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Maxie und ein Fisch mit Fernweh

Maxie und ein Fisch mit Fernweh

Titel: Maxie und ein Fisch mit Fernweh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Usch Luhn
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klammere mich, ohne dass ich es wirklich bemerke, an Jonas’ Arm fest.
    „Ist schon o.k.“, sagt Jonas. Aber mir entgeht nicht, dass seine Stimme eine Winzigkeit zittert. Er macht sich aus meinem Griff los und geht einen Schritt auf seinen Vater zu.
    Herr Pfeffer bleibt direkt vor Jonas stehen. Sie gucken sich beide tief in die Augen, ohne zu blinzeln. So verharren sie eine ganze Weile regungslos.
    Nach und nach ist es auf dem Schulhof mucksmäuschenstill geworden.
    „Das Spiel kenne ich“, ruft Jule und hüpft nervös von einem Fuß auf den anderen. „Wer als Erster wegguckt, ist der Dummi. Wollen wir auch mal, Maxie?“
    „Pscht!“, fauche ich Jule an.
    „Ich mach aber auch mit!“, tönt die Stimme von Lukas in die Stille. „Habt ihr schon um was gewettet?“
    Jonas’ kleiner Bruder hat gerade noch gefehlt.
    „Pscht!“, zischt Jule. „Erst sind die Großen dran. Die Kleinen kommen später.“
    Schließlich bricht Herr Pfeffer als Erster das Schweigen. „Hast du Appetit, mein Sohn?“, fragt er so beherrscht wie möglich. Aber auch seine Stimme zittert. „Wir haben dir noch was übrig gelassen.“
    Ich merke, dass ich schon die ganze Zeit die Luft anhalte. Gleich platze ich wahrscheinlich wie ein zu doll aufgepusteter Luftballon.
    „Danke, Papa!“, sagt Jonas und nimmt den Teller in die Hand. Er beißt seelenruhig in das Schokotörtchen hinein.

    Herr Pfeffer zaubert eine Kuchengabel aus seiner Hemdtasche, aber Jonas schüttelt den Kopf.
    „Ich esse Kuchen lieber mit den Fingern“, antwortet er und hüstelt ein wenig.
    Mir wird kochend heiß. Da ist bestimmt die Pfeffer-Zimtmischung dran.
    Jetzt macht er sich über den Frankfurter Kranz her. Schon alleine bei der Vorstellung wird mir übel. Ich habe Jules Sahne-Senfmischung ja schon mal gegessen. Und womit hat sie noch mal den Bienenstich verschlimmbessert? Ich denke krampfhaft nach. Ach ja, mit einer Salztunke über den Honigmandeln.
    Guten Appetit! Ich schließe die Augen, weil mir plötzlich extrem schummrig wird.
    „Satt!“, höre ich Jonas zuckersüß sagen. „Pappsatt. Danke, Papa.“
    Ich blinzle vorsichtig mit den Augen. Jonas scheint die Kuchenattacke überlebt zu haben, auch wenn er ziemlich grün im Gesicht ist.
    „Wieso hab ich denn nichts von Papas Kuchen abgekriegt?“, protestiert Lukas plötzlich laut.
    Herr Pfeffer und Jonas gucken Lukas gleichermaßen verwirrt an, ohne zu antworten.
    „Mecker doch nicht die ganze Zeit, Luki“, mischt sich Jule ein. „Du darfst nach der Schule mit mir zusammen Eddy füttern. Und meine Mutter hat noch frischen Marmorkuchen zu Hause. o.k.?“
    Lukas nickt zufrieden.
    Jonas drückt seinem Vater den Blümchenteller in die Hand.
    „Wir sprechen uns zu Hause“, sagt Herr Pfeffer. Er dreht sich um und geht in die Schule zurück.
    Schlagartig fangen alle an, durcheinanderzureden.
    „Und was sollte das Spektakel jetzt?“, fragt Jana schulterzuckend in die Runde. „Ich verstehe nur Bahnhof.“
    Ein Mädchen aus der Oberstufe, das gerade erst angekommen ist, flüstert ihr aufgeregt etwas ins Ohr.
    „Was?“, kreischt Jana los. „Eeeeehrlich?“ Sie wirft Jonas einen ehrfürchtigen Blick zu und bricht in lautes Lachen aus. Flüsternd gibt sie die sensationelle Nachricht an Tim weiter.
    Alle sind so mit ihrer stillen Post beschäftigt, dass niemandem auffällt, wie ich eilig hinter Jonas herlaufe, der Richtung Sporttoiletten verschwindet.
    Die Botschaft, dass Jonas für einen ziemlich verdorbenen Einstand des neuen Musiklehrers verantwortlich ist, verbreitet sich in der ganzen Schule wie ein Lauffeuer, während Jonas auf der Toilette kreidebleich literweise Wasser säuft.
    „Wovon hast du denn eigentlich am meisten Durst?“, frage ich ratlos. „Vom Salz, dem Senf oder dem Pfeffer?“
    Jonas zuckt die Achseln. „Mir total egal. Schlecht ist mir von allen drei Zutaten.“ Er grinst angeschlagen, aber siegesgewiss. „Aber mein Vater war echt verblüfft, oder? Meinst du, wir kriegen ihn klein?“
    Ich nicke überzeugt. „Klar, was denkst du denn? Die Stinkkäfer von unserem Lindenbaum werden ihm hundertprozentig seine Nachtruhe rauben!“
    Und dann wird Jonas doch noch richtig übel. Er tut mir deshalb total leid. Krass, was er auf sich nimmt, damit er und seine Mama endlich wieder zusammen sein können.
    Mal ehrlich: Ich finde wirklich, er ist der tapferste Junge, der mir seit langer Zeit über den Weg gelaufen ist. Hätte ich ihm anfangs gar nicht zugetraut.
    Sebastian Pfeffer kriegt sein

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