Maxie und ein Fisch mit Fernweh
ich, dass Jonas es ernst meint. Denn ich kann mich nicht erinnern, dass er bereits vorher Mama gesagt hat. Er vermisst sie wirklich doll. Plötzlich tut er mir furchtbar leid.
„Ich finde es schade, wenn du wieder wegziehst, irgendwie bist du lustig“, sagt Jule aus heiterem Himmel.
Weder Jonas noch ich geben eine Antwort darauf.
„Und wie kriegen wir die anderen Pfeffers aus der Villa raus und uns rein?“, fragt Jule weiter.
Auch wenn sie der Familien-Winzling is t – sie will immer alles ganz genau wissen.
„Als Nächstes denke ich mir was aus, das Herrn Pfeffer die Villa unsympathisch macht. Ein paar krabbelnde Käferlein unter der Bettdecke wie bei Max und Moritz zum Beispiel.“ Ich kichere. „Oder total liebe schwarze Nacktschnecken, die über seinen Flügel und an seiner Wohnzimmertapete rauf- und runterkriechen. Und natürlich Cäsar und seine Kumpels. Die machen schön stinkendes Pipi in alle Ecken.“
Jule klatscht begeistert in die Hände. „Juchuhhhh! Darf ich mithelfen?“
Hihi. Ich sage es ja. Auf meine Familie kann man sich unbedingt verlassen. Das ist echt super!
Auf einmal fällt mir auf, dass es draußen schon dämmert, und ich kriege einen riesigen Schrecken.
Wir müssen uns sputen, Mama kann jederzeit aus der Praxis kommen und dann sind wir aufgeflogen, bevor wir richtig losgelegt haben.
Eilig packen wir die Cremes, die Pfeffermischung und ein paar andere kleine Leckerbissen, die Jule noch schnell dazuerfunden hat, in einen Karton; zusammen mit dem Werkzeug natürlich, das Jonas braucht, um die Kuchen und den Kaffee für die Lehrer-Runde zu präparieren.
Zuletzt bekommt Jonas von Jule noch mal einen kleinen Vortrag zu hören, wie er unsere Erfindungen unauffällig verarbeiten kann.
„Am liebsten würde ich das ja selbst machen“, klagt sie wie eine erfahrene Hausfrau. „Nicht dass du alles durcheinanderbringst und den Spaß verdirbst.“
Ich könnte mich totlachen. Jule verzieht die Stirn vor Sorge zu so dicken Runzeln wie ein alter Dackel, der seine Kinder zum ersten Mal alleine auf Weltreise schickt.
„Jule, du wirst mal eine berühmte Fernsehköchin“, sagt Jonas feierlich. „Tausend Dank. Du kannst super Rezepte erfinden. Später will bestimmt mal jeder ein Autogramm von dir.“
In diesem Moment klingelt das Telefon Sturm und die Haustür fällt quietschend ins Schloss.
„Jule? Bist du etwa zu Hause? Rosanna ist am Telefon. Sie möchte dich dringend sprechen“, erklingt Mamas erstaunte Stimme.
Meine Schwester Jule kriegt vor Schreck einen puterroten Kopf.
„Siehste“, sagt Jonas freundlich. „Was habe ich dir gesagt?“
Jule rennt los.
Jonas schnappt sich den Karton. „Ich hau dann mal schnell ab, bevor sich deine Mutter wundert“, sagt er ziemlich verlegen. „Und dir auch danke.“
Er macht mit seinen Fingern ein V-Zeichen zum Abschied. Das kommt von Victory und heißt so viel wie: Ich krieg das schon hin.
„Wird schon schiefgehen“, murmle ich und versuche nicht zu zeigen, dass sich mein Bauch gerade extrem komisch anfühlt.
Hoffentlich ist das kein schlechtes Zeichen, denn unser Plan ist wirklich gut. Unsere Mutter darf trotzdem nichts davon mitkriegen. Ich bin mir nämlich nicht sicher, ob sie genauso begeistert davon wäre wie Jule, Jonas und ich. Schließlich ist sie schon älter, und den Erwachsenen gehen manchmal einfach die guten Ideen aus oder sie verstehen sie erst gar nicht.
Wieso habe ich …
Wieso habe ich mir heute Nacht nur eine Sekunde Gedanken gemacht, dass etwas schiefgehen könnte? Ich bin um Mitternacht aufgewacht und habe mich schließlich mit Cäsar zu Kassia ins Bett geflüchtet, weil ich solche Albträume hatte. Von riesigen Pfeffermühlen, die wie Fledermäuse durch mein Zimmer flogen. Das war echt fies.
Als Mama beim Frühstück herumfragte, wo der ganze Zimt geblieben sei, weil sie Hunger auf Pfannkuchen mit Apfel und Zimtzucker hatte, blieb mir fast das Brötchen im Hals stecken und Jule musste mir ewig lange auf dem Rücken herumtrommeln.
Aber seit Jonas nach dem dritten Gong atemlos in die Klasse gesaust ist, weil sein Fahrrad schon wieder keine Luft hatte, bin ich total sicher, dass alles super klappt. Jedenfalls habe ich Jonas noch nie so gut gelaunt erlebt.
Ich kann es gar nicht erwarten, dass er mir alles erzählt, und will unbedingt wissen, ob das Präparieren reibungslos funktioniert hat. Aber leider können wir uns erst in der kleinen Pause unterhalten, weil Frau Glöckner uns seit den verkorksten
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