat?«
»Das, lieber Genosse Jelonek, hängt nicht zuletzt davon ab, was er hier vorhatte. Stell dir vor, er brauchte Kohle und wollte eine Bank ausnehmen. Dann hat er sich bei jemandem gemeldet, der ihm dabei helfen kann und dem er zutraut, so’n Ding zu drehen. Du verstehst?«
»Ist ja gut. Und wenn er sich stellen wollte, hat er einen Anwalt kontaktiert«, ergänzte Matti.
»Reden ist immer besser als schießen«, sagte Robert.
»Also, welchen Anwalt hatte er?«, fragte Anja genervt.
»Woher soll ich das wissen?«, fragte Robert zurück.
Matti schüttelte nur den Kopf.
»Frag doch Ingrid«, sagte Robert. »Ich hab gerade gelesen, dass die wieder raus ist aus’m Knast und in Berlin wohnt. Die ist doch damals mit ihm abgetaucht.«
Stimmt, dachte Matti, die schöne Ingrid hatte er vergöttert damals. Er wollte ihr zeigen, was für ein Freiheitskämpfer er ist. So muss es gewesen sein. Auf Ingrid waren damals so ziemlich alle scharf gewesen. Sie trug lange blonde Haare und hatte eine sagenhafte Figur gehabt. Und sich immer so gekleidet, dass es auch jeder sah. Wegen Ingrid hatte Georg seine damalige Freundin verlassen. Aber zwischendrin mit Ingeborg noch schnell ein Kind gemacht. Später ist die auch ab-, aber nie mehr aufgetaucht. Zu dritt gingen sie in den Untergrund. Bestimmt hat er Ingeborg wieder getroffen, und sie waren vielleicht eine Zeit zu dritt zusammen, Ingrid, Ingeborg und Georg. Vielleicht ist Ingeborg wegen Georg in den Untergrund gegangen. Oder auch wegen Ingrid.
»Weißt du, wo die wohnt?«, fragte Matti.
»Bei ihrer Schwester, hab ich gelesen. Wie hieß die noch mal? Kohlmeier. Die hatte so einen komischen Namen, war ein Jahr jünger und sah ganz anders aus. Die hätte niemand als Schwestern erkannt.« Er murmelte es vor sich hin. »Wilhelmina, ich hab’s. Irgendwer hat mir erzählt, die wohnt jetzt am Moritzplatz … wozu hat der Mensch das Telefonbuch erfunden? Gib
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