Maurice, der Kater
Ratten überlegten dauernd, ob es an etwas aus dem Müllhaufen lag, das sie gefressen hatten, und selbst Maurice begriff, dass dies nicht seine Veränderung erklärte, denn er hatte nie Müll verspeist. Von dem Müllhaufen hätte er ganz gewiss nichts gefressen, denn er wusste, woher das Zeug stammte…
Er hielt die Ratten offen gestanden für doof. Na schön, sie waren schlau, aber auch doof. Maurice hatte vier Jahre lang in den Straßen überlebt, kaum mehr Ohren übrig und überall Narben an der Schnauze. Er war gerissen. Wenn er ging, stolzierte er so sehr, dass er langsamer werden musste, um sich nicht selbst zu Fall zu bringen. Wenn er den Schwanz aufplusterte, gingen die Leute darum herum. Man musste gerissen sein, um vier lange Jahre in den Straßen zu überleben, vor allem, wenn man den Hundebanden und den freiberuflichen Kürschnern begegnete.
Man musste auch reich sein. Es war nicht leicht gewesen, das den Ratten zu erklären. Maurice hatte die Stadt durchstreift und gelernt, wie die Dinge funktionierten. Geld war der Schlüssel zu allem, betonte er.
Und dann hatte er eines Tages den dumm wirkenden Jungen gesehen, der auf seiner Flöte spielte, mit der umgedrehten Mütze auf dem Pflaster, in der Hoffnung, die eine oder andere Münze zu bekommen. Und plötzlich hatte Maurice eine Idee. Eine wundervolle Idee. Sie kam ganz plötzlich, war – zack! – auf einmal da. Ratten, Flöte, dumm aussehender Junge…
Und er hatte gesagt: »He, dumm aussehender Junge! Was hältst du davon, viel Geld zu verdienen… Nein, Junge, ich bin hier unten…«
Der Morgen dämmerte, als das Pferd des Straßenräubers aus dem Wald kam, einen Pass überquerte und dann stehen blieb.
Unten erstreckte sich ein Flusstal mit einem Ort, der sich an die Klippen schmiegte.
Maurice kletterte aus der Satteltasche und streckte sich. Der dumm aussehende Junge half den Ratten aus der anderen Satteltasche. Sie hatten die Nacht zusammengedrängt auf dem Geld verbracht und waren zu höflich, um den Grund dafür zu nennen: Niemand von ihnen wollte in der gleichen Satteltasche schlafen wie eine Katze.
»Wie heißt der Ort, Junge?«, fragte Maurice, setzte sich auf einen Felsen und blickte ins Tal. Hinter ihm zählten die Ratten erneut das Geld und stapelten die Münzen neben dem Lederbeutel. Sie zählten es jeden Tag. Zwar hatte Maurice keine Taschen, aber etwas an ihm weckte in allen den Wunsch, so oft wie möglich den Bestand des Geldes zu überprüfen.
Der Junge sah im Reiseführer nach. »Er heißt Bad Blintz«, sagte er. »Ähem… sollten wir einen bösen Ort aufsuchen?«, fragte Pfirsiche und sah von den Münzen auf. »Ich meine, ›bad‹ heißt doch böse, oder?«
»Oh, die kleine Stadt dort unten heißt nicht Bad, weil sie böse ist«, sagte Maurice. »In der ausländischen Sprache ist damit ein Bad oder Badezimmer gemeint, verstehst du?«
»Der Ort heißt also eigentlich Badezimmer Blintz?«, fragte Zutritt Verboten.
»Nein, nein, er heißt Bad, weil…« Herr Wunder Maurice zögerte, aber nur kurz. »Weil es dort ein Badezimmer gibt. Hier ist alles sehr rückständig. Es gibt nicht viele Bäder, und deshalb sind die Bewohner so stolz und wollen ganz deutlich darauf hinweisen, dass sie ein Bad haben. Vermutlich muss man Eintrittskarten kaufen, um es zu sehen.«
» Stimmt das, Maurice?«, fragte Gefährliche Bohnen. Er stellte die Frage ganz höflich, aber es bestand kein Zweifel daran, dass sie in Wirklichkeit lautete: »Ich glaube nicht, dass das stimmt, Maurice.«
Ah, ja… Gefährliche Bohnen. Ein schwieriger Bursche. Und das hätte er eigentlich nicht sein sollen. Damals, vor der Veränderung, wäre Maurice nicht einmal bereit gewesen, eine so kleine, blasse und krank aussehende Ratte zu fressen. Er blickte auf die Albinoratte mit dem schneeweißen Fell und den rosaroten Augen hinab. Gefährliche Bohnen erwiderte den Blick nicht, weil er zu kurzsichtig war. Fast blind zu sein war kaum ein Nachteil für Geschöpfe, die den größten Teil ihrer Zeit in der Dunkelheit verbrachten und über einen Geruchssinn verfügten, der, soweit Maurice wusste, fast so gut war wie Sehen, Hören und Sprechen zusammen. Wenn er sprach, wandte sich Gefährliche Bohnen ihm immer zu, als könnte er ihn ganz genau sehen. Es war geradezu unheimlich. Maurice hatte eine blinde Katze gekannt, die immer wieder gegen Türen stieß, aber Gefährliche Bohnen passierte so etwas nie.
Gefährliche Bohnen war nicht das Oberhaupt der Ratten. Diese Rolle kam
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