Maurice, der Kater
Herr«, sagte er.
Die Rattenfänger gingen fort und zogen ihre Hunde mit sich. Einer der
Terrier starrte immer wieder zu Maurice.
»Das sind sehr seltsame Rattenfänger«, sagte die Katze nachdenklich. »Solche Rattenfänger habe ich noch nie zuvor gesehen«, erwiderte der
Junge. »Sie wirken gemein. Und offenbar haben sie Spaß daran.« »Ich habe noch nie Rattenfänger gesehen, die so fleißig waren und
noch saubere Stiefel haben«, sagte Maurice.
»Ja, das stimmt «, bestätigte der Junge.
»Einige der Rattenschwänze waren sehr seltsam«, meinte Maurice. Der Junge sah sich auf dem Platz um. Die Warteschlange der Leute, die
für Brot anstanden, war noch immer sehr lang, und das machte ihn
ebenso nervös wie der Dampf, der überall aus Gittern und unter den
Kanaldeckeln aufstieg, als wäre die Stadt auf einem großen Kessel
errichtet worden. Außerdem hatte er das Gefühl, beobachtet zu werden. »Wir sollten zu den Ratten gehen und weiterziehen«, sagte er. »Nein, dies scheint ein Ort mit vielen Möglichkeiten zu sein«, erwiderte
Maurice. »Hier geht etwas vor, und wenn etwas vorgeht, wird jemand reich, und wenn jemand reich wird, so bin ich der Ansicht, dass ich es
sein sollte. Ich meine… wir .«
»Ja, aber wir wollen doch nicht, dass diese Leute Gefährliche Bohnen
und die anderen töten!«
»Sie werden bestimmt nicht gefangen«, sagte Maurice. »Die beiden
Rattenfänger gehören wohl kaum zu den Leuten, die einen Preis für
Intelligenz gewinnen könnten. Selbst Gekochter Schinken wäre im
Stande, sie zu überlisten. Und Gefährliche Bohnen hat so viel Gehirn,
dass es ihm aus den Ohren quillt.«
»Ich hoffe nicht.«
»Nein, nein«, sagte Maurice, der den Leuten meistens das erzählte, was
sie hören wollten. »Ich meine, unsere Ratten sind schlauer als die meisten
Menschen, verstehst du? Erinnere dich an Skrote, wo Sardinen in den
Kessel schlüpfte und der alten Frau eine Himbeere ins Gesicht spuckte,
als sie den Deckel hob. Menschen glauben, besser zu sein, weil sie größer
sind… He, ich sollte jetzt still sein, jemand beobachtet uns…« Ein Mann mit einem Korb war gerade aus dem Rathaus gekommen,
blieb stehen und sah interessiert auf Maurice hinab. Dann wandte er sich
an den Jungen und fragte: »Ein guter Rattenfänger, nicht wahr? Ja, ein so
großer Kater kann bestimmt gut Ratten fangen. Gehört er dir, Junge?« »Sag ja«, flüsterte Maurice.
»Ja, in gewisser Weise«, sagte der Junge und hob Maurice hoch. »Ich gebe dir fünf Dollar für ihn«, bot der Mann an.
»Verlang zehn «, flüsterte Maurice.
»Ich verkaufe ihn nicht«, sagte der Junge.
»Idiot!«, schnurrte Maurice.
»Sieben Dollar«, sagte der Mann. »He, was hältst du davon? Ich gebe dir
vier ganze Brotlaibe, einverstanden?«
»Das ist dumm. Ein Brotlaib sollte nicht mehr kosten als zwanzig Cent«,
meinte der Junge.
Der Mann bedachte ihn mit einem sonderbaren Blick. »Bist neu hier,
wie? Hast wohl viel Geld.«
»Genug«, sagte der Junge.
»Glaubst du? Es wird dir nicht viel nützen. Hör mal, vier Brotlaibe und
ein Brötchen, das ist mehr als nur fair. Ich bekomme einen Terrier für
zehn Laibe, und Terrier sind ganz wild auf Ratten. Nein? Nun, wenn du
Hunger hast, gibst du den Kater für ein dünn beschmiertes Butterbrot *
weg, glaub mir.«
Der Mann ging fort. Maurice wand sich aus den Armen des Jungen und
landete geschickt auf dem Boden. »Meine Güte, wenn ich ein guter
Ventrilokwist wäre, könnten wir ein Vermögen verdienen.«
»Ventrilokwist?«, wiederholte der Junge.
»Ich meine, dann könntest du den Mund bewegen und ich das Reden
erledigen«, sagte Maurice. »Warum hast du mich nicht verkauft? In zehn
Minuten wäre ich zurück gewesen! Ich habe von einem Mann gehört, der
reich wurde, indem er Brieftauben verkaufte, und er hatte nur eine
einzige!«
»Glaubst du nicht, dass mit einer Stadt etwas nicht stimmt, wenn man
dort mehr als einen Ankh-Morpork-Dollar für einen Laib Brot bezahlen
muss?«, fragte der Junge. »Und die einen halben Dollar nur für einen
Rattenschwanz bezahlt?«
»Mich stört’s nicht, solange genug Geld übrig bleibt, um den
Flötenspieler zu bezahlen«, sagte Maurice. »Eigentlich ist es ein Glück,
dass es hier bereits eine Rattenplage gibt. Schnell, streichel mich, ein
Mädchen beobachtet uns.«
Der Junge sah auf. Das stand tatsächlich ein Mädchen und beobachtete
sie. Leute gingen über die Straße, und einige von ihnen schritten
zwischen dem Jungen und dem Mädchen hindurch, das still dastand
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