Matti & Dornröschen 03 - Ein Mörder kehrt heim
hektisch. »Den suchen sie immer noch. Die Sache mit dem Richter. Mord und dies und das.«
»Hat er sich bei dir gemeldet?«
»Wann?«
»In den letzten Monaten?«
»Warum willst du das wissen?«
»Weil wir ihn gesehen haben«, sagte Matti.
Kronawitter blickte ihn ernst an.
»Vielleicht wollte er sich stellen«, sagte Dornröschen.
»Ach so. Da wär ein Anwalt nützlich«, sagte Kronawitter.
»Genau.« Matti nickte.
»Wenn er bei mir gewesen sein sollte, würde ich euch das nicht auf die Nase binden. Ihr versteht?«
»Außer er ist tot«, sagte Matti.
Kronawitter riss die Augen auf. »Tot?«
»Ermordet«, sagte Anja.
»Wann?«
Matti erzählte es ihm.
»Wart mal einen Augenblick.« Kronawitter hechtete zum Schreibtisch und drückte einen Knopf. »Krieg doch mal den Schraub ans Telefon, Schätzchen.« Er wartete, bis es klingelte. »Hei, Schraub, alter Oberbulle … hast du schon mal probiert? … Nein? … Du weißt nicht, was dir entgeht.« Er hörte eine Weile zu. »Du darfst das annehmen. Von mir schon. Bist doch sowieso der korrupteste Bulle von Berlin, da kommt’s auf einen alten Bordeaux nicht mehr an.« Kronawitter lachte scheppernd. »Pass auf, es geht um einen … merkwürdigen Todesfall, vielleicht Mord. Georg Westreich, sagt dir der Name was?« Kronawitter hörte eine Weile zu. Dann bedankte er sich wortreich und legte auf.
»Also, die gehen davon aus, dass es keine Leiche gibt.«
»Sie werden nicht ermitteln?«, fragte Anja bang.
»Was sollen sie ermitteln? Wo es keine Leiche gibt und keine Zeugen außer euch, denen sie nicht glauben.«
»Könntest du mal ein paar Kollegen fragen, ob sich Georg bei ihnen gemeldet hat?«, bat Dornröschen.
Kronawitter nickte. »Kann ich machen. Dauert aber ein bisschen.«
»Danke«, sagte Dornröschen. »Dann wollen wir dich nicht weiter aufhalten.«
»Ihr haltet mich nicht auf«, sagte er nachdenklich. »Ich würde am liebsten nur für so Leute wie euch arbeiten. Da geht es noch um was. Ich werdet es nicht glauben, aber reich geboren zu werden und nicht den Mut zu haben, die ganze Scheiße wegzugeben …«
Matti grinste.
»Lach nicht«, sagte Kronawitter.
»Nein«, sagte Matti, »niemals. Ich bin glücklich, arm zu sein. Jetzt noch mehr.«
»Raus!«, schnauzte Kronawitter. Dann lachte er, gab jedem die Hand. Nur Matti stieß er den Ellbogen in die Rippen.
»Ich kann euch jetzt schon sagen, was rauskommt«, sagte Dornröschen. »Gar nichts.«
Sie saßen im Las Primas an der Ecke Wrangel-/Falckensteinstraße und hatten den Tisch mit Tapas überhäuft. Anja hatte sie eingeladen. Und Matti freute sich, dass Noria kellnerte.
Matti und Anja saßen nebeneinander und tranken Egiarte Tinto, Twiggy ein großes Bier und Dornröschen einen Tee. Twiggy mampfte sich durch alle Teller.
»Und was heißt das?«, fragte er.
»Das heißt, dass die Sache beendet ist. Es sei denn, es taucht was auf.«
»Auftauchen? Was soll auftauchen?«, fragte Anja.
»Irgendwas, das Georgs Tod beweist.«
Anja schüttelte traurig den Kopf.
Matti streichelte ihr die Schulter.
»Ich will doch, dass er lebt. Ich komm mir schon vor wie jemand …« Ihre Augen glänzten. Sie senkte den Blick auf die Tischplatte.
»Guck mal, wir haben jetzt Robert gefragt und Ingrid und den flinken Rudi. Und der fragt ein paar Kollegen, ob Georg sich bei ihnen gemeldet hat.«
Anja nickte, den Blick weiter gesenkt.
»Entweder die anderen Anwälte wissen was …«, sagte Twiggy mit vollem Mund.
»Vielleicht hat er einen Anwalt beauftragt, den keiner von euch kennt?«, fragte Anja. Sie wischte sich die Augen trocken.
»Möglich ist alles«, sagte Dornröschen. »Aber verrat mir doch mal, was für ein Interesse wir haben sollten, für die Bullen einzuspringen?«
Anja blickte sie traurig an. »Keines«, sagte sie nach einer Weile. Sie griff nach Mattis Hand und hielt sie fest. »Du warst sein Freund.«
»Er war vor hundert Jahren so was wie sein Freund«, sagte Twiggy.
Matti nahm ein Stück Tortilla und kaute lang. Dornröschen und Twiggy hatten recht. Warum sollte die WG irgendwas unternehmen? Georg war tot, das war schlimm oder weniger schlimm. Äußerlich hatte er sich nicht verändert. Aber was heißt das schon? »Nach dreißig Jahren ist das schwer zu sagen. Bei mir hat er sich nie gemeldet.«
»Ist doch klar, warum nicht«, sagte Anja.
»Mag sein, aber das bringt jetzt nichts.«
Sie verzog ihr Gesicht. »Dass ihr den Bullen nicht helfen wollt, finde ich okay. Aber es geht um einen
Weitere Kostenlose Bücher