Maulende Rebellen, beleidigte Zicken
viel Macht und Kontrolle über ihr Leben wie möglich. Für kleine Kinder ist das die Entscheidung, ob sie einen Apfel oder eine Banane essen, ob sie das gelbe oder das grüne T-Shirt anziehen, ob sie sich beim Überqueren der Straße an Ihrer Hand oder am Kinderwagen festhalten wollen. Je älter die Kinder sind, desto mehr Verantwortung für ihr Leben sollten sie übernehmen. Wenn ein Jugendlicher das Gefühl hat, dass er ein gewisses Maß von Entscheidungsfreiheit hat und den Lauf seines Lebens mitbestimmen kann,wird dieser Jugendliche wenig Zeit und Energie investieren, um seine Eltern zu manipulieren und zu kontrollieren. Wenn Jugendliche das Gefühl haben, mitreden zu können, dann wird es ihnen weniger wichtig, ihre Eltern in Machtkämpfe zu verwickeln. Machtkämpfe dienen Jugendlichen dazu, sich selbst zu beweisen, dass sie keine Kinder mehr sind, ihre eigene Identität haben und unabhängig von ihren Eltern Entscheidungen treffen können. Ein Jugendlicher, der das Gefühl hat, dass andere Menschen sein Leben bestimmen und er keine Entscheidungsfreiheit hat, wird viel Zeit und Energie darauf verwenden, seine Eltern, andere Erwachsene und das »System«, das ihn kontrolliert,zu manipulieren und auszutricksen. Jugendliche, die sich machtlos und nicht anerkannt fühlen, werden einen Weg finden, um Macht, Kontrolle und Anerkennung zu bekommen, egal was es kostet.
Eltern, die lernen, ihren Kindern viele Entscheidungen zu überlassen, werden in wichtigen Situationen ohne anstrengende Machtkämpfe die Kontrolle übernehmen können. Wenn Ihr Kind weiß, dass es hundert Entscheidungen am Tag treffen darf, dann wird es weniger frustriert sein, wenn Sie ein-, zweimal am Tag sagen: »Sonst lasse ich dich entscheiden, aber diese Entscheidung treffe ich jetzt mal.« Ohne ständige Machtkämpfe wird es für Eltern und ihre Kinder einfacher sein, ein gutes Verhältnis und eine positive Beziehung zu haben.
Wie bringen Sie Ihrem Kind die Prinzipien der Entscheidungsfreiheit bei?
1. Wenn Ihr Kind sich nicht innerhalb weniger Momente entscheidet, müssen Sie bereit sein, die Entscheidung für Ihr Kind zu treffen. Lassen Sie Ihr Kind wissen, das keine Entscheidung auch eine Entscheidung ist, nämlich die Entscheidung, Ihnen die Wahl zu überlassen. Sie können Ihren Teenagern natürlich etwas länger Zeit geben, um sich zu entscheiden, aber geben Sie ihnen einen konkreten Zeitpunkt, zu dem sie Ihnen eine Antwort gegeben haben müssen. »Lass mich bitte Freitagabend, bevor ich in’s Bett gehe, wissen, ob du dieses Wochenende am Samstag oder am Sonntag ins Kino gehen willst. Sonst entscheide ich, wann ich dich fahren kann.«
2. Bieten Sie nur Optionen an, mit denen Sie auch wirklich leben können. Falls Sie zwei Wahlmöglichkeiten anbieten, aber eigentlich wollen, dass Ihr Kind die erste wählt, können Sie sich darauf verlassen, dass Ihr Kind sich - wie Sie natürlich wissen - für die andere Option entscheidet (auch wenn die erste Option tatsächlich für alle Beteiligten besser gewesen wäre). Warum? Um zu sehen, wie Sie reagieren und um Sie in Versuchung zu führen, sich auf einen Machtkampf einzulassen. Wenn Sie Wahlmöglichkeiten anbieten, dann müssen Sie mit der Entscheidung Ihres Kindes leben. Seien Sie deshalb vorsichtig mit dem, was Sie anbieten.
3. Entscheidungen haben Konsequenzen. Bieten Sie nur Optionen mit Konsequenzen an, die Sie akzeptieren können. Jede Wahlmöglichkeit hat Auswirkungen auf andere Menschen und andere Bereiche des Lebens. Seien Sie sich dieser Auswirkungen bewusst, bevor Sie Ihrem Kind die Entscheidung überlassen. Kurzfristig
scheint es vielleicht eine gute Idee, Ihrem Teenager anzubieten, bei den Großeltern zu leben, aber ist das wirklich eine realistische Option? Was passiert mit der Schule? Wie lange kann er da bleiben? Was passiert, wenn Sie mit dem Erziehungsstil der Großeltern nicht einverstanden sind? Wer ist verantwortlich, falls Ihrem Kind etwas passiert oder es eine Straftat begeht?
4. Wenn Ihr Kind eine Option wählt, die Sie nicht angeboten haben, sagen Sie: »Das ist keine Option.« Und wiederholen Sie die Wahlmöglichkeiten. Kinder und Jugendliche wissen, dass sie ihre Eltern nur lange genug nerven müssen, bis die Eltern ihnen das geben, was sie wollen. Der beste Weg, Eltern zu nerven, ist, etwas zu wollen, das nicht zur Debatte stand. Die meisten Eltern lassen sich dann auf lange Diskussionen und Erklärungen ein, warum der Wunsch des Kindes nicht akzeptabel ist. Je
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