Maurice, der Kater
Gekochter Schinken zu, der groß, grimmig und ein wenig schäbig war. Ihm gefiel das neumodische Gehirn nicht, und noch weniger gefiel es ihm, mit einer Katze zu reden. Er war schon recht alt gewesen, als es zu der Veränderung kam, und er glaubte, zu alt zu sein, um sich ihr anzupassen. Das Reden mit Maurice überließ er Gefährliche Bohnen, der unmittelbar nach der Veränderung geboren worden war. Und diese kleine Ratte war clever, verdammt clever, zu clever. Maurice musste auf alle seine Tricks zurückgreifen, wenn er es mit Gefährliche Bohnen zu tun bekam.
»Es ist erstaunlich, wie viel ich weiß«, sagte Maurice und blinzelte langsam. »Wie dem auch sei: Scheint ein netter Ort zu sein. Sieht recht wohlhabend aus. Also, wir gehen folgendermaßen vor…«
»Ähem…«
Maurice hasste dieses Geräusch. Wenn es ein schlimmeres Geräusch gab
als Gefährliche Bohnen, der eine seiner lästigen Fragen stellte, so war es die sich räuspernde Pfirsiche. Es bedeutete, dass sie mit ruhiger Stimme etwas sagen würde, das ihn ärgerte.
»Ja?«, fragte er scharf.
»Musst du wirklich damit weitermachen?«, fragte Pfirsiche.
»Nein, natürlich nicht «, erwiderte Maurice. »Ich musste überhaupt nicht hier sein. Ich bin eine Katze. Eine Katze mit meinen Talenten? Ha! Ich könnte einen gemütlichen Job bei irgendeinem Zauberkünstler haben. Oder bei einem Bauchredner. Es gibt zahllose Dinge, mit denen ich mich beschäftigen könnte, denn die Leute mögen Katzen. Aber weil ich unglaublich dumm und außerdem gutherzig bin, habe ich beschlossen, einigen Nagetieren zu helfen, die, lasst uns offen sein, bei den Menschen nicht sehr behebt sind. Einige von euch…« – bei diesen Worten blickte Maurice kurz zu Gefährliche Bohnen – »… haben die Idee, irgendeine Insel aufzusuchen und dort eine Art Rattenzivilisation zu gründen. Das ist ein sehr bewundernswertes Vorhaben, zweifellos, aber um eure Pläne zu verwirklichen, braucht ihr… Na, was braucht ihr dafür? Ich hab’s euch gesagt.«
»Geld, Maurice«, sagte Gefährliche Bohnen. »Aber…«
»Geld. Das stimmt, denn mit Geld kann man sich was kaufen?« Ein fragender Blick strich über die Ratten hinweg. »Beginnt mit einem ›B‹«, fügte er hinzu.
»Boote, Maurice, aber…«
»Und dann braucht ihr noch Werkzeug und natürlich Proviant…« »Es gibt Kokosnüsse«, sagte der dumm aussehende Junge, der seine
Flöte putzte.
»Oh, hat jemand gesprochen?«, fragte Maurice. »Was weißt du denn davon, Junge?«
»Es gibt Kokosnüsse«, wiederholte der Junge. »Auf einsamen Inseln. Das hat mir ein Mann erzählt, der sie verkaufte.«
»Wie?«, fragte Maurice. Über Kokosnüsse wusste er nicht genau Bescheid.
»Keine Ahnung. Es gibt sie einfach.«
»Ach, ich nehme an, sie wachsen an Bäumen, wie?«, erwiderte Maurice sarkastisch. »Meine Güte, ich weiß beim besten Willen nicht, was ihr ohne… jemand bestimmten anfangen würdet? Nun? Beginnt mit einem ›M‹?«
»Ja, Maurice«, sagte Gefährliche Bohnen. »Aber, weißt du, wir glauben…«
»Ja?«, fragte Maurice.
»Ähem«, sagte Pfirsiche, und Maurice stöhnte leise. »Gefährliche Bohnen meint Folgendes«, fuhr die Rattenfrau fort. »Das Stehlen von Korn und Käse, das Nagen von Löchern in Mauern und so weiter. Das alles ist…« – sie blickte auf und sah in Maurices gelbe Augen – »…moralisch nicht richtig.«
»Aber Ratten machen so was!«, erwiderte Maurice.
»Wir sind der Ansicht, dass wir uns nicht auf diese Weise verhalten
sollten«, sagte Gefährliche Bohnen. »Wir sollten einen eigenen Weg in der Welt beschreiten!«
»Meine Güte«, sagte Maurice und schüttelte den Kopf. »Auf zur Insel! Königreich der Ratten! Ich mache mich keineswegs über euren Traum lustig«, fügte er hastig hinzu. »Jeder braucht einen kleinen Traum.« Und das glaubte Maurice tatsächlich. Wenn man wusste, was die Leute wollten, was sie wirklich wollten, so konnte man sie beeinflussen und fast kontrollieren.
Manchmal fragte er sich, was der dumm aussehende Junge wollte. Soweit Maurice das feststellen konnte, bestand sein einziger Wunsch dann, die Flöte zu spielen und in Ruhe gelassen zu werden. Aber manchmal – wie mit dem Hinweis auf die Kokosnüsse – gab der Junge mit einer Bemerkung zu erkennen, dass er die ganze Zeit über zugehört hatte. Solche Personen ließen sich nur schwer steuern.
Aber Katzen verstanden es gut, Menschen zu beeinflussen. Ein Miauen hier, ein Schnurren dort, ein wenig Druck mit einer Pfote…
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