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Max Perplex

Max Perplex

Titel: Max Perplex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hen Hermanns
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den 14-Kilometer-Chauvi-Lauf von Köln. Er führte runter zum Rhein, über die Deutzer Brücke, über das Messegelände, am Tanzbrunnen vorbei, durch den Rheinpark, über die Mühlheimer Brücke und zurück nach Nippes. Höhepunkt dieser privaten Obsession war ein leicht zweifelhafter Akt, der diesem Lauf den Namen gab. Auf dem Tanzbrunnengelände befand sich eine wunderschöne Statue, eine unbekannte nackte Dame, deren herrlichen Hintern ich im Vorbeilaufen zu tätscheln pflegte. Er hatte eine große Ähnlichkeit mit dem von Alwine. Fasziniert hatte mich die Statue allerdings schon, bevor ich Alwine kennenlernte. Ich hatte sogar hin und wieder mit dem Gedanken gespielt, das Kunstwerk eines Nachts einfach zu klauen, aber jedesmal hatte mich der Altmeister Laotse mit der einleuchtenden Feststellung, daß man nur Ärger bekommt, wenn man nicht weiß, wann genug genug ist, davon abhalten können. Heute morgen fühlte sich der Hintern ganz nach seinem Material an. Hart und kalt. Ich blieb stehen, sah der Statue in die Augen und schrie dreimal »Wuff!« Dann sah ich mich peinlich berührt nach etwaigen Zeugen um und lief weiter. Es läuft sich nicht besonders gut, wenn die Eifersucht in den Eingeweiden wütet. Man läuft rücksichtslos und holt sich schnell eine Verletzung. Mein rechtes Knie schmerzte, als ich zu Hause meine Dehnübungen machte, und ich befürchtete, daß ich das Außenband mal wieder überbeansprucht hatte. Wenn das stimmte, konnte ich das Laufen für zwei, drei Wochen vergessen. Was brauchte ein leidenschaftlicher Roadrunner mehr, um seine Laune endgültig auf den Nullpunkt zu bringen?

    Gegen elf Uhr rollte der Volvo in einen Hinterhof der Aachener Straße ein. Neben der Eingangstür des ehemaligen Fabrikgebäudes hing ein gut 80 x 50 cm großes weißes Emailleschild, auf dem in winzigen Buchstaben »G. K K. Werbeagentur, 1. Etage« stand. Hier wohnte und arbeitete mein Freund und ehemaliger Kollege Sigi Krehl. Das G. K K. stand für > Geniale Kreative Konzeptionen<, und genauso sah der 250 m 2 große Loft auch aus, in dem Sigi hauste. Küche und Bad befanden sich in zwei großen Würfeln auf Rädern, die nach Lust und Laune herumgeschoben werden konnten. Der kubische Wahnsinn. Kabel und Wasserleitungen waren in dicke Schläuche verpackt, die sich wie obszön vergrößerte Nabelschnüre aus den Würfeln schlängelten und irgendwo in der Wand verschwanden. Damit die Koch- und Badewürfel nicht etwa versehentlich mit dem Schlafzimmer zusammenstießen, hatte Sigis Bett keinen Bodenkontakt, sondern hing an der Decke und war nur über ein Kletterseil zu erreichen. Das Bett war selbstverständlich auch mobil. Es war als eine Art Wuppertaler Schwebebahn konzipiert und konnte über eine Schiene an der Decke hin und her fahren. Sigi war offensichtlich ein Mann, der sich nicht festlegen lassen wollte.
    Wir hatten ein paar Jahre zusammen in einer Düsseldorfer Werbeagentur gearbeitet und einiges zusammen erlebt. Dann hatten wir die Agentur eines Tages ziemlich plötzlich verlassen, Sigi hatte selbst eine Ein-Mann-Agentur gegründet, und ich war Privatdetektiv geworden. Sigi hatte auf seinem Gebiet bisher ebensowenig Erfolg wie ich gehabt, deshalb bedeuteten für mich die Kürzel seiner Agentur auch eher >Gesellschaft für Klein-Kreativität<, denn außer einem Briefkopf für einen anthroposophischen Architekten, einem vierseitigen Prospekt für eine freie Tankstelle und den paar Visitenkarten und Ausweisfälschungen für mich war hier noch nichts Geniales entstanden.

    Zur Zeit war Sigi schwer auf dem Zen-Trip. Vor ein paar Wochen hatte er sich eine Ladung Kies in eine Loftecke werfen lassen und harkte dort jetzt jeden Morgen ein Zen-Gärtchen zurecht. Als er mich reinließ, zirpte mir auch prompt eine schrille japanische Flöte entgegen. Außerdem hörte ich Wasser rauschen und Vögel zwitschern. Ich blickte mich suchend um. Dem Mann war alles zuzutrauen. »Die vier Jahreszeiten in Kyoto«, beruhigte er mich, »von Tōsha Suihō, alles draußen in den Gärten von Kyoto aufgenommen.«
    Sigi trug eine verbeulte, großräumige Latzhose über einem Sweatshirt, sein langes blondes Haar hatte er zu einem Pferdeschwanz verknotet, und auf der Nase saß eine getigerte Mikli-Brille, deren Design von einem anderen Planeten stammen mußte. Ich verbeugte mich. »Könntest du mir schnell ein paar Schwarzweißfotos entwickeln und vergrößern, Sigi-San?«
    »Kann ich schon, aber auf keinen Fall schnell. Was man tut, muß man

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