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Maurice, der Kater

Maurice, der Kater

Titel: Maurice, der Kater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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hinterlassen. Der Boden bestand aus Erde, in der sich keine menschlichen Fußabdrücke zeigten.
    »Eine ideale Basis«, sagte Gefährliche Bohnen. »Sie riecht geheim und sicher. Ein perfekter Ort für Ratten.«
»Ja«, ertönte eine Stimme. »Und wisst ihr, was mich daran stört?«
    Die Ratte namens Sonnenbraun trat ins Kerzenlicht und zog einen ihrer Werkzeuggürtel hoch. Viele der Ratten, die das Geschehen beobachteten, wurden plötzlich sehr aufmerksam. Sie hörten Gekochter Schinken zu, weil er der Anführer war, aber sie hörten Sonnenbraun zu, weil er oft von Dingen erzählte, über die man wirklich Bescheid wissen musste, wenn man am Leben bleiben wollte. Er war groß und schlank und stark. Die meiste Zeit verbrachte er damit, Fallen auseinander zu nehmen, um festzustellen, wie sie funktionierten.
    »Was stört dich, Sonnenbraun?«, fragte Gefährliche Bohnen.
    »Es gibt hier keine Ratten. Abgesehen von uns. Es gibt Rattentunnel, aber keine Ratten. Überhaupt keine. Eine solche Stadt sollte voller Ratten sein.«
    »Oh, wahrscheinlich haben sie Angst vor uns«, sagte Pfirsiche.
    Sonnenbraun klopfte sich an die Seite seiner zernarbten Schnauze. »Vielleicht«, erwiderte er. »Doch die Dinge riechen nicht richtig. Das Denken ist eine großartige Erfindung, aber wir haben Nasen erhalten und sollten besser auf sie hören. Ich halte besondere Vorsicht für angebracht.« Er wandte sich den versammelten Ratten zu und hob die Stimme. »Also gut, Leute!«, rief er. »Ihr wisst, wie’s läuft. In euren Gruppen Aufstellung beziehen, und zwar sofort .«
    Es dauerte nicht lange, bis die Ratten drei Gruppen gebildet hatten. Sie hatten viel Übung.
    »Ausgezeichnet«, sagte Sonnenbraun, als die letzten Ratten hin und her gehuscht waren. »In Ordnung! Dies ist gefährliches Gebiet, Leute, deshalb müssen wir sehr vorsichtig sein…«
    Sonnenbraun war noch ungewöhnlicher als die anderen Ratten, denn er trug Dinge.
    Als die Ratten Bücher entdeckt hatten – den meisten älteren Ratten fiel es noch immer schwer, das Konzept von Büchern zu verstehen –, fanden sie in dem Buchladen, den sie jede Nacht besuchten, das Buch. Bis zur Veränderung hatten sie von Büchern nur den Leim des Einbands gefressen und aus den Seiten Nester gebaut.
    Sie hatten sich nie ein Buch angesehen.
Dieses Buch war erstaunlich.
Die Bilder hatten sie beeindruckt, noch bevor Pfirsiche und Zutritt
    Verboten lernten, menschliche Worte zu lesen.
    Die Bilder zeigten Tiere, die Kleidung trugen. Es gab ein Kaninchen, das aufrecht ging und einen blauen Anzug trug. Es gab eine Ratte mit einem Hut auf dem Kopf und einem Schwert und einer Weste, komplett mit einer Uhr an der Kette. Es gab eine Schlange mit Kragen und Krawatte. Alle sprachen, und niemand von ihnen fraß jemand anderen, und was unglaublich war: Sie sprachen auch mit den Menschen, die sie wie, nun, kleinere Menschen behandelten. Fallen kamen ebenso wenig vor wie Gift. Pfirsiche arbeitete sich gewissenhaft durch das Buch und las manche Stellen laut vor. Sie wies darauf hin, dass Ollie die Schlange ein ziemlicher Frechdachs war, aber nie geschah etwas Schlimmes. Selbst als sich das Kaninchen im Dunklen Wald verirrte – es kam mit dem Schrecken davon.
    Herrn Schlappohrs Abenteuer hatte bei den Veränderten zu vielen Diskussionen geführt. Welchen Zweck erfüllte das Buch? War es, wie Gefährliche Bohnen vermutete, die Vision einer strahlenden Zukunft? Hatten Menschen es geschaffen? Der Laden war für Menschen gewesen, aber sicher würden selbst Menschen kein Buch schreiben über Rupert Ratte, der einen Hut trug, und gleichzeitig Ratten unter den Dielen vergiften. Wie verrückt musste man sein, um auf eine solche Weise zu denken?
    Einige der jüngeren Ratten hatten vermutet, dass Kleidung vielleicht wichtiger war, als bisher angenommen. Sie hatten versucht, Westen zu tragen, aber es war schwer, das richtige Muster herauszubeißen, die Knöpfe funktionierten nicht, der Stoff blieb an jedem Holzsplitter hängen, und man konnte nur schwer darin laufen. Hüte fielen einfach herunter.
    Sonnenbraun glaubte schlicht, dass Menschen tatsächlich verrückt waren und nicht nur böse. Doch die Bilder in dem Buch brachten ihn auf eine Idee. Er trug keine Weste, sondern mehrere breite Gürtel, die sich leicht anlegen und abstreifen ließen. Darauf nähte er Taschen – und das war wirklich eine gute Idee, wie zusätzliche Pfoten. In den Taschen brachte er die Dinge unter, die er brauchte, etwa kleine Metallstangen

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