Maxie und ein Fisch mit Fernweh
zwar so übel, dass ich beinahe platze.
„Ich glaube, es ist gut, wenn Jonas sich für die erste Zeit neben Maxie setzt“, ordnet sie an, als wir in unsere Klasse kommen. Sie scheucht Jana von ihrem Platz und verfrachtet sie neben Tim. Der macht ihr mit einem breiten Grinsen Platz. Ich kann mir denken warum. Auch Jana protestiert mit keiner Silbe, sondern wird stattdessen knallrot.
Noch ein falsches Wort und ich gehe wie ein Heißluftballon in die Luft.
„Das ist euer neuer Mitschüler Jonas“, stellt Frau Glöckner die Pfefferbacke vor. „Er wohnt mit seinem Bruder Lukas, der ab heute in die 3a der Grundschule geht, und seinem sympathischen Vater, Herrn Sebastian Pfeffer, den ihr alle noch kennenlernen werdet, in der Villa neben Maxie. Mehr verrate ich aber nicht, es soll ja eine Überraschung werden.“ Frau Glöckner strahlt uns an wie ein geschmückter Weihnachtsbaum.
Wie bitte? Was sollen denn diese seltsamen Andeutungen? Was hat meine Klasse mit Herrn Pfeffer zu tun? Ich verstehe nur noch Bahnhof und in meinen Ohren saust es plötzlich so laut, als wären Kassias Aliens im Anflug. Vielleicht bekomme ich jetzt auch so eine Migräne wie Mama. Stress genug habe ich ja.
Zufällig werfe ich einen Blick auf Jonas. Der hat ganz rote Flecken am Hals.
Im gleichen Moment schaut er mich an. Seine Pupillen sind winzig und so rabenschwarz wie Herrn Schillers Knopfaugen. Über seiner Nasenwurzel bildet sich eine kerzengerade Falte. Sein ganzes Gesicht ist verzogen, so als hätte er Zahnschmerzen.
Wenn es nicht so albern wäre, würde ich ihn glatt bitten, mir diesen Blick auf der Stelle beizubringen. Anscheinend nervt ihn das Gesäusel von Frau Glöckner genauso sehr wie mich.
Schadenfroh grinse ich vor mich hin. Warum soll es ihm anders gehen als mir? Komischerweise fühle ich mich jetzt aber besser. So nach dem Motto: Geteiltes Leid ist halbes Leid. Halt! Quatsch! Was denke ich denn da für Unsinn? Mit der Pfefferbacke will ich echt nichts teilen. Weder meinen Arbeitstisch noch meine Wut. Trotzdem wüsste ich für mein Leben gerne, was Frau Glöckner da gerade so furchtbar mysteriös angekündigt hat.
„Welche doofe Überraschung hat dein unberechenbarer Vater denn noch auf Lager? Den Mauer-über-den-Haufen-fahr-Marathon brechen? Oder einen neuen Mütter-Beleidigungs-Rekord aufstellen?“, zischt mein Mund, bevor mein Gehirn ihn stoppen kann.
Mist. Meine Neugier reitet mich noch mal ins Verderben, sagt meine Mutter immer. Ich erschnüffle auch immer alle meine Geburtstagsgeschenke und ärgere mich hinterher schwarz.
„Frag ihn gefälligst selbst“, zischt Jonas mindestens genauso wütend zurück. „Ich bin nicht der Pressesprecher von meinem Vater.“
Hoppla! Respekt. Da scheint aber gerade dicke Luft im Hause Pfeffer zu sein. Und Jonas ist echt nicht auf den Mund gefallen. Ohne dass ich etwas dagegen tun könnte, schießt mir ein neuer Rap durch den Sinn.
Ich klopfe mit meinem Bleistift den Rhythmus auf den Tisch und spreche lautlos den Text dazu.
Bei Krahahahahahahahahahahahaha und SchlussAusEnde würde Herr Schiller einen minutenlangen krächzigen Lachanfall kriegen, wie das mal ab und zu passiert, wenn er richtig gute Laune hat. Das hört sich bei ihm ungefähr so gruselig an, wie wenn sich ein Gespenst im Kühlschrank halb totlacht. Das Gelächter müsste von heftigem Trommelwirbel begleitet werden. Das wäre richtig cool!
„Maxie, ich merke schon, du brennst darauf, kreativ zu werden“, reißt mich Frau Glöckner aus meinen Gedanken.
Ich erschrecke mich so sehr, dass ich zusammenzucke. Ich muss den Lästerrap unbedingt aufschreiben, bevor ich ihn wieder vergesse. Den zeige ich Frau Glöckner aber lieber nicht. Sie könnte ihn falsch verstehen. Oder besser gesagt: richtig!
„Holt bitte eure Aufsatzhefte hervor, wir beginnen die Woche mit einer spontanen Schreibübung. Das Thema lautet: Mein total verrücktes Wochenende. Alles ist erlaubt, sogar ein wenig Schwindelei. Also versetzt eure Fantasie in Schwingungen. Ich bin jetzt schon gespannt, was ihr alles erlebt habt.“
Frau Glöckner strahlt uns aufmunternd an.
„Ach, du heilige Bratpfanne“, stöhnt Jonas vor sich hin und kramt in seinem Rucksack. „Wenn ich etwas hasse, dann Aufsätze schreiben. Da dreht mein Hirn immer total durch.“
Schon die zweite Gemeinsamkeit zwischen Jonas und mir. Schade, dass er so eine nervige Pfefferbacke ist. Ich bin ein echter Pechvogel.
„Na, dann leg mal los!“ Ich kichere schadenfroh. „Wie
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