Maulende Rebellen, beleidigte Zicken
länger ein Kind diese Unterhaltung ausdehnen kann, desto wahrscheinlicher wird es gewinnen. Kinder sind immer geduldiger als Eltern, wenn es darum geht, eine sinnlose Diskussion so lange durchzuhalten, bis einer aufgibt (und damit verliert). Lassen Sie sich gar nicht erst auf dieses Spiel ein. Wenn Ihr Kind nicht wählt - und etwas zu wählen, das nicht zur Wahl steht, ist das Gleiche wie nicht zu wählen -, dann entscheiden Sie (Prinzip 1). Das erspart Ihnen viele unnötige Diskussionen, die sich normalerweise sowieso nur im Kreis drehen.
5. Vorsicht! Wahlmöglichkeiten können schnell zu Drohungen werden. Der Unterschied besteht in der Formulierung und im Tonfall. Vermeiden Sie Drohungen um jeden Preis. Mit Drohungen laden Sie zu einem Kampf ein. Jeder Kampf, egal wer gewinnt, beeinträchtigt die Beziehung zwischen Ihnen und Ihrem Kind. Manchmal müssen Eltern sich auf Machtkämpfe einlassen, um Ihre Kinder vor größerem Schaden zu bewahren. Das sollten die einzigen Kämpfe sein, die Sie führen. Oft werden Wahlmöglichkeiten zu Drohungen, wenn Eltern die Konsequenzen der Entscheidungen mit einbeziehen, oft mit dem Ziel, dem Kind eine der Wahlmöglichkeiten weniger schmackhaft zu machen. »Du kannst mit uns einkaufen gehen oder du kannst mit deinen Freunden abhängen, aber dann bekommst du kein Geld.« Egal ob die Konsequenz realistisch ist oder nicht, oder vielleicht sogar im Voraus vereinbart war, sie macht die Wahlmöglichkeit zu einer Drohung.
Machtkämpfe
Machtkämpfe scheinen eine große Rolle im Miteinander von Jugendlichen und ihren Eltern zu spielen. Sie entstehen oft, wenn Eltern ein schnelles, nicht wirklich wohlüberlegtes »Nein« aussprechen. Es gibt drei Regeln, wie und wann Eltern von Jugendlichen Nein sagen sollten:
1. So wenig wie möglich.
2. So oft wie wirklich nötig.
3. Wenn schon, dann auch konsequent.
Wie Sie wissen, lernen Kinder und Jugendliche am besten, wenn sie ihre eigenen Entscheidungen treffen dürfen und dann aus den Konsequenzen lernen. Wenn Sie als Erwachsener Nein sagen, dann treffen Sie die Entscheidung. Es gibt Situationen, in denen Sie um der Sicherheit Ihres Kindes willen Nein sagen müssen. Sparen Sie sich Ihr »Nein« für diese Situationen auf. Und bedenken Sie bitte, dass nicht Nein zu sagen nicht bedeutet, dass Sie zu allem Ja sagen. Es bedeutet, dass Sie Ihrem Kind erlauben zu wählen und ihm damit die Verantwortung für seine Entscheidung überlassen.
Wenn es darum geht, wie Eltern auf die Bitten ihrer Kinder reagieren, fallen Eltern meist in eine der folgenden Kategorien: diejenigen, die erstmal Ja sagen und dann dieses Ja oft einschränken oder zurücknehmen müssen, und diejenigen, die zunächst Nein sagen und damit einen Machtkampf herausfordern. In keiner der beiden Kategorien überlassen die Eltern dem Jugendlichen die Entscheidung. Das Denken in Wahlmöglichkeiten braucht etwas Übung.
Lassen Sie uns eine typische Situation durchspielen: Es ist 21 Uhr an einem Mittwochabend. Die Tochter kommt ins Wohnzimmer, wo die Eltern sich gerade die Nachrichten ansehen, und sagt: »Morgen beginnt die Schule später. Ich geh dann noch mal raus mit Evi, Tanja und Jasmin. Ich bin um 23 Uhr zurück.« Die Familie hat keine feste Regel für diese Situation. Was sind die Wahlmöglichkeiten, die die Eltern anbieten könnten, statt mit Ja oder Nein zu reagieren? Hier zwei Beispiele:
• »Normalerweise gehst du nur Freitag oder Samstag so spät raus. Wenn du heute wirklich gehen möchtest, welche Nacht bleibst du dann diese Woche zu Hause, Freitag oder Samstag?«
• »Unsere Erwartung ist eigentlich, dass du unter der Woche nicht mehr so spät rausgehst. Du weißt, dass wir nicht gut schlafen, wenn du nicht im Haus bist. Wie wirst du uns die Zeit entschädigen, die wir heute aufbleiben müssen?«
Egal, was die Tochter darauf antwortet, die Eltern wiederholen einfach die Optionen. In der ersten Situation bleibt die Tochter am Freitag oder Samstag zu Hause. Falls sie sich nicht für einen der Tage entschieden hat, wählen eben die Eltern. In der zweiten Situation findet die Tochter einen Weg, den Eltern ihre Zeit zu bezahlen (Hausflur putzen, Wäsche waschen, Rasen mähen) oder die Eltern finden etwas für sie. Damit die Eltern das auch durchsetzen können (man kann einen Teenager nicht dazu zwingen, den Hausflur zu putzen oder den Rasen zu mähen), können sie etwas, das dem Teenager gehört, verkaufen (»Um uns für die Zeit zu bezahlen, die wir aufbleiben mussten,
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