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Maurice, der Kater

Maurice, der Kater

Titel: Maurice, der Kater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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und
einfach nur starrte. Ihre Aufmerksamkeit galt sowohl dem Jungen als
auch Maurice. Sie hatte den gleichen Ich-nagle-dich-an-die-Wand-Blick
wie Pfirsiche und sah ganz nach einer Person aus, die Fragen stellte. Und
ihr Haar war zu rot und ihre Nase zu lang. Das Mädchen trug ein langes
schwarzes Kleid mit schwarzem Spitzensaum. Von jemandem, der so
gekleidet war, durfte man nichts Gutes erwarten.
Das Mädchen kam über die Straße und blieb vor dem Jungen stehen.
    * Man schmiert Butter auf eine Scheibe Brot. Man kratzt sie wieder ab. Und dann isst man die Scheibe.
    »Du bist neu hier, nicht wahr? Bist hierher gekommen, um dir Arbeit zu suchen, stimmt’s? Bist vermutlich arbeitslos, weil man dich rausgeworfen hat. Wahrscheinlich bist du eingeschlafen und hast dadurch alles verdorben. Ja, das war wahrscheinlich der Grund. Oder du bist weggelaufen, weil er dich mit einem großen Stock geschlagen hat. Allerdings«, fügte das Mädchen hinzu, als ihm eine weitere Idee kam, »hast du es wahrscheinlich verdient, weil du faul warst. Und dann hast du wahrscheinlich die Katze gestohlen, weil du wusstest, wie viel man hier für eine Katze bezahlen würde. Und du musst ganz verrückt vor Hunger sein, denn du hast mit der Katze gesprochen, und jeder weiß, dass Katzen nicht sprechen können.«
    »Ich kann kein einziges Wort sprechen«, behauptete Maurice. »Und wahrscheinlich bist du ein geheimnisvoller Junge, der…« Das
    Mädchen unterbrach sich und sah verwundert auf Maurice hinab. Der wölbte den Rücken und sagte: »Prppt«, was in der Katzensprache »Kekse!« bedeutet.
    »Hat die Katze gerade etwas gesagt?«, fragte das Mädchen. »Ich dachte, jeder weiß, dass Katzen nicht sprechen können«, sagte der Junge.
    »Ah, vielleicht bist du ein Zauberlehrling gewesen«, fuhr das Mädchen fort. »Ja, das klingt richtig. Du warst ein Zauberlehrling, bist eingeschlafen und hast den Kessel mit dem blubbernden grünen Zeug überkochen lassen, und er drohte damit, dich zu verwandeln, und zwar in, in, in…«
    »In eine Wüstenspringmaus«, warf Maurice hilfsbereit ein.
    »…in eine Wüstenspringmaus, und du hast seine magische Katze gestohlen, die du so sehr verabscheut hast, und… Was ist eine Wüstenspringmaus? Hat die Katze gerade ›Wüstenspringmaus‹ gesagt?«
    »Sieh mich nicht so an!«, sagte der Junge. »Ich stehe einfach nur hier!«
    »Na schön, und dann hast du die Katze hierher gebracht, weil du wusstest, dass hier eine schreckliche Hungersnot herrscht, und deshalb willst du sie verkaufen, und weißt du, dieser Mann wäre bereit gewesen, dir zehn Dollar zu geben, wenn du so viel verlangt hättest.«
    »Zehn Dollar sind selbst für eine gute Rattenfängerkatze zu viel«, sagte der Junge.
    »Rattenfänger? Der Mann wollte keine Ratten fangen!«, erwiderte das rothaarige Mädchen. »Hier haben alle Hunger, und deine Katze ist für mindestens zwei Mahlzeiten gut!«
    »Was? Die Leute hier essen Katzen !«, brachte Maurice hervor. Sein Schwanz plusterte sich auf.
    Das Mädchen beugte sich mit einem grimmigen Lächeln zu Maurice hinab. Auf diese Weise lächelte auch Pfirsiche, wenn sie einen Streit mit ihm gewonnen hatte. Sie presste ihm den Zeigefinger an die Schnauze.
    »Reingefallen«, sagte das Mädchen. »Du hast dich von einem einfachen Trick überlisten lassen! Ihr beide kommt besser mit mir, verstanden? Oder ich schreie. Und die Leute hören mich, wenn ich schreie!«

Kapitel drei

    Tief unter Maurices Pfoten krochen die Ratten durch die Unterstadt von Bad Blintz. Alte Orte waren so. Die Menschen bauten nicht nur nach oben, sondern auch nach unten. Keller grenzten an andere Keller, und manche von ihnen gerieten in Vergessenheit – aber nicht unter Geschöpfen, die im Verborgenen bleiben wollten.
    Eine Stimme erklang in der dichten, warmen und feuchten Dunkelheit. »Na schön, wer hat die Streichhölzer?«
»Ich, Gefährliche Bohnen. Vier Portionen.«
»Bravo, junge Ratte. Und wer hat die Kerze?«
»Ich, Chef. * Ich bin Mundgerecht.«
»Gut. Stell sie auf den Boden. Pfirsiche wird sie anzünden.«
In der Dunkelheit ertönten schlurfende und scharrende Geräusche. Nicht alle Ratten hatten sich an die Vorstellung gewöhnt, Feuer zu machen, und einige versuchten, beiseite zu weichen.
Es kratzte, und dann flammte ein Streichholz auf. Pfirsiche hielt es zwischen den Vorderpfoten und zündete den Kerzenstummel an. Die Flamme wuchs kurz in die Höhe, wurde dann kleiner und brannte
    * Es ist schwer, »Chef« in die

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