Max, mein Großvater und ich
immer Geburtstags- und Weihnachtsgeschenke. Jedes Jahr lag etwas von ihm unterm Baum. Und jedes Mal Sachen, die ich mir gewünscht hatte– Ma gab ihm Tipps, sonst hätte er ja nicht gewusst, was mir gefällt.
Ich wusste auch nicht, was er mochte. Ma schickte ihm immer Zigarren.
Am liebsten hätte ich in der Zeit, in der Ma im Krankenhaus sein würde, bei Matthew Haygoods Großmutter gewohnt.
» Was ist mit deinen Schulfreunden?«, fragte Miss Sahara. » Nur eine Nacht.«
Ich dachte an Joey Ziglar. Mrs Ziglar mochte mich. Aber Joeys Familie war bereits nach Florida abgereist, um in den Weihnachtsferien Verwandte zu besuchen.
Natürlich hätte ich Mrs Baxter fragen können. Aber als ich letztes Mal dort übernachten durfte, hat Jerry eine Scheibe zerbrochen, und ich hab gesagt, ich war’s, damit er zum Hockeytraining durfte. Deshalb wäre seine Ma vermutlich nicht so begeistert.
Matthew Haygoods Ma und meine Ma waren nicht so gut befreundet, dass ich bei ihm übernachten durfte. Aber immerhin stand Ma in der T-Shirt-und-Slip-Sache voll auf ihrer Seite.
Ma mochte Sarah Janes Ma, aber ich wollte die Nacht nicht bei Sarah Jane auf der Couch verbringen. Wenn Sarah Jane vor mir aufwachte und mich mit offenem Mund schlafen sah, würde es ruck-zuck die ganze Schule wissen.
Ich schüttelte den Kopf.
» Wir brauchen jemanden, bei dem du heute übernachten kannst.«
Ich starrte sie an.
» Du kannst hier nicht die ganze Nacht bleiben«, sagte sie. » Du musst irgendwo schlafen.«
Als ich aus dem Fenster blickte, sah ich, dass es draußen praktisch dunkel war. Ich hatte nichts zu Mittag gegessen und es nicht mal gemerkt. Mir kam es gar nicht so vor, als seien wir so lange von zu Hause weg gewesen. Aber im Winter wird es früh dunkel, klar.
» Natürlich kannst du morgen wiederkommen. Also, wen rufen wir an?«
» Mrs Buttermark vielleicht. Unsere Nachbarin. Sie ist schon alt, aber wir hängen manchmal zusammen ab.«
» Ihr hängt zusammen ab?«
» So nennen wir das«, erklärte ich. » Sie glaubt auch nicht, dass ich noch einen Babysitter brauche.«
» Sollte sie aber.« Miss Sahara sah aus, als verpasse sie Mrs Buttermark gerade eine glatte Sechs.
Ich zerbrach mir den Kopf, bei wem Ma mich übernachten lassen würde. Aber egal, welchen Namen ich ihr nennen würde, sie hätte etwas daran auszusetzen.
Aber warum sollte ich das Miss Sahara erklären. Echt, wie viel Zeit wollte ich eigentlich noch hier bei ihr verbringen?
» Mrs Buttermark. Ihre Telefonnummer?« Trotz Miss Saharas Lächeln klang ihre Stimme jetzt wie das dünne Eis, das Ma und ich immer von der Windschutzscheibe kratzen. Die Stimme knisterte.
Miss Sahara notierte sich die Nummer und fragte: » Hast du schon mal bei ihr übernachtet?«
» Sie hat schon ein paarmal bei uns gewohnt. Letzten Monat, als ihr Bad repariert wurde, und einmal, als Ma eine schlimme Erkältung hatte. Und dann wieder, als sie selber Grippe hatte.«
Miss Sahara wirkte erfreut.«Definitiv die beste Wahl.«
» Erst sollte ich mit ihr reden«, sagte ich. » Damit sie keinen Schreck kriegt.«
» Gute Idee«, meinte Miss Sahara.
» Und kann ich ihr sagen, dass Sie mich in ein Taxi setzen? Dann muss sie nicht erst die Windschutzscheibe enteisen und so.«
» Das ist nicht üblich«, erwiderte Miss Sahara.
» Aber Mrs Buttermark ist viel älter als meine Ma.« Das stimmte tatsächlich, obwohl ich es manchmal vergaß. » Und wenn sie sich auch noch ein Bein bricht, gibt’s niemanden mehr.«
» Ich wohne in der Gegend«, sagte Stan. » Wenn er noch zehn Minuten wartet, ist meine Schicht vorbei und ich kann ihn heimfahren.«
» Stanley!«, sagte Miss Sahara.
» Stan. Steht so in meiner Geburtsurkunde.«
Ihr Lächeln flatterte. » Stan. Es ist gegen die Regeln.«
» Drücken Sie einfach beide Augen zu. Dann sehen Sie nichts.«
» Na ja«, seufzte Miss Sahara. » Fangen wir trotzdem mal bei deinem Großvater an. Wie lautet seine Telefonnummer?«
Ich wusste es nicht. Es war, als hätte sie mir überhaupt nicht zugehört. Ich sagte: » Rufen wir lieber Mrs Buttermark an.«
» Warte hier!«, befahl Miss Sahara und stand auf. » Lauf ja nicht weg.«
» Drüben im anderen Flügel ist er besser aufgehoben«, sagte Stan. » Da steht ein Fernseher im Warteraum. Lenkt ihn ab.«
» Na ja, okay«, meinte Miss Sahara.
***
Kapitel drei
»Hungrig?«, fragte Stan, als wir gingen und die Weihnachtsmusik von dem ausgeleierten Band immer leiser wurde.
» Eigentlich nicht.« Ich war
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