Maulende Rebellen, beleidigte Zicken
Kindes.
Ein alkoholkranker Vater kommt wieder einmal betrunken nach Hause. Die Mutter ruft bei seiner Arbeitsstelle an und entschuldigt ihn. Die Kinder müssen ruhig sein, denn dem Vater geht es nicht gut. Besucher werden gar nicht erst ins Haus gelassen, denn es ist zu peinlich. Ein Gleichgewicht ist hergestellt: Alkohol bestimmt das Verhalten und die Beziehungen aller Familienmitglieder.
Wahrscheinlich lesen Sie dieses Buch, weil Sie entweder mit dem Gleichgewicht, in das Ihre Familie verfallen ist, nicht mehr leben wollen, oder weil Ihre Familie durch außergewöhnliche Ereignisse aus dem Gleichgewicht gebracht wurde. Sie wollen, dass sich in Ihrer Familie etwas verändert. Und diese Veränderung fängt bei Ihnen an.
Erziehung hat verschiedene Ebenen. Ich werde das Bild eines Hauses benutzen, um diese Ebenen oder »Stockwerke« zu illustrieren. Dieses Konzept der verschiedenen Ebenen ist übrigens an die »Erziehungspyramide« der Arbinger Company von 1998 angelehnt. Stellen Sie sich ein einfaches Einfamilienhaus vor:
Ebene I: Das Dachgeschoss Grenzen und Konsequenzen
Das Dachgeschoss ist in vielen Häusern kleiner als die anderen Stockwerke und es wird oft nur selten benutzt. Man steigt unter das Dach, wenn es sein muss, hält sich dort aber nicht länger auf als nötig. Genauso ist es mit der ersten Ebene der Erziehung, auf der Eltern dafür sorgen, dass unangemessenes oder gefährliches Verhalten aufhört und sie die Jugendlichen davon abhalten, Fehler zu machen, die ihnen langfristig das Leben ruinieren könnten. Eltern werden in dieser Ebene lernen, wie sie Machtkämpfe mit ihrem Teenager vermeiden können, wie sie ihrem Kind helfen können,Verantwortung für sich und seine Probleme zu übernehmen, warum es wenig hilft, wütend zu werden, wenn Teenager unüberlegte Entscheidungen treffen, und wie sie Konsequenzen entwickeln können, die ihrem Kind helfen, sich in Zukunft hoffentlich anders zu verhalten. Ich werde später noch erklären, wie hilfreiche Konsequenzen aussehen und wann Eltern um professionelle Hilfe bitten sollten. Was können Eltern tun, um weniger oft zu Konsequenzen greifen zu müssen und und wie vermeiden sie es - bildlich gesprochen - sich ständig im Dachgeschoss aufzuhalten?
Ebene 2: Das Obergeschoss Wie Jugendliche lernen
Das Ziel von Konsequenzen ist es, Kindern und Jugendlichen etwas beizubringen. Das bedeutet, dass man weniger Konsequenzen braucht, wenn man ihnen auf andere Art und Weise beibringen kann, was von ihnen erwartet wird - was richtig und falsch ist. Das ist das Geheimnis des Obergeschosses. Oft befinden sich Schlaf- und Badezimmer im Obergeschoss.
Kleinere voneinander klar abgegrenzte Räume, die jeweils einem ganz bestimmten Zweck dienen, die aber normalerweise nicht im Mittelpunkt des Familienlebens stehen. Genauso ist es mit der zweiten Ebene der Erziehung, der Ebene, auf der es um das erfolgreiche Lehren und Lernen geht. Es ist wichtig, dass Eltern verstehen, wie sie ihrem Teenager beibringen können, was er wissen muss, um als Erwachsener ein erfolgreiches Leben führen zu können. Eltern werden hier erfahren, wie sich das Gehirn eines Jugendlichen verändert, warum es zwar frustrierend, aber eigentlich gut ist, dass Jugendliche alles diskutieren wollen und immer einen Weg um die Regeln herum finden, und warum es unrealistisch ist zu erwarten, dass Teenager keine impulsiven Entscheidungen treffen.
Außerdem wird sich dieses Kapitel mit dem Sinn und dem Ziel der Adoleszenz befassen und sich mit verschiedenen Lernstilen auseinandersetzen.
Als Eltern haben Sie mehr oder weniger 18 Jahre lang Zeit, um Ihrem Kind beizubringen, was es wissen muss, um in der Welt der Erwachsenen zurechtzukommen. Auf den ersten Blick wirkt dies wie ein langer Zeitraum, in der Realität aber ist er sehr kurz. Daher ist es wichtig, dass Sie sich die Eigenschaften guter Lehrer aneignen. Erinnern Sie sich an Ihre eigene Kindheit. Wer waren die einflussreichsten Menschen in Ihrem Leben? Normalerweise lernt man am besten, wenn man denjenigen, der versucht, einem etwas beizubringen, respektiert und eine gute Beziehung zu ihm oder ihr hat.
Ebene 3: Das Erdgeschoss Beziehung und Verbundenheit
Die Beziehung zwischen Ihnen und Ihrem Teenager ist die dritte Ebene der Erziehung oder das Erdgeschoss. Oft befinden sich Wohnzimmer und Küche im Erdgeschoss, sie stellen normalerweise das Zentrum des Familienlebens dar. Beziehungen, Verbundenheit und das Gefühl dazuzugehören stehen im Mittelpunkt
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